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Dark Tranquillity - Leidenschaft Musik
Mit ihrem neuen Album "Haven" haben Dark Tranquillity ein Meisterwerk herbeigezaubert, daß sich sehr eigenständig und abwechslungsreich gestaltet. Die Schweden beehrten auch das Hell On Earth Festival mit einem wahnsinns Konzert und Sänger Mikael Stanne, der sich als sehr redefreudig erwies, nahm sich etwas Zeit für DarkScene.
DarkScene: Dark Tranquillity sind eine der ältesten und erfolgreichsten schwedischen Death Metal Bands, was denkst du über den Boom der Death Metal Bands aus dieser Gegend? Man könnte ja schon fast sagen dass es eine "New Wave Of Swedish Death Metal" gibt. Sind diese Bands eher eine Konkurrenz für euch, oder denkt ihr es ist gut, dass dieser Stil immer wichtiger wird? Mikael Stanne: Ich mag die neuen Bands wie "Soilwork", sie haben zwar schon einige Platten veröffentlicht, sind aber trotzdem eine der neueren Bands. Es gibt wirklich sehr viele gute Bands in der Szene, trotzdem denke ich nicht dass es da einen Wettkampf gibt. Es ist eher schmeichelhaft, dass es Bands gibt die von unseren Platten beeinflusst wurden. Das ist das größte Kompliment, das man bekommen kann. Ich denke da nicht über irgendwelche Konkurrenz nach, wenn ich eine neue Band höre, und wenn diese Band dann sagt, dass sie von uns beeinflusst wurden, dann kann ich nur darüber stolz sein. DS: Auf "Haven" habt ihr nicht mehr so viele clear Vocals als auf "Protector". Warum? MS: Das ist eine Entscheidung die wir getroffen haben als wir die "Haven" Songs geschrieben haben. Das ist schon sehr lange her, es war so vor zirka zwei Jahren. Als wir die Songs geschrieben haben hatten wir auch einige ruhigere Teile mit clean Vocals, aber dann wurden die Songs heavier und wir haben die ruhigen Teile durch härtere ersetzt. Wir haben uns einfach gedacht "lasst uns zu unseren Wurzeln zurückkehren, lasst uns zurück zum Heavy Metal gehen". Die Songs sollten auch wieder eher live orientiert sein. Das war eine Entscheidung die wir innerhalb der Band getroffen haben und für mich war das gut, denn Experimente wie bei "Projector" hatten wir schon gemacht und es war nicht mehr so interessant das zu wiederholen. DS: Habt ihr vor irgendwann wieder etwas experimenteller zu werden? MS: Wer weiß? Vielleicht wird ein neues Experiment wieder ganz was anderes ergeben. Wir wollen nicht unbedingt so was wie "Projector" wieder machen, denn das wäre ja langweilig. Wir wollen uns eigentlich immer weiterentwickeln und wieder was neues machen. DS: Das Keyboard ist bei "Haven" sehr wichtig geworden und klingt auch viel spaciger. Warum? MS: Das ist, weil wir noch nie einen Keyboarder hatten, was wir aber eigentlich schon immer haben wollten. Wir haben immer Keyboards auf den Platten verwendet, das waren aber immer nur kurze Teile. Wir haben bis jetzt nur leider keinen Keyboarder gefunden, einen coolen Typen der Metal mag und gut spielen kann. Jetzt haben wir zwar einen Freund der Keyboards mag aber noch nicht ganz im Metal drin ist, aber langsam kommt er rein. Er mag so den 80er Jahre Synth Sound. Aber bei Projector hatten wir ja viele solche Elemente eingebaut. DS: Und Projector war auch sehr auf die Stimme fixiert? MS: Ja, aber auch die Musik war wichtig. Projector war sehr melancholisch. Wir haben alle als wir Kinder waren Bands wie Kraftwerk, Font 242 und solche Sachen angehört. Das hat uns immer begleitet. DS: Werdet ihr wieder einen langsamen Song wie "Auctioned" auf Projector machen? Das ist doch euer einziger langsamer Song? MS: Das ist nicht ganz richtig, denn genau gesagt haben wir noch einen langsamen Song aber den hat noch fast keiner gehört. DS: Ist der Song neu? MS: Ja, es handelt ich um einen neuen Song, den wir für das neue Album aufgenommen haben. Eigentlich wurde er für "Haven" geschrieben, doch er erschien nie auf der Platte. Möglicherweise wird er später mal veröffentlicht, auf einer "All Unreleased Tracks CD"...so einer "Geld verdien CD"... DS: Seit dem Projector Album habt ihr sehr interessante Symbole auf euren CDs, diesmal habt ihr ein Herz und einen Schlüssel auf dem Cover. Gibt es da eine Beziehung zwischen dem Cover und eurer Musik? Gibt es da spezielle Symbole? MS: Ich hoffe, dass es da eine Beziehung zwischen Cover und CD gibt, aber das kann ich leider nicht gut genug erklären, da das Niklas’ Arbeit ist. Er versucht alle Texte vom Album zu verstehen (er ist der in der Band, der meine Texte liest...). Niklas kennt mich ja schon seit dem wir sechs Jahre alt sind und er versteht mich deshalb sehr gut. Er weiß ziemlich genau was ich denke und er macht dann Bilder, die die Musik reflektieren, speziell die Texte. Er verstärkt somit die Aussage der Texte. Zum Beispiel: das "Haven" Cover ist eigentlich kein Herz, es ist eine Blume, die aussieht wie ein Herz mit Dornen drauf. Es sieht isoliert aus, sehr chaotisch, und ich denke das passt genau zu den Texten. Als Niklas das Cover gemacht hat, schickte er mir jeden Tag einen Entwurf und ich sagte ihm , dass ich mir da oder dort noch was vorstelle und er schickte mir eine neue Version. Das Ergebnis ist genau das was ich mir vorgestellt habe, es ist brillant, es ist genau das worum es in dem Album geht. Aber es ist, wie alles was wir machen nicht sehr offensichtlich, man muss halt versuchen den Inhalt herauszufinden. Das ist irgendwie ein Rätsel... DS: Es ist sehr romantisch, oder? MS: Ich würde eher sagen es ist mehr poetisch als romantisch. Es ist das, worüber ich immer singe, unser Elend, unser poetisches Leben. Niklas verstärkt das mit den Covern irgendwie. Offensichtlich haben wir Herzen und wir fühlen etwas aber es ist irgendwie erschöpft, eigentlich sind wir nur Arschlöcher und alles um uns ist Chaos. DS: Ist das so, daß die Texte das Innere sind und die Musik das Äußere? MS: Ja, das ist eine grobe Beschreibung für das was wir machen. Wir haben die richtigen Emotionen im Musikmachen, aber das echt physische daran ist sehr chaotisch, sehr rau. Ich kenne die Bilder vom Album, sie sind eigentlich im Proberaum entstanden und auch der Titel vom Album reflektiert , wie es sich anfühlt in den Proberaum zu gehen. DS: Der Proberaum ist der "Haven" (Hafen)? MS: Absolut... DS: Ihr Tourt relativ oft mit In Flames, ist das weil ihr so gute Freunde seit, oder weil eure Stile sich sehr ähneln? MS: Es ist vor allem, weil wir gute Freunde sind. Wir kennen uns ja schon lange und ich habe ja auch als Sänger bei In Flames begonnen. Sicher gibt es da viele Ähnlichkeiten aber die musikalischen Unterschiede kommen besser heraus, wenn wir zusammen Touren. Wenn man auch unsere Konzerte geht und dann auch In Flames sieht, dann merken die Leute schnell, dass wir nicht das Gleiche spielen. Wir leben sehr nahe nebeneinander und sind auch gute Freunde, aber musikalisch denke ich dass es sehr große Unterschiede gibt, und das zeigt sich vor allem in der Live- Situation. DS: Vor allem bei den neuen Alben... MS: Definitiv, und wir touren so gerne zusammen weil wir und sehr gerne haben, wir sind gute Freunde. Spritfest (Saufparty, schwedisch) gibt es da immer, es ist einfach eine schöne Zeit. DS: Was ist dein Job wenn du keine Musik machst? Kannst du von der Musik leben? MS: Nein, ich kann nicht wirklich davon leben, ich bin aber nicht der Typ , der den ganzen Tag daheim sitzt, weil er kein Geld hat. Ich arbeite in einem Internet- Cafe mit High End Computern so dass auch die Spiele drauf laufen und so bin ich eigentlich da um Computerspiele zu spielen. Ich bin ein Computerspiele- Freak und deshalb ist es ziemlich angenehm für mich dort zu arbeiten. Einige Freunde meinen ich sollte dafür kein Geld bekommen, weil ich dort eigentlich zu meinem Spaß bin. Ich habe früher in Kindergärten gearbeitet, aber das geht jetzt nicht mehr, da ich zuviel Zeit für die Musik brauche. Jetzt spiele ich den ganzen Tag Computer und bekomme Geld dafür. DS: Was plant ihr für euer nächstes Album? MS: Wir haben sechs oder sieben Songs bereits fast fertig und sind gerade im Prozess des Songwritings. Wir wissen noch nicht wie alles klingen wird, wir sind genauso neugierig wie jeder andere was da rauskommen wird. Die bereits fertigen Songs sind wirklich aggressiv, jetzt sind wir gerade dabei, etwas verrückter zu werden. Normalerweise ist es so, dass wir einige Songs schreiben und dann alles wieder verändern... so in der Art: vom Death Metal- Grind Core Song zu einer Ballade... alles kann passieren. Ich bin auch gerade beim Schreiben der Texte. DS: Es scheint dass du es wirklich liebst Musik zu machen? MS: Natürlich, zwar nicht jeden Tag, denn wir proben drei oder vier Tage pro Woche drei Stunden am Stück, und es ist natürlich nicht jeden Tag lustig, aber für mich ist es eine Art Therapie. Wenn wir neue Songs schreiben dann geht es mir so: Ich wache auf und fühle mich scheiße, dann gehe ich 10 Minuten zum Proberaum und ich schreie für drei Stunden... dann schmerzt mein Körper, mein Bauch und meine Kehle, aber dann geht es mir viel besser, und ich fühle mich super. Es ist genauso, wie es heute Abend sein wird, ich war den ganzen Tag faul und habe nichts getan aber ich gehe dann auf die Bühne und schreie für 10 Minuten und ich fühle mich super. Die alten Songs die ich vor sechs Jahren geschrieben habe haben sich im Laufe der Zeit für mich verändert. Viele Leute fragen, wie ich bei traurigen Texten lächeln kann. Früher waren diese Texte schmerzhaft, aber das ändert sich mit der Zeit und man bekommt mehr Distanz zwischen sich selbst und den Emotionen. DS: Deine Texte sind sehr persönlich? MS: Ja, sie sind auch irgendwie therapeutisch. DS: Was ist der verrückteste Song den du je gemacht hast? MS: Der verrückteste Song ist "Fabric". DS: Worum geht’s in dem Song? MS: Es geht um Perversion. Ich habe davor nie über sexuelle Dinge geschrieben, aber da geht es um persönliche Perversionen. Ich habe die ganze Zeit gelacht, als ich den Text geschrieben habe, aber es geht um ernste Dinge. Es geht drum was du tust wenn du geil bist, man kann einfach alles machen, es steigt dir zu Kopf, und du verliest die Kontrolle. Und es geht auch um den Morgen danach, wenn du es eine Nacht übertrieben hast, dann wachst du auf und denkst "was zur Hölle habe ich denn da getan". Das ist ziemlich genau der Inhalt. Der ernsteste Song ist für mich "Not Built Last". Ich mag auch Songs wie "Zodijackyl Light". Die Message finde ich da sehr gut. DS: Was ist diese Message? MS: Es ist sehr persönlich, es geht um die Entstehung der Zeit. Da hab ich zu viele Bücher gelesen. Man bekommt da verrückte Ideen mitten in der Nacht, das ist auch der Grund, warum die Texte so lange sind und warum ich so schnell singe. Mehr von Dark Tranquillity
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