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2.12.1984, Bahnhof Nürnberg. Ein schummriger kleiner Metalladen, in dem sich jede Menge Kuttenträger an den mit Vinyl voll gepackten Regalen drängen. Es ist der Abend, an dem Metallica mit Tank im Vorprogramm in der Hemmerleinhalle im nahen Neunkirchen aufgeigen. Auch ein Tiroler wühlt in den Neuerscheinungen und die Wahl fällt auf zwei Scheiben mit faszinierenden Coverartworks. Zum einen eine Platte mit einer weißen Geiß auf dem Cover. Die Zeichnung dieses diabolischen Säugetiers mit grenzdebilem Blick in Verbindung mit den „genialen“ Songtiteln auf der Rückseite ist ganz klar ein Indiz dafür, dass sich die Band wohl stark an Venom und Hellhammer orientiert. Die andere Scheibe zeigt einen Wikingerhelm, eine Axt vor einem von Blitzen durchzuckten Himmel und verspricht epischen Metal in Reinkultur. Mit Herzklopfen geht es an den Plattenteller, Kopfhörer auf und schon wenig später ist die weiße Geiß verhaftet. Bathorys Debütalbum ist musikalisch gesehen auch heute noch ein Juwel meiner Sammlung, auch wenn es sich nur um die weiße und nicht um die viel seltenere (und teurere) gelbe "Goat" handelt. Als sich die zweite Scheibe am Plattenteller dreht, erklingt wesentlich zahmere aber keinen Deut weniger geile Musik und wenig später wird der Geldbeutel noch einmal gezückt. Was für ein denkwürdiger Tag aus heutiger Sicht…
...denn diese zweite Scheibe war "Knights Of The New Thunder" und ist ebenfalls ein ganz besonderes Stück. TNT heißt die Band, stammt aus Norwegen und hatte damals bereits einen nur als Import erhältlichen Erstling mit anderem Sänger am Markt. Der stampfende Opener "Seven Seas" erinnert mit seinen wuchtigen Riffs und den genialen melodischen Sirenenvocals von Tony Harnell an eine Mischung aus "Valhalla" von Crimson Glory und Warriors "Fighting For The World". Das geniale Leadbreak von Gitarrist Ronnie Le Tekro ist nur eines von vielen auf dieser Platte, die damals einige in Erstaunen versetzte. War hier ein europäischer Eddie Van Halen am Werk? Was für ein Start! Mit dem flotten "Ready To Leave" geht es in gleich melodisch-rockiger Art weiter. Während sich in den Strophen US-Metal-Riffs allererster Sahne mit einem entfesselt singenden Tony Harnell duellieren, mündet der Song in einen fast poppigen Refrain, bevor das Stück mit einem absolut wahnsinnigen Solo gekrönt wird. Dieser Spagat zwischen epischem Metal und supereingängigen, melodischen Refrains gelingt TNT meisterlich, was auch auf "USA", "Break The Ice" und "Last Summers Evil" überdeutlich wird. Wie damals üblich, musste eine Band, die es zu etwas bringen wollte, auch eine Ballade auf ihrer Platte haben. Schon allein der Mädels wegen. "Without Your Love" heißt die zuckersüße Textplatitüde, die man aber schon allein wegen der genialen Stimme von Tony Harnell nicht einfach übergehen mag (was damals ja auch immerhin bedeutet hätte, aufzustehen und die Nadel weiter zu rücken). Außerdem ist man spätestens nach den ersten Takten von "Thor With The Hammer" mit der Metalwelt wieder versöhnt. Donnernde Riffs, wahnwitzige Leads und ein an Dramatik kaum zu überbietendes Songwriting machen aus dem Stück ein wahres Epic Metal-Monstrum. Leider viel zu kurz! Doch mit dem Speed Metal (!)- Kracher "Deadly Metal" schießen TNT den Vogel ab! Was für Riffs, was für eine herrliche Stimme. Glasklar kreischt es aus den Boxen: "Deaaaaadlyiiiii Metaaaaaaaaaaaaaaaal!" Das ist wahres Kraftfutter für Headbanger!! Fehlt noch der Titelsong und Rausschmeißer, der mit fetten Keyboardriffs über den galoppierenden Gitarrenriffs losdonnert. "Bearing A Sword of Steel…Armored With Will To Survive..." Was für eine Hymne! Dieses Juwel steht fraglos in einer Reihe mit "Medieval Steel" (Medieval Steel) und "Steal The Light" (Q5) (zum Classic Review). Und wenn im Refrain der Blitze aus den Boxen schießen und die "Knights Of The Thunder" einen "till the dawn" rocken, dann ist auch heute noch 1984. Der abschließende Donner besiegelt ein Album, dass auf absolut geniale Weise den frühen, epischen Viking Metal mit poppigen Refrains der später aufkommenden Glam-Metal-Welle verbindet. Die CD-Version wartet übrigens noch mit einem Bonustrack namens "Eddie" auf. Eine weitere, weniger schmalzige Ballade, die "Knights…" besser zu Gesicht gestanden hätte als das im Vergleich wesentlich schwächere "Without Love". Noch ein kleiner Tipp für Sammler. Das ursprüngliche Coverartwork wurde von gezeichneten, halbnackten Frauen geziert, gegen das die damaligen Medien heftig protestierten. Nur in Japan durfte das Original-Artwork verwendet werden. Viel Spaß beim Suchen. Leider gelang es TNT trotz weiterer großartiger, aber doch deutlich kommerziellerer Alben und Hits wie "10000 Lovers", "Tonight I’m Falling", "Everyone’s A Star" oder "Intuition" nie an die ganz großen der Haarspray-Bands ranzukommen. Vor allem gelang ihnen nie der damals absolut notwendige Durchbruch in Amerika. Und die 90er bedeuteten auch für diese großartige Band das aus. Und von da an kamen aus Norwegen ganz andere Töne….aber auch das ist mittlerweile Geschichte. Trackliste
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Reviews
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