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8.0
Waren es in jüngerer Vergangenheit MAIDEN’s "Brave New World" oder JUDAS PRIEST’s "Angel Of Retribution", ist es nun also "Dark Passion Play":
Die ganze Metal Welt wartet auf das Album jener Band, die sich am kreativen wie kommerziellen Höhepunkt von ihrem Aushängeschild namens Tarja Turunen getrennt hat. Die ganze Metal Welt ist gespannt, ob und wie man den Abgang einer Ausnahmesängerin verkraften wird können. Die ganze Welt hört ganz genau hin, ob und wie sehr sich die monatelange Suche nach einer Nachfolgerin gelohnt hat. Werden NIGHTWISH ihrem überragenden "Once" 10-Pukte-Meisterwerk einen ebenbürtigen Nachfolger zur Seite stellen? Können die Finnen um Mastermind Tuomas Holopainen dort anschließen, wo sie mit ihrem grandiosen Abschiedskonzert "End Of An Era" einhielten und kann Frau Olzon die schier übermächtig große Lücke einer Tarja schließen? Ich sage - trotz aller unumstrittenen Klasse dieses Werkes - dezent nein zu allen Punkten. "Dark Passion Play" ist ohne Frage ein superbes Album, muss sich aber mit absoluter Superlative messen und wird seinem schon jetzt als Klassiker schillernden Vorgänger ebenso wenig gerecht, wie sehr vielen Momenten der Alben zuvor. Anette Olzon hat sicher einen großen Anteil daran. Sie spielt ihren Part zwar manierlich uns souverän, kann jedoch in keinster Weise die in sie gesetzten Erwartungen und Hoffnungen erfüllen, kann den pompösen Momenten der monströs aufgebauten und obergeil produzierten Epen nie den letzten, sie so unumgänglich machenden Glanz verleihen und scheitert leider gnadenlos am übermächtigen Schatten ihrer Vorgängerin. (...sorry, die Maus schaut ja nett aus, aber für solch eine Stimme muss man sicher nicht tausende Bewerbungen durchackern, so klingen sehr viele Damen unsrer Szene! So viel vorweg um dieses Thema gleich abzuhandeln: Das Fräulein kann definitiv sehr gut singen, verleiht den Kompositionen aber weder den Druck, den Tarja hatte, noch kann sie mit ihrer braven, aber sehr austauschbar poppigen Stimme sonderliches Charisma, geschweige denn herausragende Momente setzen.) So viel dazu, gehen wir die Sache aber langsam an. Geben wir dem – zurecht - meist erwarteten Album des Jahres den nötigen Rahmen, sezieren wir die Sache der Reihe nach, dann werden wir auch sehen, dass – trotz aller nicht weg zu diskutierenden Enttäuschung – vieles halb so schlimm ist: Eine wahnsinnig fett, pompös und beeindruckende Soundwand ist es, die mich mit dem Eröffnungsopus "The Poet And The Pendulun" erdrückt. Extrem geil scheint die Chose, auch wenn schon hier sehr deutlich wird, dass das Stimmlein von Frau Anette sicher nicht gerade als Verstärkung zu werten ist. Dennoch haben wir es hier wohl mit einem der besten NIGHTWISH Songs ever zu tun. Ein toller bombastischer Track, der alle Stärken der Band vereint, einen grandiosen Hitrefrain besitzt und mit einer perfekten Mischung aus bretthartem Metal, breitwandtauglichem Bombast und Klassik besticht. Ein absoluter Weltklassesong! Weiter geht’s mit dem rein textlich klar als Abschiedsbotschaft für ex-Diva Tarja zu wertenden, im Duett mit Basser Marco vorgetragenen "Bye Bye Beautiful", einem fett stampfenden und doch höchst eingängigen Groover im "Wish I Had An Angel" Stile und einer gelungenen Nummer, die ebenso wie die sehr poppig, aber gute Single "Amaranth" absolutes Hitpotential versprüht. In Sachen Songwriting stehen NIGHTWISH mit solchen Nummern ohne Frage immer noch am absoluten Limit! Eben jenes Limit, jene absolute Oberklasse in Sachen kompositorischem Handwerk, fettem Bombast und großer Melodien, wird auch von Nummern wie dem modern getragenen und mit sehr harten Mittelteil ausgestatteten „Cadence Of Her Last Breath“, einem brutalen, mit pompösem Chorus aufgeputzen, Brecher namens „Master Passion Greed“ (erstmals nur mit Zottelmonster Marco in gewohnt beeindruckender Hauptrolle) oder dem doomigen Stampfer „Sahara“ angeknarzt. An solchen Nummern gibt’s trotz der harmlosen Lead Vocals definitiv nichts auszusetzen. Etwas schwächer wird’s dann schon am zweiten Abschnitt der Reise. Das bereits allerorts bekannte „Eva“ ist nix weiter als pure Balladen-Schonkost, bombastische Nummern wie „Whoever Brings The Night“, das sperrige „7 Days To The Wolves“ oder das poppige „For The Heart I Once Had“ sind zwar ohne Frage obere Klasse, wissen aber ebenso wenig echte Ausrufezeichen zu setzen, wie die folkige Ballade „The Islander“ oder das superseicht lamentierende „Meadow Of Heaven“. Unterm Strich bleibt trotzdem immer noch oberstes Niveau, bleiben vor allem soundmässig sehr viele geniale Momente und ein Album, das mit einer wirklich kraftvollen Sängerin am Mikro ohne Frage ein weiteres Ausnahmewerk darstellen würde. NIGHTWISH gehen mancherorts zwar poppiger, andererseits aber auch noch heftiger als bisher zu Werke. Ausverkauf kann und wird man dieser Band somit und trotz einiger auf Radio und TV getrimmten Momente, also nie vorwerfen können, die Kunst des Songwritings ist ohnehin immer noch auf Du und Du mit Tuomas und über Produktion und handwerkliche Klasse muss man hier sowieso nicht gesondert philosophieren. Trotz aller Kritik ist "Dark Passion Play" also ein tolles Album einer der besten Bands unserer Zeit, das mich persönlich zwar bei weiten nicht so umwirft wie Meisterwerke a la "Once" oder "Oceanborn", trotz einiger "nur" guter, aber genügend großartiger Momente hat um eine absolute Kaufempfehlung für all jene auszusprechen, die damit leben können, dass NIGHTWISH 2007 leider ohne große Stimme am Mikro auskommen müssen. Ob die Welt in Zukunft aber ein weiteres "solches" NIGHTWISH Album braucht, wird die Zeit zeigen. Ich jedenfalls bin mal sehr gespannt, wie die alten Hits in künftiger live Interpretation klingen und sage ganz klar, dass diese Scheibe mit einer charismatischer und voluminöseren Hauptdarstellerin wohl mindestens einen Punkt mehr wert wäre. Ich vermute mal, mit der Meinung stehe ich nicht ganz allein. Aber schau’n wir mal... Trackliste
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