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Cover  
Flotsam And Jetsam - No Place For Disgrace 2014 (CD)
Label: Metal Blade Records
VÖ: 28.02.2014
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Art: Review
Professor Röar
Professor Röar
(123 Reviews)
Keine Wertung
Es gibt Dinge, auch in der Musik, die sind derart sinnlos, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob die Beteiligten noch alle Tassen im Schrank haben. Eine Welle des Revisionismus hat inzwischen alle Kunstgenres ergriffen, wohl inspiriert von George Lucas, der seit 20 Jahren in regelmäßigen Abständen seine Kuschelpelztier-Weltraumoper einer zeitgemäßen technischen Generalüberholung unterzieht, indem er in jeder Einstellung ein zusätzliches Dutzend vollkommen sinnbefreiter CGI-Kuschelpelztiere durchs Bild hüpfen lässt, vor dem geistigen Auge weitere Dollargebirge, aufgehäuft von nimmermüden Sternenkrieg-Bewunderern, denen es auch nach der x-ten Neuauflage nicht genug Pelztier-kuschelig sein kann. Und auch im Schwermetall-Musikbusiness bedient man sich modernster Computerstudiotechnik um mehr oder weniger angestaubte Klassiker in neuem Glanz erscheinen zu lassen, wohl auch mit gewissem finanziellem Erfolg, denn trotz downloadbedingter Verkaufsflaute scheinen Neuaufnahmen alter Klassiker der angesagteste Trend zu sein. Und so werfen auch im Metal alte Helden, wohl in Ermangelung neuer Ideen, Neueinspielungen ihrer jahrzehntealten Großtaten auf den Markt, die in dieser Form eigentlich kein Schwein bräuchte. Vor einigen Jahren demonstrierten Manowar mit der Eleganz eines Elefanten im Porzellanladen, wie man das nicht machen sollte, und nun kommen die eigentlich immer von allen Seiten mit ziemlichen Sympathievorschüssen bedachten Flotsam & Jetsam daher und kredenzen uns mit Pauken und Trompeten "No Place For Disgrace 2014".

Keine Frage, das Original, 1988 auf Metal Blade/Elektra erschienen, von Hausproduzent Bill Metoyer kompetent produziert und von Mega-Producer Michael Wegener mit einem druckvollen Mix veredelt, gehört zu den 10 besten Thrash-/Speed-Scheiben und hat keinen einzigen auch nur minimal schwächelnden Song zu bieten. Damals schon als die nächsten Metallica gefeiert, schafften die Flotsis leider niemals den großen Durchbruch und müssen sich auch heute noch, trotz eines unfassbar guten 2010er-Comebacks mit "The Cold", immer noch als Anheizer für weitaus größere Bands wie Sepultura oder die unsäglichen Loser Legion Of The Damned durchschlagen. Naja, und da das letzte Album "Ugly Noise" auch nicht so cremig ausfiel, sondern eher dem Titel ziemlich gerecht wurde, schieben Eric A.K. und Gefolge nun eben diese Neuauflage nach. Hauptsächlich begründet man dies damit, dass das Original klangtechnisch nicht mehr heutigen Standards entspricht. I beg your pardon, Mr. AK? Das kann nicht ernst gemeint sein, nie und nimmer.

Besonders grotesk erscheint diese Behauptung dann, wenn man vorliegendes Produkt einer kritischen Betrachtung mittels geeignetem Hifi-Equipment (im Zeitalter des 100-fach komprimierten 128Kbit-MP3s auch so ein Ding aus der Steinzeit) unterzieht – man erkennt ein seelenloses Produkt des 21. Jahrhunderts, zu 100% digital produziert, laut und dank massiven Einsatzes von Kompressionssoftware ohne jegliche Dynamik und im Vergleich zum Original einfach langweilig. Besonders auffällig und für Freunde des Originals nervig sind hier die wenig einfallsreichen und auch klanglich ziemlich sterilen Drums, die mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks keine auch noch so minimale Schwankung oder Tempovariation zulassen. Auch einige geringfügige Veränderungen, besonders im Gitarrenbereich oder bei den vollkommen deplatzierten Chorgesängen, stoßen jedem, der diese Songs seit 25 Jahren kennt, übel auf. Woran es aber nun genau liegt, warum diese neuen Versionen ganz und gar nicht mehr zünden, ist schwer nachzuvollziehen. An Eric A.K. kann es nicht liegen, seine Leistung ist immer noch überragend, wobei man bei "Hard On You" leider trotzdem bemerkt, dass er keine 25 mehr ist und einige seiner Stimmkapriolen wohl heute nicht mehr möglich sind. Liegt es etwa am billigen Bontempi-Orgel-Intro zu "Escape From Within"? An den grässlichen Maschinengewehr-artig hämmernden, digital getriggerten Double-Bass-Attacken? Oder doch am klinisch sauberen Sound, der diesem ehemals großartigsten Album des Jahres 1988 jegliches Leben aushaucht? Ist es etwa das billige Cover, das dem Original von Fantasy-Legende Boris Vallejo nicht mal die Stiefelsohlen lecken dürfte? Wahrscheinlich irgendwie alles davon.

Letztlich bleibt dem Professor nicht viel zu sagen, außer dass die Songs natürlich immer noch in einer Klasse für sich stehen und darum dieses Album schon grundsätzlich nicht wirklich schlecht sein kann, moderne Scheißproduktion hin oder her. Und was lernen wir aus dieser Lektion?
1. Flotsam & Jetsam können ihre alten Songs immer noch ziemlich exakt spielen.
2. Produktionstechniken des 21. Jahrhunderts sind Dreck.
3. Das Star Wars- und Metal-Universum haben eine ziemlich erschütternde Gemeinsamkeit: einen eklatanten Mangel an Frauen.
4. Wenn es an einem Klassiker vor 25 Jahren schon nichts auszusetzen gab, lässt man am besten die Finger davon. Wenn das nur mal jemand Joey DeMaio in sein Erdnusshirn reindrücken könnte…

Trackliste
  1. No Place for Disgrace
  2. Dreams of Death
  3. N.E. Terror
  4. Escape from Within
  5. Saturday Night's Alright (For Fighting)
  1. Hard on You
  2. I Live You Die
  3. Misguided Fortune
  4. P.A.A.B
  5. The Jones
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