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7.0
Die alten Helden sind wieder da, alle sind sie zurück, um den Kids des 21. Jahrhunderts nochmal kräftig das Bangen und Thrashen beizubringen: Overkill, Testament, Death Angel, Slayer, und natürlich auch Exodus. Es scheint, als ob der 80er-Thrash nie weg war, und falls doch, ist er inzwischen als nicht wegzudenkende Konstante und tragende Säule der Metalszene gar noch präsenter als vor 25 Jahren. Neben den unzähligen Comebacks tummeln sich in der Szene inzwischen auch blutjunge Epigonen wie Warbringer, die den brutalen Sound der 80er bis ins letzte Detail kopieren und so nicht selten beinahe zu Coverbands verkommen, nur dass eben nur einzelnen Riffs "gecovert" und zu neuen Best-of-Compilation-Songs zusammengefügt werden. Dass dies beinahe so unnötig wie eine neue Scheibe von Axel Rose ist, versteht sich von selbst und somit greift der Kenner der Materie eben am liebsten zu den Originalen, die ja immerhin auch noch auf konstant hohem Niveau produzieren.
Im Falle Exodus war dieses Niveau in der Tat enorm hoch – angefangen von der Comeback-Scheibe "Tempo of the Damned" mit Zetro Souza über "Shovel Headed Kill Machine" und den 2007er-Wonneproppen "The Atrocity Exhibition" boten die wiederauferstandenen Bay Area-Veteranen nur feinstes Thrash-Gebolze und machten ein für alle mal klar, dass das 21. Jahrhundert ohne die Opas aus der Bay Area nicht auskommen wird können. Die Erwartungshaltung an das neueste Werk "Exhibit B: The Human Condition" war somit riesig und – so viel gleich vorweg – konnte nicht wirklich erfüllt werden. Dass da keine Missverständnisse aufkommen: Eine wirklich schlechte Scheibe ist das neue Werk der Herren um Gary Holt keinesfalls geworden, alle bewährten Trademarks von Exodus sind hier vertreten. Holt und Heathen-Mastermind Lee Altus lassen die Riffs in bekannter Manier knarzen, die Soli sind wie immer erstklassig und werden wieder so manchem Nachwuchsgitarrero beim Versuch das Album nachzuspielen Nerven und Fingerkuppen durchbrennen lassen. Dazu knüppelt Drummer Tom Hunting seine Schießbude mit der Präzision einer Atomuhr und der Power einer Atombombe in Grund und Boden. Grundsätzlich haben Exodus das Tempo diesmal kräftig angezogen, Songs wie "Burn Hollywood, Burn!" , "Class Dismissed" oder der Rauswerfer "Good Riddance" sind ultraschnelle Nackenbrecher, die alleine durch ihr verheerendes Tempo jeden Moshpit zum Überkochen bringen sollten. Was diesmal jedoch eher zu wünschen übrig lässt, ist das Songmaterial selbst. Zu oft dümpeln Exodus songtechnisch in der Mittelmäßigkeit umher, zu wenig bleibt auch nach mehrmaligem Hören in Erinnerung, denn außer einiger wirklich hookline-verdächtiger Intros sucht man Riffs mit echtem Wiedererkennungswert diesmal mit der Lupe. Leider haben sich Exodus wohl auch bei der Länge der Songs etwas vertan, da man bei einer durchschnittlichen Spielzeit von 6-7 Minuten einfach irgendwann Gefahr läuft durch Monotonie Langeweile zu erzeugen. Bei solchen Spielzeiten erwartet man als Hörer einfach grandiose Epen und nicht die hier vorherrschende ständige Regurgitation der selben Songstrukturen und zuweilen wenig ambitionierter Riffs. Dies überrascht umso mehr, als Lee Altus mit seiner Hauptband Heathen heuer ein ungleich mitreißenderes Comebackalbum vollbracht hat, das besonders durch abwechslungsreiche Songs überzeugen konnte. Als größter Schwachpunkt entpuppt sich diesmal jedoch Sänger Rob Dukes, dessen monotones Gebrülle zwar durchaus beherzt und wirklich fies daherkommt, leider aber niemals auch nur ansatzweise variiert oder gar so etwas wie Melodie zu erzeugen vermag. Eine AUsnahem bildet hier lediglich das schleppende "Democide", wo Rob Dukes zumindest versucht, ansatzweise zu singen. Stilistisch steht Dukes Baul Baloff somit wesentlich näher als Zetro Souza, der zwar auch primär ein phänomenaler Schreihals ist, wenn nötig jedoch auch für ein gewisses Maß an Variation sorgen konnte. Nicht umsonst gehen auf Souzas Konto die wohl besten Exodus-Scheiben "Fabulous Disaster" und "Pleasures of the Flesh", auf denen die Band auch stilistisch ein weit breiteres Spektrum abdeckte als auf diesem, leider nur wenig aufregenden, musikalischen Äquivalent einer Packung Valium. Immerhin hebt sich "Exhibit B: The Human Condition" produktionstechnisch vom derzeit gängigen ultra-cleanen Standard-Thrash-Sound ab. Meister Andy Sneap besorgte Exodus diesmal einen weniger sterilen, organischen Sound, der dem Album vieles der klinischen Kälte moderner Thrash-Scheiben nimmt und somit eine Rückkehr zu den good old times darstellt. Textlich behandeln Exodus, die auch in der Vergangenheit nicht gerade als poetische Kapazunder auftraten, diesmal den Zustand der Menschheit, laut Gary Holt: "cruelty, ignorance, and inhumanity and brutality". Dementsprechend konfrontieren uns die Bay Area-Veteranen mit "erfrischenden" Songs über sadistische Massenmörder und Kinderschänder, Amokläufer, Krieg und Paris Hilton. Nichts Neues also auch an der Lyrikfront, denn die Ergüsse von Mr Holt erschöpfen sich auch hier in den üblichen Metal-Klischees aus Brutalität, anti-klerikalen Worthülsen und oberflächlichem Gefasel über die verderbliche Macht der Medien. Alles schon tausendfach gehört, zugegebenermaßen aber auch schon viel schlechter, wie beispielsweise bei den Exodus-Epigonen und Megadumpfbacken von Warbringer (siehe dazu die Reviews zu War Without End und Waking into Nightmares). Wäre diese Scheibe vor 20 Jahren in meinem CD-Player gelandet, wäre sie mit Sicherheit auf Dauerrotation programmiert worden und letztlich unter den Top-Scheiben des Jahres gelandet. Solche Ehrungen werden "Exhibit B: The Human Condition" jedoch heute nicht mehr widerfahren, denn Exodus haben einfach in der Vergangenheit bewiesen, dass sie zu größeren Taten in der Lage sind. Somit spendiert der Professor Gary Holt und Co. 5 Eintrittskarten ins Metalmuseum, wo sich die Jungs als Exhibit C bis F unbedingt mal ihre Heldentaten vergangener Tage anhören sollten. Dazu gibt’s dann noch 2 Liter Espresso im Museums-Café, wo die Herren ausgiebig darüber sinnieren dürfen, wie man den Karren Exodus wieder ordentlich in Schwung bringen könnte. Good night. Trackliste
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Reviews
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