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Keine Wertung
Zum 25(!)- Jahre-Jubiläum spendiert die britische Gothic-Metal Legende eine Compilation mit dem schlüssigen Titel "Tragic Illusion 25 (The Rarities)". Nach dem Erfolg der letzten, wirklich tollen Studiolangrille "Tragic Idol" (zum Review) aus dem Jahre 2012 ein logischer Schritt, schließlich will man den Fans die Wartezeit auf den nächsten Longplayer verkürzen, andererseits das Eisen schmieden so lange es noch heiß ist.
Gleich positiv fällt erneut das Artwork auf, welches durch Klasse im Stile von "Tragic Idol" besticht– kein Wunder, auch dieses Mal zeigt sich wieder der Pariser Designer Valnoir verantwortlich, der bereits für Watain, Orphaned Land oder Mobid Angel gearbeitet hat. Musikalisch viel Neues hat man hingegen jedoch nicht gerade anzubieten, denn "Tragic Illusion 25" besteht bis auf den brandneuen Track "Loneliness Remains" und den 2013 neu aufgenommenen "Gothic" und "Our Saviour" ausschließlich aus bereits veröffentlichtem Material. So befindet sich ein Großteil der Songs auf den jeweiligen Special-Editions der letzten drei Alben, die sowieso schon jeder echte Fan im Schrank oder zumindest auf Festplatte hat. Überhaupt in Zeiten wie diesen von "Raritäten" zu sprechen, wo jeder innerhalb ein paar Mausklicks Zugriff auf so ziemlich jeden noch so obskur veröffentlichten Song hat, ist wiederum ein herrliches Beispiel in welch veralteten Strukturen Labels noch denken. Somit ist diese Scheibe eben nicht mehr als ein Pausenfüller und somit wenig essentiell. Das bereits angesprochene "Loneliness Remains" ist mit Sicherheit das Interessanteste auf dieser Scheibe und erfüllt die Aufgabe des Kaufanreizes gar nicht mal schlecht. Ziemlich doomig geht der Song zur Sache und zeigt Paradise Lost wieder von einer anderen Seite als noch auf "Tragic Idol". Natürlich sind die Trademarks (Nick Holmes einzigartiger Gesang sowie die typische Gitarrenarbeit von Greg Mackintosh) wieder alle vereint, insgesamt erinnert das aber eher an die Frühwerke der Band. Wäre dies eine reguläre Vorab-Single eines neuen Studioalbums, wäre ich jedoch nur mäßig begeistert. Zu Begeisterungsstürmen reißen mich auch nicht die zwei bereits bekannten Coverversionen hin: "Never Take Me Alive" von Spear Of Destiny und "Missing" von Everything But The Girl. Auch wenn sich die Band auf B-Seiten immer wieder gerne vor anderen Künstlern musikalisch verneigt (siehe ua auch ihre Hommage an The Smiths mit "How Soon Is Now" aus dem Jahre 1997 – hier aber nicht enthalten), wollen ihre Interpretationen nie so richtig zünden. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass einzig "Walk Away" (im Original von Sisters Of Mercy) wirklich zwingend ist, denn die Art und Weise, wie sich Paradise Lost diesen Song einverleibt haben ist bemerkenswert und toppt sogar das Original – leider ist aber ausgerechnet dieser Hammer auch nicht drauf. "Ending Through Changes" war ein weiterer Bonussong vom starken "Tragic Idol" und man hört, dass es sich um ein Machwerk jüngeren Datums handelt. Man hört aber auch, dass dieser Song nicht das Potential einer Hitsingle gehabt hat und deswegen schlussendlich auf "Tragic Illusion 25" gelandet ist – so nett der Song auch ist. "The Last Fallen Saviour" -wiederum ein Outtake aus der "Tragic Idol" Aufnahmesession- fällt am ehesten noch in die Kategorie einer Rarität, denn der Track wurde exklusiv als Beilage zum us-amerikanischen "Decibel Magazin" vertrieben. Gute Durchschnittsnummer, aber es hatte wohl auch hier seine Gründe, warum es der Track nicht aufs reguläre Album geschafft hat. Es folgen die Bonustracks des "Faith Divides Us-Death Unites Us" Albums: "Last Regret" und der Titelsong dieses Albums kommen im "Lost In Prague Orchestra Mix" daher – beides üppig arrangiert, aber beides auch leider äußert verzichtbar. Auch das etwas unfertig wirkende "Cardinal Zero" macht dem Namen einer B-Seite alle Ehre; positiv anders "Back On Disaster", das zwar eindeutig in Richtung Alternative Rock/Metal schielend mit Popappeal aufwartet, aber dementsprechend auch hittauglich ist. Überhaupt haben mir Paradise Lost immer am besten gefallen, wenn sie sich was getraut und ihre üblichen Pfade (oft zum Missfallen der Fans) verlassen haben. Dieses wohlige Gefühl überkommt mich auch bei diesem Song - definitiv Anwärter auf die stärkste Nummer dieser Compilation! "Sons Of Perdition", "Godless" und "Silent Heart" komplettieren die Tracklist dieser Scheibe und wurden vom "In Requiem" Album zusammengeklaubt. Erwähnenswert ist aber lediglich "Silent Heart" – ein typischer Paradise Lost Song, der sich anstelle des ein- oder anderen Titels vom regulären Album sicher besser gemacht hätte. Ob die Neueinspielung von "Gothic" und "Our Saviour" einen Mehrwert für den Käufer bzw Fan darstellt, darf bezweifelt werden bzw. muss jeder für sich selber beantworten. Fazit: Für Fans der Band, die noch nicht in den Genuss der bereits veröffentlichten Bonussongs gekommen sind, ist "Tragic Illusion 25" sicher eine Vervollständigung des umfangreichen Backkatalogs. Für alle anderen gibt das Teil einfach zu wenig her und ich persönlich hätte mir von einem Release, welcher 25 Jahre Bandgeschichte feiern soll, wesentlich mehr erwartet. Zumindest etwas mehr unveröffentlichtes Material wäre schön gewesen! So bleibt ein fader Nachgeschmack einer etwas lieblos zusammengeschusterten Compilation und ich warte weiter sehnsuchtsvoll auf das nächste reguläre Studioalbum mit amtlichen Songs und dem ein oder anderen Hit. Neueinsteigern empfehle ich anstelle von "Tragic Illusion 25" zu den Klassikern aus den 90ern wie "Icon" (zum Classic Review), "Draconian Times", "One Second" oder zum letzten Studioalbum "Tragic Idol" zu greifen. Trackliste
Mehr von Paradise Lost
Reviews
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