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Cover  
Queensryche - Digital Noise Alliance (CD)
Label: Century Media
VÖ: 07.10.2022
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Art: Review
Werner
Werner
(1250 Reviews)
9.0
Um die Tragweite der Umstände nochmals in Erinnerung zu rufen: Queensryche hatten bis vor einigen Jahren genug mit sich und mit mühseligen Rechtsstreitigkeiten zu tun. Nach dem endgültigen Abgang von Gesangsgott Geoff Tate war zunächst mal Stabilisierung angesagt, im Anschluss dessen galt es, eine neue/alte Identität sowie eine Soundorientierung anzunehmen, die das letzte Bandkapitel von künftigen Taten scharf trennen sollte. Mittlerweile wird der „neue“ (…) Mann am Mikro, namentlich Todd La Torre, vom Gros der Fraktion Alt-Fans respektiert, ein paar mürrische Trotzköpfe gibt es natürlich immer noch, diejenigen dürfen sich als Alternativtherapie Sweet Oblivion annehmen.

Das gleichnamige Werk aus dem Jahre 2013 klang dann wie ein bescheidenes Statement, im Sinne von „Hallo da draußen, wir existieren noch!“, ehe "Condition Hüman" zwei Jahre später so etwas wie Glanz und Souveränität an den verblassten Horizont von Seattle zurück brachte. Solide prolongiert wurde dies via "The Verdict", wobei der matte Gig im Rathaus Telfs im Rahmen der dazugehörigen Tour einen faden Nachgeschmack im November 2019 hinterließ.

Ist schon wieder eine Weile her. Nun, im Jahre 2022, in dem es fast kein Entrinnen gibt, was tagtägliche, fast ausnahmelos negative Schlagzeilen betrifft, wird man von einem Album wie "Digital Noise Alliance" wenigstens mal im positiven Sinne abgelenkt, obwohl die Themen - wenig überraschend – auch hier ernsterer Natur sind. Die Songwriting-Skills wurden nochmals verfeinert, das Pendeln zwischen ureigener Traditionsmucke, mittlerer Band-Phase und der dezenten Neuausrichtung gelingt dem Quintett derart gut, dass man irgendwann beinahe vergisst, WER hier für lange Zeit gesungen hat. Apropos: während der abermals brillant agierende Todd auf dem letzten Album zusätzlich die Drums übernahm, wurde für die Aufnahmen von "D. N. A." Kamelot Schlagwerker Casey Grillo akquiriert. Dieser lieferte wie zu erwarten eine makellose Performance.

In Gegenwart solch cremiger Ohrwürmer wie "Chapters", "Lost In Sorrow" oder "Hold On", müssten die letzten Raunzer gegenüber der aktuellen Queensryche Besatzung im Kollektiv verstummen – mehr Qualität zu erwarten, wäre vermessen. Der Opener "In Extremis" atmet darüber hinaus einen "Queen Of The Ryche"-Vibe, zieht im Refrain jedoch seine eigene Spur durchs Hörlabyrinth. Das grandiose "Behind The Walls" gipfelt in purer Mindcrime-Dramatik, und die Ballade "Forest" löst jegliche Verkrampfung bei gehemmten Tränendrüsen. "Tormentum" samt seinen sieben Minuten dürfte einer der progressivsten Tracks der gesamten Discographie sein, ehe das finale "Rebel Yell" (Billy Idol) Cover den Deckel draufmacht. Die gern zitierten Gänsehautmomente müssen auf "Digital Noise Alliance" nicht mit Hilfe der Lupe gesucht werden, sie sind allgegenwärtig und irgendwo zwischen "Empire" und "Promised Land" mit einem kräftigen Schuss Metal angesiedelt – selbstverständlich auf Höhe der Zeit eingetütet!

Das Resümee könnte beunruhigender ausfallen: bockstarke Kompositionen inklusive Wiedererkennungswert, egal ob verspielt, hart oder sentimental, keine gewagten Experimente und trotzdem ausgeklügelt arrangiert. Der zuletzt eingeschlagene Pfad wurde also konsequent und vernünftig weiterbegangen – indes: alles andere hätte wohl kein Queensryche Fan, der diese strapaziöse Odyssee wie unsereiner bisher mitgemacht hat, kaum verkraftet.

Trackliste
  1. In Extremis
  2. Chapters
  3. Lost in Sorrow
  4. Sicdeth
  5. Behind the Walls
  6. Nocturnal Light
  1. Out of the Black
  2. Forest
  3. Realms
  4. Hold On
  5. Tormentum
  6. Rebel Yell (Bonus Track)
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