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Cover  
Katatonia - The Fall Of Hearts (CD)
Label: Peaceville Records
VÖ: 20.05.2016
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Art: Review
Alex Fähnrich
Alex Fähnrich
(284 Reviews)
10.0
Nachdem es im Hause Katatonia personell einige Veränderungen gegeben hat, war die Spannung vor der Veröffentlichung des neuen Werks noch größer als sonst, wenn die schwedischen Düsterkönige sich zu Wort melden. Doch da das Erfolgsduo Renske/Nyström nach wie vor den Ton bei Katatonia angibt, ist eh klar, dass es sich bei "The Fall Of Hearts" nur um ein weiteres Meisterwerk handeln kann. Nachdem man es zuletzt mit dem Akustikalbum "Dethroned And Uncrowned" und dem Livealbum "Sanctitude" zur anschließenden Tour eher ruhiger angegangen war, kann man den Opener gleich als faustdicke Überraschung verbuchen. "Takeover" kommt mit seinen gut sieben Minuten Spielzeit so vertrackt rüber, dass man glauben könnte, man hätte es mit einer waschechten Progressive-Metal-Combo zu tun. Das Grundriff ist völlig verquer und trotzdem doch so schlüssig, das Drumming des neuen Schlagzeugers Daniel Moilanen äußerst variabel, unterstützt durch JP Asplunds Percussion, unterbrochen von einem Pianobreak in der Mitte und über allem thront Renskes lakonisch- beschwörender Gesang. Seinem Titel alle Ehre machend übernimmt "Takeover" unmittelbar die Kontrolle über deine Gedanken und Gefühle, umgarnt dein Hirn und dein Herz mit Textzeilen, die im Gesamtzusammenhang nicht unbedingt immer einen Sinn ergeben, in ihrer bildhaften Sprache aber ein Kopfkino anheizen, das sich über die komplette "Spielfilmlänge" von 76 Minuten (inklusive der beiden Bonustracks der Deluxe-Version) fortsetzt:
"Born unwise - Seeking trust in a broken creed - Crushed by the grey - I`m waiting for colour."

Die beiden folgenden Tracks kommen im Vergleich dazu fast schon konventionell daher. "Serein" ist eine relativ straighte, bandtypische Gothic-Metal-Hymne, während das Titelstück mit seiner Hookline im Refrain als Hitsingle durchgehen könnte. Das folgende "Decima" ist traurig-schön und hätte auch auf "Dethroned And Uncrowned" stehen können. Und wieder diese Renskischen Metaphern wie "Map of nowhere in my hands", die unter die Haut gehen und sich dort wie ein Stachel festsetzen. Persönliche Bilder erscheinen vor deinem geistigen Auge und machen dein Herz ganz schwer und spätestens jetzt weißt du, dass es dich wieder erwischt hat - damn! Der Typ ist sowas wie die Reinkarnation von Lord Byron, dabei ist Englisch nicht mal seine Muttersprache. "Sanction" kehrt mit seinem fetten Riff wieder die härtere Seite von Katatonia nach außen, bevor mit "Residual" und "Serac" zwei siebenminütige Emotionsbrocken für Weltuntergangsstimmung sorgen. Da helfen auch "aufmunternde" Textzeilen wie "So hey - let`s celebrate - There`s no need to cry - No one can comfort you - There`s no one around" ("Residual") wenig. Wer sich bis hierher noch nicht die Pulsadern aufgeschnitten hat, kann sich am offensichtlichen Kniefall vor den Landsleuten und Kumpels von Opeth erfreuen ("Serac"), der sich bei den Chören von "Last Song Before The Fade" wiederholt.



Überhaupt gewinnt man im Laufe des Albums den Eindruck, als hätten Anders und Jonas ihre Musiksammlungen durchforstet und seien dabei bei Seelenverwandten wie eben Opeth und Tool/A Perfect Circle fündig geworden. Selbstredend bleibt ihr Songwriting trotzdem höchst individuell und innovativ, wie die folgenden "Shifts" und "The Night Subscriber" beweisen. Viele andere Bands hätten es wohl mit dem hinreißend schönen "Pale Flag" als Schlusspunkt belassen, aber diese Jungs gehen mit "Passer" nochmal in die Vollen, was den Eindruck vom Anfang bestätigt, dass man mit diesem Album wieder einen Tacken härter und progressiver klingen wollte. Dies ist Katatonia eindrucksvoll gelungen, Gott sei Dank nicht auf Kosten von Atmosphäre und Emotionalität. Wer Emo-Knaller wie "Ambitions", "Lethean" oder "The Racing Heart" vom Studiovorgänger "Dead End Kings" (zum Review) zunächst vermisst, sollte sich einfach ein paar Durchläufe Zeit geben, dann stellt sich der gleiche Trauerfaktor ein: "You vanish over the skies - I am forsaken - `Neath the ground I lie - Was banished from this hurtful life - I am forlorn - All dreams have turned to strife."

Der hinterhältigen Vermarktungsstrategie die beiden Bonustracks auf die Mediabook- und Vinylversion zu verteilen, kann man nur durch Kauf von beiden oder dem Erwerb der Deluxe-Version begegnen. Ob das in Schwedisch vorgetragene "Vakaren", das auch auf Renskes Wisdom Of Crowds-Projekt stehen könnte, und das liebliche "Sistere" ("A winter song inside the heart - Won`t you hear me when I call - It`s time for you and me to fall") den erheblichen Mehraufwand wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Der Schreiber dieser Zeilen hat diese Frage für sich eindeutig mit "Ja!" beantwortet, zumal das Artwork von Travis Smith im Großformat noch besser zur Geltung kommt.
Eine Band wie Katatonia ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben und entzieht sich eigentlich jedweder Notenskala, aber wenn`s denn sein muss: Sweden 10 points!

Trackliste
  1. Takeover
  2. Serein
  3. Old Heart Falls
  4. Decima
  5. Sanction
  6. Residual
  1. Serac
  2. Last Song Before The Fade
  3. Shifts
  4. The Night Subscriber
  5. Pale Flag
  6. Passer
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