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8.0
Auch wenn mich die deutschen Ausnahmekönner nunmehr seit über zehn Jahren nicht mehr wirklich überzeugen konnten und mir ihre schwerst überladen und überproduzierten Releases ab "Imaginations From The Other Side" – trotz unumstrittener Klasse – nie mehr solch Hochgefühle einhauchen konnten, wie einst die ersten vier wegweisenden Meisterstücke, neugierig bin ich doch immer wieder, auf ein neues Werk der Barden...
...nun denn, in Sachen Artwork (wieder absolut am Limit der Geilheit) wissen die Herren auch mit Album Numero Sieben wie eh und je zu beeindrucken. So weit so beständig. Die entscheidende Frage aber bleibt, was gibt’s zu hören, und in Anbetracht des Ausnahmestatus dieser Band wollen wir uns ga etwas mehr Zeit nehmen, dieses etwas genauer zu beleuchten: Los geht’s mit "This Will Never End" und seit langem macht sich wieder Grinsen im Gesicht des alteingesessenen BG-Fans breit. Befreiendes old school Speed Metal Riffing leitet in die neue Langrille. Ein Schrei setzt ein und (mittlerweile) ungewohnt leicht nachvollziehbares Bombastliedgut bricht herein um in einem tollen Refrain zu gipfeln und den Brücke zu alten Tagen zu schlagen. Gelungener Einstand! Das folgende "Otherland" stellt sich als superb und songdienlich arrangierte Epik-Midtempohymne in typischem Stile heraus und geht mit gutem Refrain, feinen Übergängen und artig mehrstimmigen Arrangements ebenso auf Nummer Sicher, wie der nicht überragend, aber dennoch unterhaltsam und ebenso angenehm leicht verdauliche Ohrwurm "Turn The Page". Weiter geht’s mit "Fly", der bereits allseits bekannten Single, die sicher zu den Highlights des Albums zählt und Blind Guardian mal von einer ganz anderen Seite zeigt. Modern hektische Töne werden mit alteingesessenem Handwerk kombiniert und – wenn auch auf Dauer nicht wirklich unabnützbar – zu einem gelungenen Semi-Hit vereint, der die Rückkehr zu effizienterem Handwerk untermauert. Dass die Herren um Frontbarden Hansi nichts von ihrem unverkennbaren Charme und Gespür für fantasyreife Breitwandkompositionen verlernt haben, zeigt dann spätestens "Carry The Blessed Home". Eine getragen keltisch angehauchte Folk-Pfadfinder-Lagerfeuer-Ballade, mit großartig hymnischem Wandertagsrefrain, die ebenso wie das unwiderstehliche "Skalds & Shadows" (der kleine Bruder des "The Bard’s Song") definitiv das Zeug zur live Hymne hat. Genau jene beiden Songs personifizieren einen großer Teil dessen, was BG seit jeher ausmacht, und solche Volltreffer sind immer wieder aufs Neue große Kunst, wie man sie nur von dieser Band geboten kriegt! O.k., man will den Leser ja nicht überstrapazieren, im Prinzip ist eh schon viel gesagt und die letzte Entscheidung trifft jeder für sich persönlich. Erwähnen muss man neben fein, aber eher unspektakulärem Durchschnittsgut wie "The New Order", dem vorhersehbar netten "Straight Through The Mirror", sowie dem eingängigem Ohrwurm "Another Stranger In Me", definitiv noch "Lionheart" und "The Edge"; zwei überraschend düster, hart und wuchtig angelegte Paukenschläge, bei denen zwar vielleicht mit etwas druckvoll bzw. kantigerer Produktion noch mehr möglich gewesen wäre, die aber allemal Spaß machen und bereits beim ersten Durchlauf viel Aufmerksamkeit wecken und von denen vor allem zweitgenannter, mit seinem unaufdringlichem Refrain, ein absolut wegweisendes Highlight des Albums darstellt, das ebenso wie die Single eine neue Facette der Band zeigt und wohl gerade deswegen so schmackhaft scheint. Sollte das die zukünftige Orientierung der Herren sein? Mir wärs recht! Langer Rede, kurzer Sinn: Blind Guardian bleiben ihrem Sound treu und sind immer noch völlig einzigartig im Klanguniversum. Und dennoch, "A Twist In The Myth" ist weder die Fortführung des zuletzt eingeschlagenen Sackgassenweges der überproduzierten Mammutalben, noch eine Rückkehr zu alten Speed Metal Glanztaten wie dem unerreichten "Tales From The Twilight World", die Blind Guardian zurecht zu einer der größten europäischen Metal Bands und einer weltweit einzigartigen Institution machten. Mehrstimmige Refrains prägen auch heute die Klanglandschaften, jedoch weit effektiver und strukturierter eingesetzt als zuletzt (auch wenn sie manchmal den nötigen Druck vermissen lassen und einige der Songs in Sachen Härte nahezu bremsen) , Arrangements und Vielfalt lassen auch keine Wünsche offen und im Endeffekt bleibt kein wirklich schwacher Song zu bekunden. Auch wenn das Feuer, die mitreisende Energie früherer Werke auf der Strecke bleibt und die Abschlussschwäche der letzten Zeit nicht ganz behoben wurde, kann das neue Werk also ohne Zweifel als gelungener, wenn auch streckenweise etwas unspektakulärer Brückenschlag zwischen "A Night At The Opera" und "Imaginations From The Other Side" gesehen werden, der sowohl alte als auch neue Fans gleichermaßen erfreuen wird können. Meilensteine klingen zwar anders, aber diese haben Blind Guardian ja schon hinter sich.... Trackliste
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Reviews
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