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8.5
Nach zwei herausragenden Klassealben, holen Moonspell auf ihrem mittlerweile zwölften Werk nochmals alles aus der Kiste, was sie draufhaben. "1755" ist nicht nur ein lyrischer Husarenritt, der komplett in der Landessprache Portugiesisch verfasst wurde. Das Konzeptalbum über die beinahe völlige Zerstörung Lissabons durch ein vernichtendes Erdbeben, erdrückt mit packender Spannung, apokalyptischer Dichte und düsterster Aura.
Die Dramaturgie von "1755" ist überragend und der eigentliche Star eines packend atmosphärischen Albums, das verspielt, treffsicher und groovig zugleich ist. Eine schwere, klassisch orchestrale und orientalisch verzierte Percussion-Version von "E No Me Do Medo " (in einer harschen Version bereits von "Alpha Noir" (zum Review) bekannt) geleitet mit höchster Dramatik in das düstere Thema. Völlig unkitschig, fesselnd, hart und beklemmend, schaffen es Moonspell Chöre, Klassik-Arrangements, orientalische Akzente und Gesänge mit düsterem, mitunter enorm harten Metal zu vereinen. Der Gesang von Fernando Ribeiro ist harsch wie lange nicht mehr, gleichzeitig aber auch melodisch und beschwörend genug, um die beinahe erdrückend apokalyptische Atmosphäre zu verdeutlichen. "1755" balanciert in waghalsiger Höhe zwischen typischen harten Moonspell-roots, perfektionistischem Songwriting und jener klassisch vertonten Dunkelheit, die frühe Therion Werke wie "Theli" zu Referenzalben gemacht hat. "In Tremor Dei" mit seinem harschen Ton, seinen Engelschören und der theatralischen Aura, gipfelt in Fado-Gesängen des Genre-Stars Paulo Bragança. Im ersten Moment klingt all das schwierig, bei genauem Hinhören und in der richtigen Stimmung entfaltet sich das Gesamtwerk jedoch zu einem dichten Meisterstück. Dass "1755" kein Hitalbum ist wie seine Vorgänger, ist Kompliment und Kritik zugleich. "Desastro" wuchtet in brachialem Ton, bevor es durch großartige Arrangements zum Wagner'schen Spektakel wird. Aufwühlend und beunruhigend, technisch herausragend aber eben auch fordernd wie nie zuvor, agieren Moonspell. Eine gewaltige Produktion macht die druckvoll, harten und dennoch höchst filigran und detailverliebten Songs zu dramatischen Epen, bevor ein mystisches Os-Paralamas-Do-Sucesso-Cover "Laterna Dos Afogados" das anspruchsvolle Monumentalwerk ins Ziel fährt, um seine Hörer schwer beindruckt und überwältigt, wohl aber auch erschöpft und gefordert zurück zu lassen. "1755" braucht Stimmung, Zeit, Raum und Hingabe. Wer bereit ist, diese zu geben, wird mit einem großartigen Gesamtkunstwerk belohnt, dass Moonspell in ihrer gesamten Pracht und Härte offenbart. Noch nie klangen die Portugiesen so vom ersten bis zum letzten Ton so monumental, spannend und dramatisch. Allerdings klangen sie auch noch nie so anspruchsvoll und ausladend. Die Zeit wird zeigen, wie sehr ihre Fans bereits sind, sich mit diesem schweren Brocken zu befassen. Herausragend und klasse ist "1755" in jedem Fall! Trackliste
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Reviews
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