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8.0
Tobias Sammet war bis vor wenigen Jahren noch in aller Munde und seine großartigen Veröffentlichungen mit Edguy und Avantasia zurecht allerorts hoch geachtet und geliebt. Zuletzt jedoch hat sich ein wenig Müdigkeit und künstlerische Leere im Hause des deutschen Kreativkopfes breit gemacht. Natürlich versorgt er seine Fans noch immer regelmäßig mit guten neuen Alben und Tourneen, wir müssen uns aber ehrlich sein, dass die Zeiten seiner kreativen Höchstphase eindeutige die Jahre 1995 bis 2008 waren. Um nicht zu sagen: Er war vielleicht der kreativste Metal Musiker dieser Dekade. Ein Könner, ja ein Genie das mit Edguy und Avantasia gleich mehrere Klassealben verbrochen hat.
Der Versuch Edguy mit den durchwachsenen "Rocket Ride" und "Tinnitus Sanctus" neu zu positionieren schlug meiner Meinung nach völlig fehl, und so ist die musikalische Ausrichtung, das Kalkül das hinter "Age Of The Joker" steckt auch durchaus nachvollziehbar. Das neunte Edguy Album klingt wie eine Zeitreise durch die letzten zehn Jahre von Edguy/Avantasia. Die Bandbreite der Songs reicht von den Frühtagen des Schaffens bis hin zum Bombast der Metal Opern, und ist klar darauf ausgerichtet, dass jedermann seine Momente entdecken kann. Das Resultat ist abwechslungsreiches Songwriting, kurzweiliger Hörgenuss, jedoch mit vielen alten bekannten Fragmenten und Songmustern, und ohne wirklich große Überraschung. Die Songs an sich sind natürlich dennoch, oder gerade deswegen, klasse. Nicht nur das Artwork und der Opener "Robin Hood" zeigen, dass Tobias die Brücke zu vergangenen Großtaten sucht. Ausufernd und mit bombastischem Refrain versehen, fühlt man sich an eine Mischung aus "Hellfire Club" und "The Scarecrow" erinnert, wenn sich ein überlanges Epos mit mehrstimmigem Refrain und "Rime Of The Ancient Mariner" Gedächtnismittelpart ergießt. Klasse Song, altbekannt aber gut! Genau diese Gefühlsachterbahn, genau die Balance aus Bewährten, das dennoch schmeckt, überkommt einen während der gesamten Scheibe. Wenn "Nobody’s Hero" geradlinig in die Vollen geht, und mit einem hitverdächtigen Chorus punkten kann, wenn "Rock Of Cashel" bombastisch mit mittelalterlichem Flair, wohlbekannten Folkloreläufen und tollen Melodien glänzt, dann weiß man was man hat. Man wähnt sich in Sicherheit. Man erlebt ein hochklassiges Metal Album, das Zutaten des Hard Rock, des Musical Entertainment, des klassischen Metal, Melodic Rock und Power Metal zu kompakten, homogenen und durchwegs hochmelodischen Bombast Ohrwürmern vermengt. Highlights gibt es auch trotz des fehlenden "A-ha-Moments" zu Genüge. "Pandoras Box", ein treibender Midtempostampfer mit Sleaze- und Blues Note und einem mehrstimmigen Refrain, zeigt hier ganz weit auf. Der bombastische Ohrwurm "Two Out Of Seven", oder die im Stile der Frühtage daherkommende Uptempo-Hymne "The Arcane Guild" sind ohne Frage amtliche Highlights für Edguy Fans. Die Klasse der einzelnen Songs ist es dann auch, die die anfängliche Kritik der Wiederholungstat im Keim erstickt, denn dafür hat "Age Of The Joker" einfach zu viele große Momente zu bieten. Richtig fett wird es bei verdammt hart riffenden "Faces In The Darkness" (einem sehr knackigen Power Stampfer mit rockiger Note, dem ein fabelhaft mehrstimmiger Ohrwurmrefrain zur Seite gestellt wird), dem überlangen, und mit harten Riffs aufgepeppten, Bombast Power Metal Brocken "Behind The Gates Of Midnight World" (Savatage lassen grüßen), und dem großartigen "Fire On The Downline". Diese unscheinbare Juwel beginnt wie eine 70er Jahre Deep Purple Ballade. Sammet klingt kurzzeitig gar wie Ian Gillan und veredelt einen nahezu perfekten 80er Jahre Melodic Rock Song mit fetten Stadionrockkeyboards. Zu Beginn der Reise hatte ich persönlich ja durchaus meine Probleme mit "Age Of The Joker". Zu konstruiert klang mir das Grundgerüst, zu viele übergebliebene Avantasia Ideen waren offensichtlich auf ein Edguy Album gewandert, das Wunden glätten sollte. Am Ende muss man aber trotz vieler altbekannter Momente eingestehen, dass Tobias Sammet und Mannen wieder mal ein wirklich starkes Album gelungen ist. Ein Werk, das der kompositorischen Klasse und dem unabgenützten Charme von Alben wie "Theater of Salvation", "Mandrake" oder "Hellfire Club" zwar immer noch hinterher hinkt, und der unglaublichen Finesse der Avantasia Meisterwerke "The Metal Opera Part II" und "The Scarecrow" auch nicht das Wasser reichen kann, aber dennoch eine klare Steigerung zu den letzten zwei Studioalben darstellt. Auch die Pseudokomik der letzten Werke wurde diesmal gottlob auf ein erträgliches Maß reduziert, und so kann man Edguy und Avantasia Fans gleichermaßen grünes Licht dafür erteilen, sich ein weiteres überdurchschnittliches Album ihres Helden zu kaufen. Fazit: Die beste Edguy seit "Hellfire Club". Abnützungserscheinungen inklusive! Trackliste
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Reviews
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