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9.0
Ich war, bin und bleibe seit meinem 13. Lebensjahr ein gnadenloser Iron Maiden Fan. Die beste Metal Band der Welt war von 1980 bis einschließlich 1988 so makellos und überragend, dass sie auf ewig über allen anderen Bands stehen wird. Iron Maiden werden immer eine meiner ersten und ganz großen Lieben bleiben und hätte ich nie das "Somewhere In Time" Tape geschenkt bekommen, wer weiß, was aus mir geworden wäre. Nun, all das ist natürlich lange her und in der Zwischenzeit ist viel passiert. Weil alte Liebe aber nie rostet, ist eine neue Iron Maiden Scheibe immer noch einer der größten Momente im Jahr. Auch, wenn das letzte richtig gute Album der Briten schon 15 Jahr am Buckel hat und in der Zwischenzeit fast nur noch Ballast von Bord der Ed Force geworfen wurde…
Soviel zur Einleitung, die bewusst kurz geraten ist, obwohl es noch so viel zu erzählen gäbe. Zeit ist auch der Schlüssel zum Erfolg bei "Senjutsu", denn der größte Fehler, den man machen kann, wäre es zu früh zu beurteilen. Schon lange nicht mehr war ein Album so ein "grower", denn in jedem Fall ist die neue Iron Maiden spätestens nach über 20 Durchläufen um Klassen besser, als sie Eingangs in ihrer unscheinbaren Klasse wirkt. Endlich scheinen Maiden das enge Korsett, das sie seit "Dance Of Death" immer wieder in die nicht enden wollende Solo-, Gedudel-, Rerfraintristesse-Endlosschliefe gedrängt hat, loszuwerden. Das schnöde Songwriting-Muster ist nahezu restlos Geschichte und allein das ist Grund zum Jubel. Allein das macht die "neue" um Klassen besser als fast alles, was man seit "Fear Of The Dark" gehört hat. Wir haben hier vielleicht kein 10-Punkte Album vorliegen. Aber wir hören endlich wieder ein griffig und satt produziertes Iron Maiden-Album, das gemeinsam mit "Brave New World" um die Pole-Position der "Phase II" rittert und somit die größte Gabe seit Anfang der 90er Jahre darstellt. Mehr hat man sich gar nie erträumen können. Schon gar nicht nach "Book Of Souls" und "The Final Frontier" so langweilig waren und im Langzeittest zudem gnadenlos gescheitert sind! Erstinfo ausreichend? Ich denke ja und man erlaube mir nun in all meiner unerwartet großen Euphorie noch ein wenig ins Detail zu gehen. Weil es sein soll, weil ich‘s will und weil ich’s kann und weil’s "Senjutsu" einfach verdient: TEIL I: Das düstere und pompöse, das spannende, kompakte und fesselnde Alterswerk: Mein erstes "Senjutsu"-Highlight kommt gleich zu Beginn. Der düster, progressive und richtig fett klingende Titeltrack aus der Feder von Adrian Smith und Steve Harris ist weit weg, vom Schablonen-Songwriting, an dem Steve Harris uns bei den letzten Alben geradezu verzweifeln hat lassen. Auch lässt dieser Megatrack die Einfallslosigkeit jüngerer Momente vergessen. Vielmehr erinnert "Senjutsu" mich persönlich nicht nur an die getragene Dramatik von Saviour Machine, sondern an die weltoffenen Großartigkeiten, die Bruce Dickinson auf "Balls To Picasso" oder "The Chemical Wedding" erschaffen hat. Sound und Stimme sind hier absolut herausragend und es ist schön, wenn man "The Voice" endlich die volle Entfaltung gibt. Der erste ultimative 10-Punkte Song des Albums und der Beweis, dass Iron Maiden auch im Studio noch jene Ikone und Ausnahmeband sein können, die sie einst so makellos und zur ewig größten und besten Metal Band des Planeten gemacht hat!! Erleichterung macht sich breit. Neugier und Freude schießen einem durch die alten Venen und der Begeisterung nicht genug, bläst dann das richtig stark nach vorne gehende "Stratego" gleich weiter ins Höchstnoten-Horn. Anfang vielleicht unspektakulär, wird hieraus die perfekte Single. Ein von Janik Gers und Sir Harris auf den Punkt komponierter, knackiger Maiden-Hit mit pumpenden Bass, coolen Gitarren und superben Vocals. Der Anfang von "Senjutsu" ist also mehr als nur erfreulich. All die Angst, ein weiteres Songwriting Desaster und eine weitere Wundertüre voll Banalität und Langeweile zu erben ist spätestens nach dem fünften Durchlauf verblasst und siehe da: Das anfänglich verschmähte "Writings On The Wall" funktioniert im Albumkontex auch weit besser, als noch als Vorbote. Insbesondere die dezente Country-Coolness Note der Gitarren macht ein lässiges Bild und in Summe tut der epische Song alles was er kann, um den Fluss der ersten Albumphase hoch zu halten und zu gefallen. "Senjutsu" beginnt somit fast ohne Fehl und Tadel und mit "Lost In A Lost World" geht es "eigentlich" auch so weiter. "Eigentlich" deshalb, weil dieser großartige, düstere Rocksong mit super Vocals, coolen Effekten und großartiger Stimmung in einigen Momenten erstmals wieder die Stimme von Bruce überstrapaziert. Schade und unnötig, denn würde Bruce die Vocals eine Spur tiefer singen, wäre der Song gleich großartig und könnt auch problemlos auf einer Dickinson Soloscheibe stehen. So wird "Lost In A Lost World" im Laufe der Zeit zwar zu einem weiteren, superben Maiden-Epos, das aber leider im Refrain den letzten Anspruch auf eine Höchstnote verspielt. Schade, würde Steve Harris Bruce hier nicht unnötig zu jenen sirenenhaften Höhen plagen, bei denen er ihn geradezu vorführt und die er einfach nicht mehr schafft, wäre dieser Song einfach noch besser. Jammern auf hohem Niveau. Trotzdem gut, dass mit "Days Of Future Past" ein weiterer knackiger und kurz rockender Banger drübergestreut wird. Kein Überhit und auch ein Song, der im Stimmbereich wohl eine Treppe tiefer besser gemundet hätte. Letztendlich aber eine richtig gute Smith/Dickinson-Single ohne Schnörkel und unnützen Ballast und ebenso klasse, wie das Harris-Mini-Epos "The Time Machine" , das sich mit seiner getragen düsteren Dramatik, den wirklich guten Gesangs- und Gitarrenmelodien von Durchlauf zu Durchlauf steigert und immer noch eindringlicher und besser wird. Mit Abstrichen in der B-Note ist die A-Side von "Senjutsu" also ohne Zweifel meilenweit besser als erhofft und eigentlich so maximal großartig, wie ein Iron Maiden Album im Jahre 2021 und 33 Jahre nach dem letzten, von einem anderen Stern stammenden "Maiden Manifest der Heavy Metal Makellosigkeit" namens "Seventh Son Of A Seventh Son" nur sein kann. TEIL II: Die Harris Epen. Geniale Monumente, unverkennbare Heiligkeiten am Pfad der Längen: Die B-Side von "Senjutsu" beginnt dann wohltuend und mit der getragenen, grandiosen Smith/Dickinson-Nummer "Darkest Hour". Ein weiteres atmosphärisches Stück in allerbester Dickinson-Solo-Manier und absolut großartig! Sowas wie die düstere Halb-Ballade der Scheibe, episch und getragen und einer der allerbesten Songs des Albums. Zeitlos klasse! Danach wird’s bei Gott nicht schlecht, aber leider findet sich gerade in den vorletzten zwei Songs, in den in Summe finalen 34-Minuten des Steve Harris doch am meisten Ballast. Bereits das im Grunde sehr gute "Death Of The Celts" zeigt, dass sich Harris in seinen allzu ausufernden Epen mittlerweile auch gern mal verliert. Schade um seinen Song, der stellenweise unglaublich atmosphärisch, packend und wirklich klasse ist, der in seiner gefühlt ewigen, zudem ziemlich platten Gedudel-Instrumentalreise mittendrin aber mitunter langweilt. Sehr schade! Das teils fast banale Geleier nervt hier richtig und auch der Soloteil beim folgenden 13-Minüter "The Parchment" ist gefühlte fünf Minuten zu lang. Verdammt schade um zwei, im Grunde großartige Iron Maiden-Signature-Songs, die einfach viel zu ausladend geraten sind und die in einem 7-8 Minuten Format wohl zu endlos starken Hymnen geworden wären. So wie es eben das finale "Hell On Earth" sein darf! Hier ist sie, die nahezu makellose Harris-Übernummer, von der man nicht mehr zu träumen gewagt hätte! Der beste Maiden-Longtrack seit Ewigkeiten, voll mit großartigen "Fear Of The Dark"-Vibes. Der Knaller zum Abschluss. Die überdrüber-Livenummer mit toller Atmosphäre, coolen Rhythmus- und Stimmungsbögen, extravaganten Gesangslinien, einem Refrain, der einen unweigerlich und an jedem Ort der Welt dazu zwingt, die Faust in den Himmel zu recken und mitzusingen. Hier langweilt 11 Minuten lang gar nichts. Großes Iron Maiden-Kino zum Abschluss. In allen Belangen ein Spitzensong, mit superben Gitarrenharmonien, großer Epik und Melodie, weltklasse Gesängen. Ein unvergleichliches Harris-Meisterstück, dessen Chorus die Stadien quer über den Globus in totale Ekstase versetzen wird. Somit lässt sich schlussendlich auch die B-Side von "Senjutsu" mit Begeisterung küssen und das Fazit, dass wir das beste Iron Maiden-Album seit mindestens (!) "Brave New World", wenn nicht seit "Fear Of The Dark" vorliegen haben, ist definitiv keines, das ich mir nochmals erträumt hätte. Auch schüttle gerade ich mir so eine Ansage nicht unüberlegt, sondern nach mittlerweile über 50 Durchläufen wohl durchdacht und mit inbrünstiger Überzeugung aus dem Ärmel. Mehr hat man sich gar nicht erträumen können und ich für meinen Teil finde mit, in und um "Senjutsu" endlich wieder jenen Frieden mit meinen ganz großen Helden, den ich seit einigen Jahren einfach nicht mehr bedingungslos finden konnte! Iron Maiden beweisen, dass Heavy Metal auch 2021 noch ergreifend sein kann und Iron Maiden zeigen der Welt nochmals sehr deutlich, wo der heilige Gral des Heavy Metal zu finden ist! ! UP THE FUCKING IRONS ! "I wish I could go back, will never be the same again Bled for all upon this hell on earth And when I leave this world I hope to see you all again On the other side of hell on earth Upon the eyes of good I'm following the light again In between the dark of hell on earth On the other side, I'll see again heaven So far away from this hell on earth…" Trackliste
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Reviews
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