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7.0
Was tun, wenn schon alles getan, alles erreicht und alles gegeben wurde? Zurücklehnen, sich selbst auf die Schulter klopfen und mit dem Wissen einige der überragendsten Songs und relevantesten Alben der letzten eineinhalb Jahrzehnte erschaffen zu haben, zufrieden sein? Schwer möglich, vor allem wenn man erst 35 Jahre alt ist wie Tuomas Holopainen, der Kreativkopf, der Mastermind, das Genie in und um Nigthwish.
Der große Rummel um die Finnen ist zwar seit der Trennung von Tarja und einem durchaus enttäuschenden Album wie "Dark Passion Play" erwartungsgemäß geschwunden, interessant und prickelnd ist es aber dennoch immer wieder, wenn Holopainen und seine Gefährten ein neues Werk veröffentlichen. Gespannt ist man immer wieder, und die Hoffnung auf Herausragendes stirbt bekanntlich zuletzt. Bei "Imaginaerum" stirbt diese Hoffnung jedoch leider relativ früh! Genauer gesagt nach dem tollen Intro und der wirklich starken, ersten Single "Storytime". Einem Popsong, aber einem amtlichen Hit. Packend, mitreisend und in all seiner Klanggewalt wirklich superb. Der Rest? Der ist ohne Frage auch ein audiophiles Nightwish Erlebnis. Ein mitunter komplexer, soundtrackartiger Hörgenuss in perfektem Soundkleid und in feinster Balance aus Dramatik und Kitsch, aus Klassik, Rock, Metal, Folklore und Pop. Keineswegs jedoch berauschend, noch viel weniger spannend und leider Gottes schon gar nicht mit Songs gespickt, die man für sich alleine gestellt als Hit, Offenbarung, oder Meisterwerk bezeichnen müsste. Vielmehr finde ich Nummern wie "Rest Calm", ein von bitteren Vocals geprägtes "Scaretale", oder die bluesige Varieté-Ballade "Slow Love Slow" und das völlig platte "The Crow The Owl And The Dove" teils erschreckend langweilig, uninspiriert und in ihrer höhepunktslosen Semi-Dramatik nahezu unfassbar vorhersehbar. Sogar der über 13-minütige "Song For Myself" ist trotz seiner Opulenz und massiver Präsenz unspektakulär, und punktet einzig und allein wegen seiner fetten Chorarrangements. Keineswegs jedoch punktet man mit Idee oder sagenhaftem Songwriting, und es ist geradezu bezeichnend, wenn ein quasi-Instrumental wie "Arabesque" und die zart mittelalterlich Ballade "Turn Loose The Meremaids" die spärlichen Highlights eines fast 70-minütigen Nightwish Albums sind. Einmal mehr sind nicht allein Anette Olzon (meiner Meinung nach bekanntlich das größte Heavy Metal Missverständnis seit dem armen Blaze Bayley) und ihre völlig durchschnittlich, uncharismatisch und austauschbare Popstimme schuld daran, dass das mittlerweile zweite Nightwish Album am Stück weit hinter den Erwartungen zurück bleibt. "Imaginaerum" wäre auch mit Tarja oder einer anderen wirklich guten Sängerin nur wenig besser, denn wo "Dark Passion Play" neben einiger Durchschnittsware mit "Poet and the Pendulum" noch zumindest einen Jahrtausendsong, und einige weitere verdammt gute Tracks verbuchen konnte, scheitert das mittlerweile siebte Album unser aller ehemaligen Lieblinge nun nicht nur an der schwachen Stimme von Anette Olzon, sondern auch an seinen Songs. Um die Kirche im Dorf zu lassen halten wir fest, dass "Imaginaerum" ohne Frage ein bärenstarkes und überdurchschnittliches Symphonic Metal Album mit viel Atmosphäre und Filmmusikflair ist. Im Vergleich dazu, welch für große Kunst die Finnen jedoch schon erschaffen haben, ist es definitiv nur guter Durchschnitt und trotz aller Perfektion, trotz all der perfekten Arrangements und in großartiger Produktion gipfelnder Detailverliebtheit in meinen Augen leider unoriginell, ein mitunter kitschiger Aufguss bekannter Elemente und somit, vor allem an der Evolution dieser Band gemessen, das schwächste Nightwish Album ever. Trackliste
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Reviews
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