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Iron Maiden – große Helden, Götter, Godfathers of Metal, der Initialzünder für die Metal-Begeisterung der halben Darkscene-Redaktion (aka Iron Church of Maiden Austria), eine der am längsten dienenden Bands des Härtespektrums jenseits von L.A. und wasweißichwassonstnoch… spendieren uns nach einer für die Jungfrauen ungewöhnlich langen Pause von vier Jahren endlich wieder eine Dosis dessen, was wir uns als Teenager vor 20 Jahren ohne Unterbrechung vor und zurück auf Tape und Vinyl reingezogen haben und was heute, 20 Jahre später – das sagte ich aber schon mal – nicht wirklich anders klingt.
Schon das Cover macht klar, dass Bruce Dickinson, Steve Harris und der restliche Gummimonster-Metalzirkus auf Nummer Sicher gehen – eine weitere Meta(l)morphose des nach 30 Jahren ziemlich lächerlichen Bandmaskottchens Eddie, nur leider eben diesmal nicht von Derek Riggs gepinselt, dem Airbrush-Helden unserer Jugendjahre, sondern von irgendeinem namenlosen Photoshop-Dilettanten mit Art School-Abschluss, der hier im Stile von billigsten Superhelden-Comicheftchen und mit Digitalcolorisierung ein Stück Kinderhorrorkram geschaffen hat, vor dem sich nicht mal mehr ein gerade der Mutterbrust Entwachsener beeindrucken lässt. Gerade die, in ihrer Infantilität auch für inzwischen den Fanboy-Kinderschuhen entschlüpfte Musikfreunde kaum goutierbaren Iron Maiden-Cover machen es einem heutzutage schwer, die Band, deren Mitglieder irgendwo um die 50 herum kratzen, als ernsthafte Musiker zu akzeptieren, aber das Konzept der Gummipuppe Eddie hier zur Diskussion zu stellen, würde den Rahmen eines Reviews sprengen. So weit, so langweilig. Zählen muss letztlich die Musik… und die ist auf "The Final Frontier" durchaus zwiespältig. Beginnt der Opener "Satellite 15…The Final Frontier" vielversprechend bombastisch in instrumentaler Prog-Intro-Manier mit hektischen Drums, muss man leider sehr bald feststellen, dass Iron Maiden 2010 nicht weit von Iron Maiden 1988 entfernt sind, denn der anschließende Opener und Titelsong könnte auch ebenso "Can I Play With Madness AGAIN" betitelt sein. Ähnlich uninspiriert geht es dann weiter mit "El Dorado", einem gesichtslosen Midtempo-Stampfer ohne große Überraschungen, und dem eher ruhigen, im Refrain leider gnadenlos nervigen "Mother of Mercy". Auch der fast balladeske 4. Titel "Coming Home" kann den Kahn nicht wirklich in Richtung stürmischer neuer Gewässer herumreißen, sondern dümpelt weiter in seichten Heimatgewässern. Erst bei "The Alchimist", einem treibenden Uptempo-Kracher der Marke "Aces High" kommt erstmals so was wie Freude auf. Die Erlösung folgt dann in der zweiten Halbzeit, wo Iron Maiden ziemlich düster zu Werke gehen und oftmals ziemlich nahe am Prog-Metal vorbei schrammen. Das epische, knapp 9-minütige "Isle of Avalon", eingeleitet von einem klassischen Steve Harris-Bass-Intro, gehört zu den originelleren Maiden-Songs der vergangenen Dekade, der Instrumentalmittelteil mit seinen Jam-Session-Anklängen hebt sich wohltuend vom Einheitsbrei der vorigen Songs ab. Ähnlich dunkel und episch setzt sich das Album dann fort, der Weg, der sich auf dem Vorgängeralbum "A Matter of Life and Death" abzeichnete, wird mit überlangen, manchmal etwas aufgeblasen wirkenden Songs wie "The Talisman" oder "When the Wild Wind Blows" konsequent weiter beschritten. Glücklicherweise trotzdem meilenweit entfernt von "Bring Your Daughter to the Landdisco-Ringelpiez" bescheren uns die Althelden aus Great Britain soliden Stoff, wie er auf den vorigen drei Alben und Bruce Dickinsons Soloversuchen schon mehrmals zu hören war, aber beispielsweise auf "Seventh Son of a Seventh Son" höchstens für Single B-Seiten gereicht hätte. Somit bleibt letztlich nach über 80 Minuten ein recht durchwachsener Eindruck zurück. Nicht dass "The Final Frontier" ein schlechtes Album wäre, keinesfalls. Die Frage stellt sich, ob man dieses Album wirklich braucht. Denn gerade in der ersten Hälfte klingt "The Final Frontier" verdächtig nach Altenteil und Vertragserfüllung zwecks Finanzierung desselben. Zu ideen- und kraftlos plätschern die technisch natürlich perfekt vorgetragenen Songs an einem vorbei. Da bleibt nichts hängen, denn alles war schon mal da – und das wesentlich kraftvoller – und auch Bruce Dickinson klingt zeitweise fast angepisst gelangweilt, so als hätte man den Herrn Rock-Millionär aus seinem lieb gewonnenen Boeing-Cockpit per Schleudersitz direkt ins Studio zu Producer-Fett- und Saftsack Kevin Shirley befördert, der hier eine recht fett- und saftlose Produktion abgeliefert hat, die einem Martin Birch nicht mal auf dem Weg zum Pissoir passiert wäre. Nach dem Genuss der 10 Songs auf "Final Frontier", an deren Titel sich schon jetzt niemand mehr erinnern kann, muss man wirklich ernsthaft beginnen, seine Heldenverehrung aus Jugendzeiten kritisch zu hinterfragen. Warum – außer für schnöden Mammon – tun sich beinahe pensionsberechtigte Musiker solche Lächerlichkeiten noch an? Braucht die Musikwelt wirklich alle paar Jahre eine vollkommen altmodische musikalische Pflichtübung, will man immer wieder infantiles Coverartwork mit den zugehörigen pseudo-intellektuellen Texten und ein unnötiges Gitarrentriumvirat, das trotzdem meist dünner als das billigste Kellercombo-Motörhead-Cover-Trio klingt? Wollen wir immer wieder die gleichen Intros, Doppel-Gitarrenläufe und Songstrukturen regurgitiert bekommen? Die Antwort kann nur ein einstimmiges "Njet!" sein (denn nicht mal mehr in Russland goutiert man aufgrund metallischer Sättigung solchen Retrokäse). Somit gibt’s vom Professor für Bruce, Steve und die anderen vier Greise nur 6,5 von zehn Pint Lager, gezapft im Fußball-Proll-Pub ihrer Wahl in Greater London, dazu 6,5 Shepherd's Pies, die aber aufgrund ihrer geschmacklichen Grauslichkeit hier in der Wertung nicht berücksichtigt werden, genauso wenig wie die 6,5 Schüsseln Custard zum Nachtisch, und somit kann der Professor keine wirkliche Empfehlung für "The Final Frontier" geben. Denn diese Portion Up the Irons-Metal-Barbiturat mit ohne Überraschungen, die für Metal-Teenager des 21. Jahrhunderts große Erleuchtung, für Iron Maiden-erfahrene Musikredakteure aber unterdurchschnittlich ist, ist eine Erwähnung nur darum wert, weil ein ehemals großer Name drauf prangt. "Let it be, let it be!" sang John Lennon schon mehr als 10 Jahre, bevor er erschossen wurde… Trackliste
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