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Manowar
25.03.2011, St. Jakobshalle, Basel 
 
Heimdall
Heimdall
(12 Live-Berichte)
Wenn du auf der Straße an einem Plakat mit Ankündigung eines Manowar-Konzertes vorbei schlenderst, reagiert dein Neokortex unweigerlich auf das seit 30 Jahren etablierte Bandlogo. Du bleibst stehen, gehst ein paar Schritte zurück, checkst ungläubig die Details, denkst dir "hammergeil!" und kontaktierst sofort deine engsten Verbündeten. Du stellst fest, dass das Ticket schlappe 95 CHF (etwa 75 EUR) kostet, aber es treten laut Veranstalter auch "Special Guests" auf, und bestimmt rechtfertigt eine fulminante Bühnenshow den exorbitanten Preis. Du verdrängst erfolgreich den Vergleich mit dem Eintrittspreis von umgerechnet 21 EUR vor 12 Jahren, und rufst dir stattdessen den damaligen Wahnsinnsauftritt in Graz mit drei Stunden Spielzeit ins Gedächtnis. Sämtliche Zeichen deuten glasklar auf einen neuerlichen Siegeszug der Metal Kings!



(Anm.: Magic Circle Music teilte mir im Vorfeld mit, dass es keine Fotopässe gebe, da die Band einen ein eigenen Fotograf dabei habe, und ich bekäme nach Zusendung(!) meines zu veröffentlichenden Live-Reviews dessen Fotomaterial zugesandt. Da ich der Leserschaft jedoch meine ehrliche und unzensierte Meinung schuldig bin, habe ich schließlich auf dieses gleichermaßen freundliche wie tückische Angebot verzichtet - was im Verlauf des Reviews hoffentlich verständlich werden wird ...)

Auch die Zugfahrt von Genf nach Basel kann kein Hindernis sein, strömen die treuen Fanscharen doch aus aller Herren Länder herbei, um die Altmeister rund um Großmaul Joey DeMaio und Stimmwunder Eric Adams auf dem einzigen Konzert ihrer "Battle Hymns MMXI" Tour im deutschsprachigen Raum zu sehen. Ja, sogar Deutschland geht heuer leer aus - dafür gibt's z.B. gleich mehrere Konzerte hintereinander in Athen, weil dort eines nach dem anderen ausverkauft wird. Somit rechnen mein Mitstreiter Slavi und ich mit einer randvoll gefüllten St.Jakobshalle und sind dann doch einigermaßen verwundert, dass die Tribünen nahezu leer sind und die Bodenfläche gerade mal zur Hälfte gefüllt ist. Wenn da 7000 Leute reinpassen, können also nur 2500 anwesend sein. Diese Fans machen aber schon im Vorfeld Krach und lassen keinen Zweifel daran, auf wessen Seite sie stehen: ein Manowar'scher Gassenhauer nach dem anderen wird ausgepackt, kurz angesungen, die Bierbecher stoßen zusammen und das einzig wahre Metalgesöff erquickt den Schlund. Ausgepackt haben die Fans schon unterwegs - bereits auf der Anreise bekam ich gesellschaftskritische Glanzleistungen wie "Pleasure Slave" zu Ohren, und man darf doch bitte vom durchschnittlichen (zu mindestens 80% männlichen) Manowar-Jünger nicht erwarten, dass er sich derart komplizierte Refrains merkt!



Nachdem wir einige Freunde und Bekannte begrüßen (darunter bulgarische Arbeitskollegen), die Stimmbänder mit "Bridge of Death" auf den Abend vorbereiten und erstmal jeweils ein Bier aus dem Verkehr ziehen, schreitet die Uhr der neunten Abendstunde entgegen. Von den angekündigten "Special Guests" fehlt bislang jede Spur. Wird Manowar etwa ohne Vorgruppe auftreten? Mein Verdacht erhärtet sich, als die Boxen uns kurz vor 21 Uhr das klassische Wagner-Intro um die Ohren wuchten. Und dann geht's los mit "Manowar", dem wohl kultigsten Selbstbeweihräucherungssong, den die vier Metal Kings auf Lager haben. Yeah!



Auf der "Battle Hymns MMXI" Tour zelebrieren Manowar erstmal das komplette "Battle Hymns" Album, ganz im Einklang mit ihrer ziemlich unnötigen Neuveröffentlichung dieser Kultscheibe. Schon im Vorfeld hatte ich dieser Darbietung entgegengefiebert, und nun brülle ich mir zu "Metal Daze" begeistert die Seele aus dem Leib. In der Tat muss die musikalisch-technische Performance lobend erwähnt werden: der Sound erklingt glasklar und druckvoll, die Band spielt ihre Songs fehlerfrei und Eric Adams überrascht mit dem Erreichen sämtlicher Hochtöne (sofern da nicht die Technik nachgeholfen hat). Dies "überrascht" mich deshalb, weil seine Stimme auf einigen Konzertaufnahmen im vergangenen Jahrzehnt einen zunehmend rauen und des Kreischens scheuen Eindruck gemacht hatte. Diesmal keine Spur von Schwäche - Eric Adams, der Großmeister des True-Metal-Gesangs, verteidigt zu Recht seinen Thron. Yeeeaaaaaaaooouuuuuaaaaah!



Und nun kommen wir allmählich zu den Schattenseiten des Abends ...

Schon nach wenigen Songs erhärtet sich der Eindruck, dass die Metal Kings hier einfach nur ihr Standardprogramm abspulen: NULL Publikumsinteraktion zwischen den Songs, NULL Bühnenshow, und ein bestenfalls als "arrogant" zu bezeichnendes Auftreten. Die Altmeister des Wahren Metalls reißen sich hier keinen Haxen, ja nicht mal einen müden Chicken Wing aus. Der glasklare Sound wirkt zunehmend steril und leblos, auch die neuen Versionen der "Battle Hymns" Songs stinken gegen die ursprünglichen Kultvarianten gnadenlos ab. Ich verehre Christoper Lee, aber wieso zum Henker muss er den unerreichbaren Orson Welles bei "Dark Avenger" in einem Anfall unsäglicher Pseudotheatralik ablösen? Und bei der ehemals hammergeilsten "Battle Hymn" seit Menschengedenken können wir uns im Refrain ein "Chill! Chill!" nicht verkneifen. Wenn man statt dem unrühmlichen Chill-Faktor doch wenigstens eine Chili in den Manowarsch stecken könnte ... aber gut, es besteht Hoffnung, denn das Set geht ja weiter. Vielleicht schmettern uns die alten Lederfetischisten ja noch ein paar göttliche Altgranaten aus den 80ern um die Ohren?



Tja, weit gefehlt. Anstelle von Hämmern und Granaten fliegen hier leider nur imaginäre Zahn- und Hüftgelenksprothesen. Statt zum an Theatralik kaum zu überbietenden "Bridge of Death" oder zu episch-doomigen Krachern von "Into Glory Ride" dürfen wir nur zu fröhlichen Bierzeltnummern schunkeln. "The Gods Made Heavy Metal", "Brothers Of Metal Pt.1", "Fighting The World" und wie sie alle heißen, machen hier das Kraut nicht fett und verwandeln die härtesten Stahlhämmer in schlaffe Gummidildos. Diese Schunkelsongs würden vielleicht funktionieren, wenn Joey & Co. die Stimmung insgesamt etwas aktiver aufheizen würden. Wenn sie wenigstens einmal stolz "We have returned!" oder meinetwegen ein plattes "You are the fucking greatest audience in the world!" exklamieren würden. Wenn sie wenigstens ordentlich posen würden! Joey macht jedoch den Eindruck, in erster Linie für sich selbst auf der Bühne zu stehen, und degradiert sein Bassgefrickel zu einem ausgedehnten Masturbationsakt in Überlänge. Karl Logan fuhrwerkt brav an der Gitarre herum, war aber auch noch nie eine Stimmungskanone. Immerhin verdient er Pluspunkte für die seit Jahren konstante Vokuhila-Frisur (ein Schelm, wer an Perücken denkt!). Donnie Hamzik, der Originaldrummer aus "Battle Hymns"-Zeiten (der den mittlerweile verstorbenen Scott Columbus ersetzt - RIP - aber mit keinem Wort erwähnt wird) klöppelt präzise und belanglos dahin. Und Eric Adams spricht nur, um sich zu beschweren, dass das Spotlight ihn nicht exakt erleuchtet.



Nach knapp zwei Stunden der Lahmarschigkeit im Gewande ohrenbetäubend lauter Pseudometalkracher, die an diesem Abend zur bedauernswerten Selbstparodie verkommen, tritt das Quartett wortlos ab, und wir verwirrten Schafe beginnen äußerst zaghaft mit "Manowar, Manowar"-Geblöke und vereinzeltem Klatschen. Joey kürzt die Tragödie ab und kommt mit Bierdose und Schummelzettel auf die Bühne. Manowar sei eben keine Band, die sich abfeiern und die Fans ewig lang klatschen lasse, eröffnet er in einem plötzlichen Anfall von Redseligkeit (der bei jedem Konzert dieser Tour direkt vor dem Zugabenblock fix eingeplant ist). Er beteuert, wie wichtig ihnen die Fans seien und dass sie immer wieder hierher zurückkommen würden, allen Widerständen und Unkenrufen zum Trotze. Im verbalen Rundumschlag werden diverse Veranstalter als geldgeile Arschlöcher bezeichnet, die eigenen handgefertigten Instrumente werden in die höchsten Wolken Asgards gelobt, für die PA-Herstellerfirma wird kräftig Schleichwerbung gemacht, die internationale Zusammensetzung der besten und truesten Fangemeinde der Welt wird betont.



Ein Österreicher mit riesigem "The Triumph of Steel" Tattoo am Rücken darf auf die Bühne und hernach auch hinter die Bühne, um die beiden Mädels zu vernaschen, von denen uns natürlich eine ihre Titten zeigt. Ja, da johlen die spätpubertierenden Lakaien, denn Manowar macht Männerträume wahr, gell? Zu guter letzt vergisst Joey trotz Schummelzettel beinahe auf das obligatorische "Hau weg die Scheisse!" mit der Bierdose. Immerhin ist die Menge nach Joeys 11-minütigem Geschwafel jetzt, endlich und viel zu spät, halbwegs in Stimmung für die letzten Zugaben. Bei denen wird dann auch endlich ein bisserl mehr rumgepost, Joey reißt am Ende von "Black Wind, Fire and Steel" im Schneckentempo die Saiten einzeln vom Bass ... aber auch das kennen wir seit Jahrzehnten. Da ist nix Neues, das ist ein alter Hut, oder heute vielmehr ein nasser Fetzen. Und nach ein paar beflügelnden Abschlußworten von Eric ist der Spuk endlich vorbei.



Manowar hat es geschafft und sich an diesem Abend so grandios selbst untertroffen, dass man sich als Besucher nur noch verarscht fühlen kann. Die ausbleibenden "Special Guests" wurden mit keinem Wort erwähnt, es gab keine besondere Bühnenshow, keine Effekte, nichts was die 95 CHF auch nur im entferntesten rechtfertigen könnte. Ich bedaure zutiefst, an diesem Abend meine Trommelfelle, meine Zeit und mein Geld an einen Haufen geldgeiler Altposer verschwendet zu haben, die sich nicht zu blöd dazu sind, das Ganze dann auch noch als edle Glanzleistung zum Wohle der Fans zu verkaufen und ausgerechnet anderen Leuten im selben Atemzug schamlose Abzocke zu unterstellen. Meine einstige Lieblingsband ist zur Nullnummer verkommen, die energiegeladenen Metal Kings haben sich in schlaftrunkene Poser Queens verwandelt. Höchste Zeit für einen neuen Haarschnitt, Mädels! Beim nächsten Mal verlange ich mein Geld zurück und pisse auf Eure Alben (mit Ausnahme der vier ältesten).

Da jedoch sowohl die rein technische Performance als auch Eric Adams' Gesang vom Feinsten waren und (zumindest theoretisch) auch erstklassiges Songmaterial zur Verfügung stünde, lebt tief drin im "Heart of Steel" die Hoffnung weiter - die Hoffnung auf neue Götterklänge aus Asgard und eine hammerharte Liveperformance von wiedererstarkten Metal Kings, die Odin und Thor einmal mehr vor Neid erblassen lässt ...

Mit diesen Bierzeltsongs hat Manowar heute kläglich versagt:

1. Manowar
2. Death Tone
3. Metal Daze
4. Shell Shock
5. Dark Avenger
6. Battle Hymn
7. Fast Taker
8. Sun of Death (Karl Logan guitar solo)
9. Brothers of Metal Pt. 1
10. Kill With Power
11. Metal Warriors
12. Heart of Steel (erste Zeilen auf Deutsch)
13. William's Tale (Joey DeMaio bass solo)
14. Fighting The World
15. The Gods Made Heavy Metal
16. Sons Of Odin
17. Call to Arms
18. Hail and Kill
19. Sign of the Hammer
20. House of Death

(Joey's Speech)

21. Kings of Metal
22. King of Kings
23. Warriors of the World United
24. Black Wind, Fire and Steel

(Outro: The Crown and the Ring)
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