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Cover  
Angra - Holy Land (CD)
Label: Rising Sun Productions
VÖ: 1996
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Art: Classic
DarksceneTom
DarksceneTom
(3173 Reviews)
...es war einmal in einem Land vor unserer Zeit...

....als nicht jedes zweite Album mit überstilisiertem Kitsch und Bombastmelodikkost der abgelutschten Sorte überschwemmt war und man die seltenen Perlen dieser Art mit allerhöchster Ehrfurcht und Respekt zu pflücken vermochte. So geschehen im Jahre 1996, als die damals bereits als große Undergroundhoffnung anzusehenden Brasilianer ANGRA mit ihrem überragenden Zweitwerk übern Teich kappten um die enttäuschten ex-HELLOWEEN Jünger mit dem höchst eigenständig und frisch klingenden „Holy Land“ ausnahmslos zu verzücken. ANGRA vermochten bereits mit ihrem 93er Debüt „Angels Cry“ zu begeistern, setzten sich aber erst mit hier bebetetem Meisterwerk ein monumentales Denkmal, das sie unsterblich macht.

Hier verschmilzt lupenreiner Metal mit Power und melodischem Hard Rock. Hier bekennt sich jeder Ton zu den südamerikanischen Wurzelns der Musiker, paart sich gefühlvoll und perfekt arrangierte Klassik mit barocken Fragmenten und landestypischer Folklore, umwoben von, in Latino Rhythmen getauchten Gitarrensounds, die ebenso bretthart wie zerbrechlich dargeboten werden und wie selbstverständlich neben Flöten, Streichern und Rasseln funktionieren. Angeführt von einem Andre Matos, mit seinen eigenwillig aber guten Vocals (mittlerweile ist Andre mit seinen ebenfalls hochklassigen Projekten SHAMAN und VIRGO auf eigenen Pfaden längst näher an seinen musikalischen Wurzeln, als seine Kollegen mit ihrem auf europäisch poliertem Liedgut) sandten ANGRA zehn ausnahmslos als exotische Perlen zu handhabende Songs in die weite Welt.

„Holy Land“, ein unvergleichliches Werk in dessen einfühlsame Kompositionen man mittels des atmosphärischen Intros stilvoll geleitet wird, um gleich zu Beginn mit dem rifforientierten Banger „Nothing To Say“, mit seinem überragenden Rhythmus, tollen Melodien, symphonischen Parts (man beachte, wir reden hier von einer Zeit vor Luca Turilli!) und Orchestralen Elementen, die nie aufdringlich scheinen und songdienlich wirken, Bruderschaft zu trinken. Welch ein Start! In Tagen bevor Konsorten wie HAMMERFALL, SONATA ARCTICA und Co. (so sehr ich einige von ihnen auch schätze) das Licht der Welt erblickten und die Regale mit allen ihren Nachahmungstätern zu überschwemmen drohten, waren solche Leckerbissen noch echte Mangelware und gern aufgenommene Auflockerung des hartmetallischen Haushaltes. Jenes, bereits zu Beginn des Albums erreichte Höchstlevel sollte jedenfalls bis zum Ende durchgehalten, ja gar gesteigert werden. Die zerbrechliche Halbballade „Silence And Distance“, mit ihren tollen Arrangements, herrlichem Songaufbau und den überirdischen Gesangslinien, hart am Rande des Kitsches wandelnd und dennoch so überaus perfekt, leitet stilvoll in den wohl bis heute besten ausgereiftesten ANGRA Song: „Carolina IV“, zehn, mit supergeilen Canonbackgrounds, extravagant folkloristischen Tribal- Rhythmen, Bläsern und Chören vollgestopfte Minuten puren Südamerika Metals, getragen von klaren Gesangslinien, die mit der ganzen Macht der Andacht in knallhartes Power Metal Riffing mit tollem Refrain münden, bevor man sich in einem lupenreinen Flamencospektakel mittelalterlicher Prägung wiederfindet. Überragend, bis heute einzigartig und definitiv der Höhepunkt dieses Kleinods!

Dem nicht genug entpuppt sich der Rest des Spektakels mit gefühlvoll zerbrechlichen, auf folkloristischen Rhythmen und Traummelodien schwebenden Halbballaden wie „Make Believe“, „Deep Blue“ oder dem von einprägsamen Pianopart und herrlichen Streichern getragenen, in barock anmutendem Folkfinale südlichen Ursprungs gipfelnden, Titelsong auch als allererste Sambaklasse, während symphonische Prog/Power Kracher „The Shaman“ oder „Z.I.T.O.“, mit all ihrer extraordinären Instrumentalisierungen bis heute ebenso absolute Elitegüte darstellen.

Viel besser und innovativer als ANGRA auf „Holy Land“ waren HELLOWEEN oder STRATOVARIUS zu ihren besten Zeiten auch nicht. „Holy Land“ ist ein Album, dem man seine südamerikanische Herkunft an allen Ecken und Enden anhört, was es umso reizvoller, eigenständiger und besser macht und eine technisch absolut hochversierte Band zumindest für mich unsterblich werden ließ. Ein zeitlos geniales Referenzwerk in Sachen Melodic Metal, das seine Fühler ebenso in die Prog Richtung wie auch Power Metal Ecke ausstreckt, ohne gezwungen zu wirken und 99,9% der heutzutage gehypten Tralalakombos ohne mit der Wimper zu zucken in Ehrfurcht erstarren lässt!

...wie gesagt, es war einmal, in einem Land vor unserer Zeit......
Trackliste
  1. Crossing
  2. Nothing To Say
  3. Silence And Distance
  4. Carolina IV
  5. Holy Land
  1. The Shaman
  2. Make Believe
  3. Z.I.T.O.
  4. Deep Blue
  5. Lullaby For Lucifer
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