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7.0
Ob es wohl jemals so schlechte Startvoraussetzungen für eine Band gab, wie für Slayer im Jahr 2015? Nicht nur, dass der unersetzliche Dave Lombardo am Schlagzeug ausgetauscht wurde, nein, den kreativen Kopf der Band, Jeff Hanneman, segnete am 2.5.2013 das Zeitliche, sodass nur noch ein gealterter, in die Breite gewachsener Tom Araya, der seit Jahren lustlose Performances abliefert, und ein Kerry King, der optisch zwar zum Bild einer solchen Band passen mag, aber doch eher für Hardcore-lastiges Songwriting und mäßige Soli bekannt ist, übrig blieben. Dass sich alle Alben seit "Seasons In The Abyss" zwischen "Schrott" und "Okay" einordnen lassen, lässt auch keine Optimisten wachsen. Die Singleauskopplung "When The Stillness Comes" ist zudem Slayer-untypisch langsam und dürfte mit seinem neumodischen Riffing erste Zweifler bestätigt haben. So oder so:"Repentless" ist jetzt nunmal da.
In alter Manier muss man sagen: Totgesagte leben ganz offensichtlich länger. Das Coverartwork reiht sich im oberen Drittel der bandinternen Konkurrenz ein und auch der Hardcore-Sound, der das Schlagzeugspiel auf den letzten 3-4 Alben ungenießbar machte, ist Schnee von gestern. Sollte das ein Beitrag von Nuclear Blast, bei denen sich die Ur-Thrasher eingenistet haben, sein, hat sich der Umzug komplett gelohnt. Das trifft auch für den Titeltrack und Opener (zieht man das nichtige Intro "Delusions Of Saviour" ab) "Repentles" zu, der wie die Blaupause für einen Slayer-Song wirkt. Je nachdem, wie sehr man die Band schätzt, ist hier also zwischen Kopfnicken und Heiligsprechung alles drin. Das Musikvideo ist übrigens ganz großes Kino. Danny Trejo, anyone? "Take Controll" schießt noch ein wenig schneller über die Ziellinie und grooved zwischendrin auch ganz gut los. Hier zeigt sich am Besten, dass Neu-Schlagzeuger Paul Bostaph technisch einwandfrei agiert, dabei aber die Phantasie eines Dave Lombardo in Sachen Swing und Akzentuierung missen lässt. Fairerweise muss man anmerken, dass bei dieser Art schneller, einzig auf Aggression ausgelegter Musik nur echten Fans der Unterschied markant vorkommen mag. Der Input Gary Holts an dem unglücklich frei gewordenen Gitarrenposten ist schwerer einzuschätzen. Grundsätzlich handelt es sich nämlich um ein King-Album und der drückt dem auch seinen Stempel auf, ohne dabei in seine Alternativ-Punk-hard-und-Grindcore-Phantasien zu verfallen. Wirklich interessant ist die Mitte des Albums, etwa ab "Cast The First Stone", die eher aus getrageneren Liedern besteht und Slayer damit von neuer Seite zeigt. Sicher, Mid-Tempo (eigentlich kann man das auch nur im Vergleich zu "normalem" Slayer-Material so sagen) wie auf "Chasing Death" gab es bereits vorher, doch nicht in der Fülle. Dass man im Alter noch zu Experimenten geneigt ist... Eines dieser Beispiele ist das noch von Jeff Hanneman komponierte "Piano Wire", das definitiv eines der Album-Highlights darstellt und hörbar anders als die restlichen 11 Tracks, sprich intensiver und auf Atmosphäre ausgelegter, durch die knapp 3 Minuten rattert. Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten; wenn auch dankenswerterweise weniger auf kompositorischer Seite (wenngleich ein "ich bin eigentlich nur ein Riff"-Langweiler wie "Atrocity Vendor" nicht schmeckt). Das Problem ist Tom Araya, dessen Geschrei leider wirklich nur noch eben das ist. Keine Akzente, keine "Melodie", keine Überraschungen; einfach nur den gewohnt tiefenlosen Schlachter-Text in's Mikro geworfen. Bei "Implode" hat man direkt einen Obdachlosen vor Augen, der einen von der Seitenstraße aus in wirrem Zorn anbrüllt. Arbeit nach Maß, also. Schön ist anders, aber für die meisten Lieder reicht es mit einem zugedrückten Auge schon. Mit dem Monster-Riff "You Against You" und einem weiteren Slayer-Doom "Pride In Prejudice" geht "Repentless" befriedigend zu Ende und ist damit doch eine glasklare Überraschung. Ganz klar, anno 2015 ist die Band mehr Schnellimbiss als Edelrestaurant; dafür fehlen einfach die Lieder, die man in der ewigen Bestenliste braucht, aber das hier ist nichts weniger als grundsolider Thrash Metal. Daher eine Kaufempfehlung für Fans und für Einsteiger auch sicher ein besserer Beginn, als die letzten Machwerke. Übrigens fiel in diesem Review nicht ein Mal der Name des maßlos überbewerteten, vermeintlichen Referenz-Werkes von 1986. Hört mehr "Hell Awaits". Trackliste
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Reviews
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