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8.0
Die harte Gitarrenmusik ist kreativ am Ende. Oder warum sonst sprießen Events wie das Keep It True-Festival aus dem Boden, wo man in gemeinschaftlicher Umarmung und mit tränennassen Gesichtern der guten alten Zeit nachtrauert und das schüttere Haupthaar und die stattliche Bierwampe zu Bands schüttelt, deren letzter Frühling auch schon mindestens 300 Jahre zurückliegt und deren optische Bühnenerscheinung eher an Statler und Waldorf aus der Muppet Show denn an haufenweise Groupies flach legende Rockraubauken erinnert?
Und wenn es dann doch eine Band sein soll, die noch die Kraft der Jugend im Gebein verspürt, dann steht man vor dem Dilemma, dass sich etliche junge Bands auf die Anfänge des Metal besinnen und Musik spielen, die die Originale so perfekt imitiert und kopiert, dass einem als böswilligem Musikkritiker das Wort "Plagiat" nicht nur einmal im Tippefinger kitzelt, man aus Liebe zur Musik und zum Heavy Metal dann aber solche musikalischen Blaupausen doch lieber als "Tribut" und "demütige Verneigung vor den Großmeistern" durchgehen lässt. All das kann man jetzt furchtbar traurig finden und den Metal endgültig zu Grabe tragen oder man findet sich eben damit ab, dass in dieser (wie in vielen anderen ) Musikrichtung schon vor Jahren alles gesagt wurde und erfreut sich an motivierten Jungbands, die die alten Helden wieder aufleben lassen und die Hörerschaft per Gitarren-Time Machine in die 70er oder frühen 80er beamen. Orchid aus der ehemaligen Hippie-Metropole San Francisco haben ihre Ankunftszeit trendgerecht auf ca. 1970 gestellt und klingen genauso wie Osbourne, Iommi, Butler und Ward, als sie den Metal in Birmingham quasi erfanden. Wäre da nicht Frontman Theo Mindell, der nicht verzweifelt versucht Ozzys nasales Gejammer zu imitieren, könnte man fast meinen, mit "The Mouth Of Madness", dem zweiten vollständigen Langspieler Orchids, das lange erwartete Comeback der Originale im Player zu haben. Denn hier stimmt einfach jedes Detail, die Verneigung vor den Großmeistern Black Sabbath beginnt beim quasi identischen Riffing, setzt sich in den Songstrukturen fort und geht gar so weit, dass Orchid den Sabbath-Gitarrensound und die furztrockene Rumpelproduktion exakt kopieren und ihre Songs mit unzähligen Zitaten aus den ersten paar Sabbath-Alben spicken. Ist das originell? Nein! Kommt da die große Liebe auf, wenn man eigentlich mit den Originalen aufgewachsen ist? Natürlich nicht. Ist das alles gut gemacht? Ja, ganz sicher! Und macht es Spaß? Auf jeden Fall, denn Orchid beweisen neben der Fähigkeit, die großen Vorbilder exakt zu imitieren, auch, dass sie tolle Melodien im Geiste von Iommi & Co. komponieren können. Und genau das hebt sie aus dem bald unübersehbaren Haufen an Retrobands heraus, von denen die meisten wirklich am besten im Probekeller geblieben wären, anstatt die sowieso schon übersättigte Szene mit weiteren sinnlosen Kopien der großen Klassiker zu belästigen. Wie in jedem anderen Genre auch gibt’s auch bei den Zeppelin- oder Sabbath-Doom-Epigonen relevante Bands und solche, die schon nach der ersten EP wieder vergessen werden (sollten). Dass Orchid zu ersteren gehören und genauso wie Witchcraft, The Sword oder Wolfmother wirklich great fun sind und zudem auch total unprätentiös und ehrlich daherkommen, macht die Band zu absoluten Gewinnern. Vom Professor gibt’s dafür 8 Flaschen Pflegeshampoo, damit sich die Herren Baker, Nickel, Kennedy und Mindell mal ordentlich die fettigen Hippie-Zotteln durchspülen können (oder alternativ stinkige Bongwasserflecken aus der Glockenhose rauswaschen) und bei kommenden Live-Gigs nicht die Hallen zumüffeln. Trackliste
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