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Was da 1980 aus Britannia über den Ärmelkanal kommen sollte, um nicht nur waves, sondern bald den gesamten Rock’n Roll zu rulen, war – ohne Übertreibung – wohl tatsächlich der Anfang von dem, was wir heute als Heavy Metal unser täglich akustisch Brot nennen. Ein Album von monumentaler Wichtigkeit, ein musikalischer Neuanfang, der Aufbruch in das Zeitalter des modernen Schwermetalls, und gleichzeitig der Anfang einer der größten Rockbands aller Zeiten.
Wenn ich dieses Debut zu meinen absoluten Top-3-Iron Maiden-Favourites zähle, stelle ich mich zwar der gängigen Lehrmeinung unter sogenannten Kennern der Materie entgegen, der Professor bin jedoch ich, nehme mir somit dieses Recht heraus und sage es direkt: „So gut waren Steve Harris und Gefolge danach nur mehr selten!“ Das mag daran liegen, dass auf "Iron Maiden" noch eine absolut unverbrauchte Band zu hören ist, die zwar am Anfang einer großen Karriere stand, aber schon eindeutig ihre Markenzeichen entwickelt hatte. Hier wirkte nichts aufgesetzt und kommerziell verwässert, die Musik war frisch, dreckig und unbekümmert, gespielt mit einer Virtuosität, wie sie unter ungewaschenen Langhaarrabauken 1980 nicht alltäglich war. Entsprungen aus der – vom britischen Sounds Magazine erstmals 1979 so benannten – New Wave of British Heavy Metal, spielten Iron Maiden rauen Metal mit zwei Leadgitarren, der sich musikalisch und Outfit-mäßig klar vom damals populären Punk abzuheben versuchte. Was man aber mit den Punks gemeinsam hatte, war die unbändige Energie und jugendliche Wut, die die Zuhörer hier mit jedem Song überwältigte. Die Songstrukturen waren jedoch wesentlich komplexer als im Punk und standen weitaus eher in einer Tradition mit klassischen 70er-Hard Rock-Bands wie Deep Purple, als den Hau-drauf-und-Schluss-Chaoten von Motörhead, die sich damals auf dem Höhepunkt ihrer Popularität befanden und durchaus auch von Punks gemocht wurden – eine Ehre, die Iron Maiden trotz aller Street Credibility kaum zuteil wurde. Dazu gesellten sich exzessive Gitarrensoli, die charakteristischen Twin-Gitarrenläufe, dominante, treibende Basslinien und natürlich ein Sänger, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdiente. Wie unverwechselbar Paul Di Anno war, sollte auch dem letzten Zweifler klar werden, wenn er beispielsweise "Phantom of the Opera" oder den Titeltrack in einer der unzähligen Liveaufnahmen mit seinem Nachfolger Bruce Dickinson hört, der es mit seinem operettenhaften Gesang nie geschafft hat, die räudige, schwerst rock'n rollende Atmosphäre der Originalaufnahmen auch nur annähernd zu reproduzieren. "Running Free" Was uns endlich zu den acht großartigen Songs führt, die allesamt Klassikerstatus genießen und denen man deutlich anhört, dass sie Produkte der auslaufenden 1970er sind, jedoch in einem absolut positiven Sinne. Das treibende "Prowler" eröffnet dieses Jahrhundertalbum mit seinem unverwechselbaren Gitarrenjaulriff und entlädt sich im Mittelpart in einem furiosen Gitarrensolo. "Remember Tomorrow" beginnt ruhig, beinahe balladesk, bereitet den Hörer im finalen, schnellen Instrumentalteil dann aber auf den ersten echten Iron Maiden-Hit vor: "Running Free" hebt mit Schlagzeug und Bass an, bevor Paul Di Anno mit seinem berühmten „OK!“ das Startsignal zum geradlinigsten Song dieses Albums gibt, der auch heute noch zu den unverzichtbaren Ingredenzien eines gelungenen Iron Maiden-Konzertes inklusive Mitsingpart zählt. Der Höhepunkt ist damit aber noch nicht erreicht, denn abgeschlossen wird Seite 1 in der Vinylausgabe von "Phantom of the Opera", meinem persönlichen Lieblingssong, der von einem brillanten, kaum enden wollenden Instrumentalpart gekrönt wird. Seite 2 beschert uns dann zum Auftakt mit "Transsylvania" das immer noch coolste Iron Maiden-Instrumental, das beinahe nahtlos in die gänsehauterzeugende Ballade "Strange World" übergeht, in der Di Anno, auf der Bühne ein in schwarzes Leder gekleideter Londoner Vorstadtrüpel, tatsächlich Gefühl zeigen konnte. Seinen Abschluss findet dieses Album mit dem von epileptisch zuckenden Rhythmen dominierten "Charlotte the Harlot" und schließlich dem Titeltrack "Iron Maiden", ein kompromisslos durchgehämmernder Vollgassong, der den Hörer atemlos und ausgepowert zurücklässt. Dass von der Besetzung dieses Albums heute nur mehr Bassist und Mastermind Steve Harris und Gitarrist Dave Murray übrig sind, sollte nicht weiter verwundern. Auf dem kaum weniger genialen, jedoch um Längen druckvoller produzierten Nachfolger "Killers" pflegte man zwar noch die dreckige, rohe Version von Iron Maiden weiter. Mit der Hinzunahme von Bruce Dickinson auf "Number of the Beast" wurde jedoch eine neue Marschrichtung vorgegeben und Iron Maiden entwickelten sich immer mehr weg vom geradlinigen Hard Rock, hin zu zunehmend komplexeren, opernhaften Songs, verpackt in das High-Tech-Gewandt der millionenschweren Produktionen von Martin Birch. Angesichts der Tatsache, dass Iron Maiden im 21. Jahrhundert ihren Zenit längst überschritten haben, in den 90ern gar einige der schlechtesten Songs aller Zeiten verbrochen haben ("Bring your daughter" anyone?) und heute zur sich ewig wieder zitierenden Selbstkopie verkommen sind, sollte man sich jedoch immer wieder an die Frühphase von Steve Harris und Co. erinnern, und sei es nur darum, dass man sich bewusst wird, dass Iron Maiden tatsächlich einmal ehrlichen, dreckigen Rock spielen konnten ohne gigantomanische Bühnenaufbauten mit überlebensgroßen Plastikungetümen und einem Union-Jack-schwingenden Clown als Frontman (... den ich trotz seiner Bühneneskapaden sehr schätze und immerhin haben Maiden auch nach diesem Erstwerk noch ein paar allervorzüglichste Alben eingespielt, zumindest so bis ca. 1988, dass da bitte keine Missverständnisse aufkommen...) "Remember Tomorrow" (live at the Rainbow 1980) Trackliste
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