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9.0
Ein allen Besuchern dieser Seite sattsam bekannter Reviewer äußerte vor knapp drei Jahren an dieser Stelle den Wunsch einer gemeinsamen Tour von Candlemass und Solitude Aeturnus. Dass ihm dieser erfüllt werden sollte, wenn auch auf etwas andere Art und Weise, hätte sich unser Tom wohl nicht wirklich erträumt.
Jedenfalls dürfte es inzwischen auch der allerweltfremdeste Headbanger im hintersten Kuhdorf erfahren haben: Messiah Marcolin ist nicht mehr länger Mitglied bei der Schwedenlegende Candlemass und sein Ersatz ist kein geringerer als Solitude Aeturnus-Frontman Robert Lowe. Befürchtungen, dass damit Solitude Aeturnus (nach ihrem unglaublichen "Alone" Meisterwerk, das hier bejubelt wurde) das Zeitliche segnen würden, können vorerst zerstreut werden: Lowe will weiterhin bei beiden Combos singen. Man erinnere sich: Groß war die Freude unter Doom-Fans, als sich Candlemass 2004 mit Messiah in der klassischen Besetzung reformierten und versprachen, dazu auch gleich ein neues Album zu spendieren. Weniger enthusiastisch waren schließlich die Reaktionen auf das schlicht "Candlemass" betitelte Album: trotz aller Qualitäten im instrumentalen und sängerischen Bereich wirkte das Songwriting halbgar, teilweise schlicht und einfach langweilig, eine uninspirierte Aneinaderreihung von Selbstzitaten. All dies trifft auf den neuen Longplayer "King of the Grey Islands" nicht mehr zu. Tonnenschwere Riffs, mächtige Songs und wunderbare Melodien machen den schwachen Vorgänger schnell vergessen. Mastermind Leif Edling und seine Truppe haben die Kurve noch einmal gekratzt und zeigen, dass sie immer noch gewaltigen Doom produzieren können und erobern sich den SlowMotion-Thron mit diesem Album zurück. Die Qualitäten der Überalben "Epicus Doomicus Metalicus", "Nightfall" und "Ancient Dreams" werden zwar auch diesmal in songschreiberischer Hinsicht nicht ganz erreicht, aber solche Klassiker schüttelt man sich eben nicht täglich aus dem Ärmel. Wie viele Metalbands vor ihnen stehen auch Candlemass vor dem Dilemma, dass sich die Genialität und Frische der Frühwerke später kaum mehr wiederholen lässt, man jedoch ständig an diesen Werken gemessen wird. Immerhin schaffen es Candlemass aber, auch über 20 Jahre später große Songs zu liefern, die zwar keine weltbewegende Innovation darstellen, aber durch überragende musikalische Leistung und schöne Melodien überzeugen. Es fällt schwer, einzelne Songs aus "King of the Grey Islands" herauszuheben, da das Album als Gesamtwerk absolut kompakt wirkt und keiner der atmosphärisch dichten Songs auch nur annähernd negativ heraus sticht. Gesangstechnisch stellt Robert Lowe definitiv einen Gewinn für Candlemass dar. Schon bei Solitude Aeturnus erzeugte er Gänsehaut, doch was er hier leistet, lässt fast den Verdacht aufkommen, er hätte immer schon bei Candlemass gesungen. Und fast um Messiah spöttisch ausrichten zu lassen, dass es ohne ihn auch funktionieren kann, findet man auf dieser CD als Bonustracks von Robert Lowe eingesungene Versionen der Jahrhundertsongs "At the Gallow's End" und "Solitude", die genau so klingen, als wären sie immer schon für Lowe geschrieben worden. "King of the Grey Islands" ist klassisch schöner, epischer Metal, mal sauhart, dann wieder weich und fast kuschelig, trotz allem Pathos aber frei von Kitsch. Absolut kein Kinderkram für die Hitparade, sondern langsam, bedrohlich und dunkel, aber auch ergreifend und erhebend, der Soundtrack zum Weltuntergang und der anschließenden Wiederauferstehung. Vom Professor gibt’s dafür 9 von 10 möglichen smörgåsbords. Mahlzeit. Trackliste
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Reviews
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