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7.0
Blind Guardian sind auf ihrem zwölften Studioalbum ohrenscheinlich, böse Zungen behaupten "krampfhaft", darum bemüht, wieder alle ihre Fans zu erwischen. Das gilt für jüngere Anhänger der letzten Alben genauso, wie für die Fans der kopflastigen Phase um die Jahrtausendwende, aber auch für all jene, die so wie meine Wenigkeit noch heute die ersten vier, fünf Alben der Krefelder als deren Bestleistung befinden und Bind Guardian als epische, bombastische Speed Metal Band mit Jahrhundertchören kennen und lieben gelernt haben.
Löblich ist die wiederentdeckte Liebe zur härteren Gangart in jedem Fall. Trotz unüberhörbarer Klasse will die Energie und Dynamik, die einen auf Alben wie "Tales from the Twilight World" oder "Somewhere Far Beyond" so hemmungslos mitgerissen haben, aber natürlich nicht mehr gelingen. Die große Magie ihrer Höchstphase können Blind Guardian genau so wenig wiederbeleben, wie es auch andere Bands nicht schaffen. Die Blüte, die unbändige Ideenquelle, die Jahre der Kreativitätsüberdosis sind vorüber. Es fehlt trotz großen Momenten schon lange, und auch diesmal, das letzte gewisse Etwas. Manchmal klingt das Resultat doch sehr erzwungen und mancherorts verzetteln sich die Herren dann auch wieder in unnötig sperrigem Terrain. Natürlich sind manche Melodien großartig. Die Refrains auch und der Sound sowieso. Auch mit Hansi’s Stimme kann man leben. Selbst wenn sie heutzutage teilweise schon nicht mehr immer ganz "geölt" klingen will und fast schon krächzend tönt. Die Produktion macht es einem auch nicht ganz leicht. Eine Spur wärmer und runder hätte die Scheibe klingen dürfen. Vielleicht täte sich manch einer dann "schneller etwas leichter" damit. Dass Blind Guardian dennoch immer noch auf Topniveau und diesmal gar mehr als zuletzt abliefern, soll hier bei aller Kritik nicht zu kurz kommen. Auf der Habenseite von "The God Machine" stehen neben dem richtig feinen Artwork nämlich auch einige Songs, die nach mehrmaligem Verzehr durchaus astrein munden. Man nehme den Opener mit seinem knackigen Metal Gerüst, den mehrstimmigen Gesängen und dem "Imaginations"-like Refrain. Ein spitzen Blind Guardian-Song. German Speed Metal und eine amtliche Rückbesinnung auf die ersten fünf Alben, ohne dabei die jüngere Vergangenheit zu leugnen. Genau so wie das harte "Damnation", das wirklich superbe "Secrets Of The American Gods" mit seinem großen Refrain oder das geradezu thrashige "Violent Shadows", sind das Songs, die allen Fans dieser Band gut munden sollten. Die zweite Hälfte der Scheibe ist leider nicht mehr ganz so zwingend, die kitschige Ballade wie "Let It Be No More" und das wuchtige "Blood Of The Elves" schaffen es aber zumindest, die Spannung bis zum Ende so hoch zu halten, dass man "The God Machine" als straightes Blind Guardian-Album mit einer gehörigen Portion "Rückbesinnung" in Erinnerung behalten wird. Ob wir hier nun die beste Scheibe seit fast 30 Jahren hören, kann ich nicht versprechen. Blind Guardian gehen jedenfalls den richtigen Weg, fahren mit "The God Machine" die überdimensionale Orchesterkante wohltuend zurück und besinnen sich ohrenscheinlich auf ihre Wurzeln. Die Deutschen paaren ihren ursprünglichen Speed Metal mit progressiven Abfahrten, epischen Arrangements und bandtypischen Chören. Das Ergebnis schmeckt und kann Fans aller Epochen durchaus ans Herz gelegt werden, auch wenn es alles andere als leichtfüßig und locker klingt. Wer es einfach erklärt haben will, ohne restlos informiert zu sein, der könnte "The God Machine" auch irgendwo zwischen "Imaginations From The Other Side" und "A Twist In The Myth" platzieren. Es gibt dann wohl auch schlechtere Visitenkarten. Trackliste
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Reviews
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