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9.0
Um ehrlich zu sein, hat es mit bereits das Artwork von "Svartir Sandar" angetan bevor ich überhaupt einen Ton dieser Doppelalbums gehört habe. Der Inhalt dieses wunderschönen Kleinods aus dem Hohen Norden jedoch bringt mich zusätzlich in Verzückung. Das vierte Album von Solstafir ist ohne Frage eine der interessantesten, spannendsten und eigenständigsten Veröffentlichungen dieses Jahres. Ein Werk das sich schwer einordnen lässt und vielleicht gerade deshalb meinen Nerv so perfekt zu treffen scheint.
Aufs Nötigste reduziert und ohne Schnickschnack entfalten die Isländer mit ihrer kargen Klangkulisse, ihrem druckvollen Drum- und Basssound und den kraftvollen Gitarrenläufen, einen Klangkosmos, der die völlig unkonventionellen Songs trotz ihrer Überlänge nachvollziehbar und eingängig wirken lässt. Das was Solstafir hier zelebrieren lässt sich kaum beschreiben. Unaufdringliche 70er Jahre Spannungsbögen, wunderschöne Melodieläufe, getragene Schwere und behutsame Stimmungsaufbauten, fügen sich in eine musikalische Welt zwischen Rock, Post Rock und nordischem Flair ein. Der sehr variable, teilweise großartige Gesang von Aðalbjörn Tryggvasons schlägt ebenso Brücken. Mal klingt er zutiefst verzweifelt und verloren, mal hört man ihn inbrünstig bersten, während er zeitweise weinerlich winselnd, oder mit einfachen Rockvocals brilliert. Unabhängigkeit und entfesseltes Niederreißen aller Grenzen und genrebedingter Denkmuster sind die Kernparole von "Svartir Sandar", denn gerade wenn Solstafir die Instrumente weitgehend verstummen lassen, nur ein behutsamer Klangteppich über den Songs schwebt und wehklagend, flehende Vocals eingestreut werden, dann fühlt man sich immer wieder an einem Mix der Stimme eines Roger Waters und der Spannung der Pink Floyd der 70er Jahre, gepaart mit der Inbrunst von Primoridal und der instrumentalen Lockerheit von Audrey Horne erinnert. Wenn die Isländer dann wieder zwischen verzweifelter Melancholie, wirrer Wut und geheimnisvoller Emotionalität schwelgen, sind solche Vergleiche postwendend Schall und Rauch. Wenn ein großartiges "Melrakkablus" wie ein Fels in der nordischen Brandung steht, ein epochales "Kukl" für Staunen sorgt, dann kann und darf man Solstafir nicht mit anderen Musikern vergleichen. "Svartir Sandar" ist ein elegischer, überaus markant und ungeheuer fesselnder Kollos eines Albums der Aufmerksamkeit und Zeit abverlangt. Ein erstrebenswertes Stück niveauvoller, und zeitloser Musik voll schwebenden Melodien, massiven Gefühlswechseln und unkontrollierbarer Dynamik. Ein schwermütiges Werk voller Inbrunst, voll mitreisender Energie und unvergleichlicher Intensität. Die Klänge von Sostafir sind charakteristisch, ehrlich und vielfältig. Sie erbauen die unwirtliche Landschaft ihrer isländischen Heimat vorm geistigen Auge. Unendliche karge Weiten in Schwarz, Grau und Braun. Menschenleere, Naturschönheiten voller Kälte, voll schroffer Küsten und unberechnbarer Vulkane. Die organisch trockene Soundhülle macht "Svartir Sanar" zusätzlich interessant, hebt sie das Werk doch deutlich von sterilen Produktionen unserer Zeit ab. So bleibt am Ende nur die Empfehlung, sich ein wunderbares Gitarrenalbum, ein trotz aller Vergleiche ungeheuer eigenständiges Stück Musik anzuhören, ihm Zeit zu geben und es lieben zu lernen. Solstafir machen großartige Musik für aufgeschlossene Rockfans aller Arten. Kunst die allein schon aufgrund seiner unvergleichlichen Grenzenlosigkeit allen Respekt verdient! Für mich ohne Frage eine der Scheiben des Jahres! Trackliste
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Reviews
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04.12: Solstafir @ Z7, Pratteln05.12: Solstafir @ Technikum, München 09.12: Solstafir @ SIMM City, Wien |
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