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6.0
Es sei mal dahingestellt, ob es tatsächlich an Greg Mackintoshs Nebenprojekt Vallenfyre bzw. Nick Holmes Aktivität bei Bloodbath liegt, dass Paradise Lost wieder Lust auf harschere Sounds und gegrowlte Vocals haben. Die diesmalige Weiterentwicklung im Lebenszyklus der Band ist eine Rückbesinnung auf die Tugenden ihrer Anfangsjahre, als ihre Meisterwerke "Gothic" und "Shades Of God" und nicht "Draconian Times" oder etwa "Host" geheißen haben. So weit so gut: Fans, die spätestens bei "One Second" w.o. gegeben haben, mag das neue alte Soundkonzept durchaus begeistern, ich persönlich habe meine Schwierigkeiten damit. Nicht, weil ich es nicht verkrafte, dass Paradise Lost erneut ein weiteres Kapitel in ihrer langen Karriere aufschlagen oder weil ich mit höherem Death-Metal Anteil nicht leben könnte, aber für mich ist die angesprochene Weiterentwicklung eben nicht nur eine Rückbesinnung, sondern auch ein Rückschritt in Qualität.
Erstmals seit 20 Jahren kann ich nicht nachvollziehen, warum die Reise der Band nun in die Sackgasse ihrer Doom-/Death-Metal Wurzeln führt. Dabei beginnt alles sehr vielversprechend und meine erwartete Begeisterung setzt wie immer bei einem neuen Paradise Lost Release unmittelbar nach den ersten Spielsekunden der neuen Langrille ein: "No Hope In Sight" heißt der Opener und ist der große Hit anno 2015, bei dem alles stimmt. Härte, Melodie, Refrain – alles da, was man über die Jahre liebgewonnen hat, unverkennbar Mackintosh/Holmes. Der abwechselnde Klargesang mit den gezielt eingesetzten Growls kommt absolut schlüssig rüber und zeigt die unterschiedlichen Facetten der Band in einem einzigen Song. Einige mögen mich steinigen, aber würde man die härteren Passagen von " The Plague Within" gegen ein paar Elektronik-Tupfer austauschen und die Produktion weniger morbide anlegen, könnte die Nummer glatt von "Host" stammen, was in meinen Augen ein großes Kompliment ist – definitiv ein Anwärter auf Song des Jahres, aber leider auch einziges echtes Highlight auf Albumlänge. Hatten Paradise Lost auf den vergangenen Releases der letzten Jahre mindestens zwei bis drei weitere Songperlen in vergleichbarem Kaliber im Köcher, wird es 2015 sehr dünn. Paradise Lost versteigen sich oftmals im songwriterischen Mittelmaß und speziell die längeren Tracks wie z.B. der Doomer "Beneath Broken Earth" kommen einfach nicht auf den Punkt. Natürlich ist das alles nicht schlecht und handwerklich über jeden Zweifel erhaben, aber zünden will nicht viel und im Laufe der Spielzeit macht sich immer mehr Langeweile breit, was beispielsweise auch auf den letzten My Dying Bride Scheiben ein alt-bekanntes Problem darstellt. Die Misere wird bei "Punishment Through Time" und "Flesh From Bone" am augenscheinlichsten. Was die ganze Angelegenheit hingegen oft rausreißt, sind die liebgewonnen und unverkennbar schwelgerischen Mackintosh-Trademark-Leads, die niemand annähernd so hinbekommt und immer wieder aus dem Doom-/Death Geriffe hervorblitzen. "An Eternity Of Lies" ist so ein Kandidat – symptomatisch aber auch, dass jener Song im Vergleich wieder die meisten "clear vocals" und einen eingängigen Refrain aufweist. (warum habe ich aber bloß im Chorus immer die Geräuschassoziation eines herannahenden Einsatzfahrzeuges?). Um es auf den Punkt zu bringen: was mir persönlich nahezu gänzlich abgeht sind die lyrischen, elegischen Elemente, die den Unterschied zwischen dumpfem Mittelmaß und songwriterischer Exzellenz ausmachen. Nur all zu oft driften die vorliegenden zehn Stücke leider größtenteils immer in finstere Gefilde ersterem ab. Ohne "No Hope In Sight" und "An Eternity Of Lies" würde das Urteil zu "The Plague Within" hier katastrophaler ausfallen, so spreche ich nur von einer echten Enttäuschung, mir der ich im Falle von Paradise Loste eigentlich gar nicht mehr gerechnet habe. Schade, aber das nächste Album wird sicher wieder anders und Mackintosh/Holmes haben sicher noch haufenweise großartige Songideen in petto, die nur darauf warten, zur rechten Zeit das Licht der Welt zu erblicken. 2015 hat es halt nicht sein sollen. Trackliste
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Reviews
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