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5.0
Ich habe es geahnt und befürchtet: "American Soldier" hatte zwar den ein oder anderen Lichtblick zu bieten, war auch live durchaus tauglich, konnte an der kränklichen Gesamtverfassung des Queensryche Universums aber nicht wirklich was ändern. Vielleicht muss selbst ich mir nun endlich eingestehen, dass manche Lieben nicht ewig währen. Vielleicht sollte man sich mit den unglaublich schönen Momenten der Vergangenheit abfinden, und weiterhin von ihnen zehren. "Dedicated To Chaos" ist nun nämlich bereits das fünfte von sechs Studioalben seit "Promised Land", an denen ich – trotz größtmöglicher Offenheit – einfach scheitere, und das 2003er Werk "Tribe" bleibt weiterhin die einzig gelungene Veröffentlichung, die uns Geoff Tate und seine Mitmusiker nach ihrer kreativen Blütephase der Jahre 1984 - 1994 hinterlassen haben.
Ich habe mich wirklich neuerlich bemüht, dem jüngsten Album einer meiner unumstrittenen Lieblinge das Bestmögliche abzugewinnen. Es ist mir leider nicht gelungen. Es ist traurig, aber wahr, wenn ein lapidarer Rocker wie "Get Started" noch einen der besseren Momente des Albums darstellen muss. Ebenso wie "Hot Spot Junkie" kann so ein Song zumindest halbwegs ohne Sodbrennen verdaut werden, ein biederes "Get It Back" oder das grausame "Around The World" sind für Queensryche Fans und Freunde stilvoller Rock oder Metal Klänge aber amtliche Katastrophen. Hier geht auch den positivst denkenden Menschen jeglicher Schmäh aus. "Dedicated To Chaos" und seine 16 Songs ziehen sich wie ein Kaugummi. Das Album ist ein in sich völlig unstimmig und unschlüssiges Konglomerat sonderbarer Songs, die mit all dem, das wir uns von Queensryche wünschen fast gar nichts zu tun haben. Bei einem mit Saxophonklängen unterlegten "Higher", bei "Retail Therapie", oder auch bei "At The Edge" lichtet sich die Tristesse zwar kurzfristig, und hier kann sich der aufgeschlossene Queensryche Fan mit seiner rosaroten Brille ebenso zurecht finden, wie bei einem verträglichen "Broken" oder einem intensiven "Hard Times". Spätesten wenn der Albumabschluss "Big Noize" die Gesamtstimmung des Albums aber eigentlich sehr treffend verinnerlicht, fast schon langweilig, und bis auf das kurze Led Zeppelin Gitarrengedenken, trotz superber Vocals, total lähmend einfährt, hisst man aber freiwillig die weiße Fahne der Aufgabe. "Dedicated To Chaos" mag sich als musikalische Ergänzung eignen, um an verregneten Nachmittagen vor sich hin zu träumen. Mehr ist aber sicher nicht drin. Da kann mir dann auch der Reggae Spirit von "Luvnu" nicht mehr wirklich weh tun, und es wird keinen wundern, wenn wir auch die wenig guten Momente der Scheibe, fernab all dessen bewerten, was man Höhepunkt nennen mag. Sprechgesang muss selbst in den exzentrischsten Queensryche Momenten ebenso wenig seinen Platz finden, wie modern poppige Strukturen ohne Zusammenhang. Richtig packende Melodien würde man in jeder Art der Verpackung akzeptieren, wenn sie denn zu entdecken wären. Diese sucht man aber ebenso vergebens, wie wirklich zwingende Songs, denn dieses überlange Stück Musik klingt leider wieder mal über weite Strecken phlegmatisch und lethargisch. Ohne Pfeffer im Arsch und auch ohne die göttliche Inspiration, die Queensryche früher auszeichnete. Ein wenig von "Tribe" und eine Brise "American Soldier" kann man auf der mittlerweile zwölften Scheibe einer der einstmals begnadetsten Bands des Planeten wohl entdecken. Dazwischen aber findet sich sehr viel Neues auf das niemand gewartet hat, richtige Höhepunkte suchen wir leider abermals vergebens, und so was wie Magie oder fesselnde Atmosphäre hat dieses Album ohnehin nicht zu bieten. Lasst euch nichts erzählen, "Dedicated To Chaos" hätte auch nur irgendetwas mit einer Gottgabe wie "Empire" oder "Promised Land" am Hut. Das ist Unfug, denn wer immer noch auf richtige Queensryche Highlights alter Tage wartet, der muss wohl endgültig einsehen, dass "Rage For Order", "Operation Mindcrime", "Empire" und "Promised Land" schon beinahe zwei Dekaden auf dem Buckel haben, und die Band mittlerweile in völlig anderen Sphären musiziert. "Dedicated To Chaos" ist kein Metal Album. Eigentlich ist es nicht mal ein Rock Album, sondern ein introvertiertes Stück handgemachter Musik. Musik von großen Musikern, Musik mit Anspruch und Niveau, die aber beileibe nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Ich zähle mich wirklich zu den aufgeschlossenen Fans dieser Seattle Ausnahmeband. Ich versuche mich immer wieder erneut in ihren neuen Alben zurecht zu finden, und ich werde ihnen weiterhin die Stange für ihr grandioses Schaffen halten. Bei "Dedicated To Chaos" geht aber sogar mir auf Dauer die Luft aus, denn 30 Jahre Queensryche hätten wahrlich mehr verdient als ein Album, das nicht mal in der Lage ist, seinem relativ durchschnittlichen Vorgänger das Wasser zu reichen… Trackliste
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Reviews
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