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Cover  
Helloween - Chameleon (CD)
Label: EMI
VÖ: 1993
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Art: Classic
DarksceneTom
DarksceneTom
(3175 Reviews)
Überraschung, Überraschung und schon jetzt viel Spaß beim Motzen...

"Chameleon": Angefangen vom sonderbaren Coverartwork, über die trockene Produktion bis hin zum mehr als gewöhnungsbedürftigen Liedgut, ein Album einer Band, die damals noch fast auf dem Zenith ihres wertvollen Schaffens innerhalb von 71,26 Minuten der musikalischen Achterbahnfahrt wohl mehrere hundert Tausend Fans vor den Kopf gestoßen, ja fast beleidigt hat.

Nicht dass ich hier die Behauptung aufstellen möchte, "Chameleon" wäre der Höhepunkt des Helloween Schaffens, keineswegs, die beiden "Keeper" Scheiben (zum Classic) sind und bleiben mit das Beste was der Melodische Heavy Metal je erleben durfte, die Debüt EP und "Walls Of Jericho" (zum Classic) sind ohnehin Kultstücke des frühen German Metals und auch "Pink Pubbles Go Ape" war absolut genial - aber dennoch will ich heute nicht eine weitere Lobeshymne auf die Klassiker der Kürbisse trällern, sondern über ein Album sprechen, dass sehr zwiespältige Reaktionen erntete und bis Heute umstritten, ja fast verachtet wird.

Ich will mich hier nicht ausnehmen, auch mir war "Chameleon" einst ein Dorn im Auge, auch ich wusste anfangs nicht recht was ich mit den strengen, teils gar jazzig und poppigen Klängen anfangen sollte und auch ich griff sofort nach Erstverzehr zu alten Klassikern um mir die Enttäuschung und die dunklen Flecken von der Seele zu stromen. Nun denn über zehn Jahre danach, muss ich meine einstige Meinung allerdings ganz gehörig revidieren!
"Chameleon" ist ein absolutes Schmankerl der harten Musik, zwar fernab aller Trademarks und Stärken der Band, aber dennoch ein Album, das zu jeder Sekunde die Klasse der einzelnen Musiker offenbart und vor allem Mut zur Innovation und ein gehöriges Selbstvertrauen untermauert. Auch wenn (mit Ausnahme von Michael Kiske) wahrscheinlich jeder der Musiker von einem "durchwachsen bis schwachen" Werk reden wird und auch ein Grossteil der Fans wohl bis zu diesem Zeitpunkt gut und gern auf die zwölf garnierten "Crossover" Cocktails verzichten kann, sollte man das Album nicht totsagen.

Lässt der gerade noch typische Opener "First Time" noch Gnade vor Recht walten und das Feuer im Herzen der Maniacs zumindest noch lodern, offenbart der Rest von "Chamäleon" einen fast schon waghalsig radikalen Trip in die unendlichen Weiten aller erdenklichen Spektren der Musik, zwar nie ohne die notwendige Härte, aber ohne Zweifel mit Beigabe skurrilster Strukturen.
Von Stiländerung will ich hier gar nicht sprechen – Radikalkur, Befreiungsschlag oder wie auch immer, wäre wohl passender und dennoch, auch wenn es lange gedauert hat, so kann ich ohne Zweifel behaupten, dass, bis auf das etwas gar schnulzige "Windmill" und das langatmige "Music" jeder einzelne Song ein abwechslungsreiches und mit keiner anderen Band vergleichbares Hörerlebnis darstellt. Eigenständig ohne Ende zocken Helloween vom spacig angehauchten "Revolution Now", dem mächtig hart drückenden "Giants" mit seinen unsagbaren Vocallines, über fast poppige Metal Ohrwürmer wie dem mit Bläsern unterlegten "When The Sinner" hin zum fast pervers cool groovenden Swing Rocker "Crazy Cat", beklemmenden Dramen der Güte "Step Out Of Hell" oder einfach gefühlvollen Akustikhits wie "I Don’t Wanna Cry No More". Ein Hammer jagt den anderen, eine Überraschung folgt der nächsten und jeder Moment unterstreicht neben all dem Ideenreichtum zu jeder Sekunde das überragende Talent der Akteure und ihr Gespür für große Melodien.

Auch wenn die ersten vier Alben ohne Zweifel unantastbar und musikalisch ebenso genial wie wertvoll waren, sind und bleiben, ist mir "Chameleon" in den letzten Jahren enorm ans Herz gewachsen und mit seinem Ideenreichtum und unbändiger Klasse beim Arsch lieber als einige der zuletzt gerade mal halbgaren Eigenreanimationsversuch der Hanseaten.

Ich kann jedem Freund oder nicht Freund von Helloween nur raten, die altbewährten Klassiker für einen Moment zu verdrängen, unbefangen an dieses reife Stück Musik heranzugehen und einem Album voller Größe, Ideen und Klasse eine Chance zu geben! Wenn’s auch nur bei einigen wirkt, ist auch schon was bewegt...

...also: Scheuklappen ablegen und durchziehen...!



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