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U.D.O. live, mal wieder. Hat jemand mitgezählt? Wenn das Tempo gehalten wird, holt der Kampfpanzer des traditionellen Metal noch sein Studiowerk ein. Grundsätzlich kann man sich nicht beschweren, gilt die Livepräsenz der eingespielten Truppe (auch und gerade mit den zwei Neulingen an der Gitarre!) doch als eine der zusammenhängendsten, synchronsten, coolsten und mitreißendsten überhaupt. Selbst im Vergleich zu den Kollegen der Ex-Band, mit der Udo Dirkschneider wohl nicht mehr in Verbindung gebracht werden möchte; warum, klärt sich später. Zunächst einmal sei vorangestellt, dass "Navy Metal Night" sich tatsächlich von jedem anderen U.D.O.-Album absetzt, sowohl von den Live-als auch Studioaufnahmen.
Dies liegt daran, dass man ein Orchester, das Marine-Musikkorps Nordsee der Bundeswehr, eine 50-jährige Institution, die mit diesem Auftritt ihre Abschiedsvorstellung gab, engagieren konnte, um die Stücke zu untermalen. U.D.O. und Orchester? Das gehört mit Sicherheit zu den Dingen, die man sich im Heavy Metal am schwersten vorstellen kann. Wie kaum eine andere Band steht diese Mannschaft für straighten Riff-Metal ohne Spielereien, noch dazu hat Herr Dirkschneider eine der am wenigstens nach Opern klingenden Röhren der Welt. Zwar haben sich Soundexperimente immer vereinzelt seit "Mastercutor" eingefunden, aber hier haben wir es in Konzertlänge. Ein Blick auf die Setlist ruft große Verwunderung hervor. Kein einziges Accept-Stück. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Keine "Princess Of The Dawn", kein "Metal Heart", nichtmal "Balls To The Wall", oder gar einen der vielen Klassiker aus der zweiten Reihe. Schon auf "Steelhammer - Live From Moscow", dem letzten Live-Album, gab es nur das zweitgenannte Stück zu hören, aber dass dieser Schritt letztlich gewagt wird, ist schon ein wenig surreal. Dafür finden sich viele Stücke, die es selten bis gar nicht von U.D.O. zu hören gab und der echte Fan bekommt schon bei der Erwähnung von "Faceless World" und "Stillness Of Time" rote Ohren. Auch mit einem "Animal Instinct" (das "Man And Machine"-Album ist ohnehin recht stark vertreten. Leider auch das Duett mit Doro) war kaum zu rechnen; wobei man bei der Auswahl sicher berücksichtigt hat, was für ein Orchester interessant zu spielen ist. Nach einem Intro der Bootsmänner folgt "Future World", das trotz seiner Rifflastigkeit einen grandiosen Einstieg bietet. Erstaunlich, wie gut die Band mit der Armeeunterstützung arbeitet. Da soll noch jemand über die deutsche Marine spotten..! Erstaunlich auch, wie schick Udo im Anzug (oder so ähnlich) aussieht. Auch die Armeehosen werden wohl bald Geschichte sein. Im Verlauf des Konzerts funktionieren die Stücke, die ohnehin mit reichlich Keys versehen waren, am besten. "Heart of Gold", "Trainride In Russia", "Days Of Hope And Glory", alles ganz großes Ohrenkino. U.D.O. goes Hollywood-Rock und es wirkt einfach phantastisch. Natürlich sind auch die Hauseigenen Aggressoren nicht zu unterschätzen ("Aggressor" hätte sich wunderbar in die -or-Reihe der Band eingefügt nicht?). "King Of Mean" drückt den Hörer wie schon auf "Steelhammer" durch die Wand und dass "Animal House" jedes Set beschließen kann und darf, ist wohl klar. Näher wird man "Fast As A Shark" nicht kommen. Ungefähr zur Zeit des "Rev Raptor" kamen Gerüchte auf, Udos Stimme würde immer schwächer. Anhand dieses Albums lässt sich das wirklich nicht belegen. Ganz im Gegenteil; im Alter kommen noch so einige Facetten hinzu. Einfach unglaublich, mit was für einem Swing "Cut Me Out" nicht nur vom Orchester, sondern auch vom Frontpanzer vorgetragen wird! Navy Metal Night ist das "Kiss - Alive IV" der Band, nur wesentlich frischer und reiht sich damit perfekt in die Reihe der phantastischen U.D.O.-Livealben ein, ja, vielleicht sogar in der Nähe der Spitze. Und wer weiß, vielleicht landet der "German Tank" damit einen derartigen Überraschungserfolg, dass es wieder ein Keyboard-lastiges Album im Stile von "Faceless World" gibt, das ja nicht umsonst in jeder U.D.O.-Top-3 vertreten ist? Kaufempfehlung bis Kaufaufforderung, egal, was Wolf Hoffmann sagt! Trackliste
Mehr von U.D.O.
Reviews
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