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9.0
Schwierig, eine lebende Legende angemessen zu bewerten. Besonders im Falle Udo Dirkschneiders, der seit seinen Accept-Jahren konstant sehr gute Scheiben auf den Markt geworfen hat und nun durch die Wiederauferstehung der ehemaligen Kollegen vom Paulus zum Saulus wurde und sich gefallen lassen muss, hinter den für grandios befundenen Alben "Blood Of The Nations" bis "Blind Rage" hinterherzuhinken. Besonders nach dem Abgang von Igor Gianola (Tapping-Gott!) und Stefan Kaufmann, dem zweiten großen Original der Band, stand die Frage im Raum, ob es weitergehen könne. "Steelhammer" bewies, dass dem so ist; viel frischer als die -or-Reihe, "Dominator" vielleicht ausgenommen, klang das letzte Eisen und "Decadent" soll U.D.O. nun auf Überholspur bringen.
Das jetzt schon furchtbarste Cover 2015 lockt nicht besonders, aber hossa, wo kommt denn dieses großartige Songmaterial her?! "Speeder" startet wie man es gewohnt ist und klingt so sehr nach dieser Band, dass ein Fan sich schon im Schlaf zusammenreimen könnte, was auf ihn zukommt. Der Titeltrack klingt dann wie "Vendetta" in Militärhosen und ist, auch durch den guten Text, einer der Eigenschaften, in der Udo seinen Ex-Kollegen um Welten voraus ist, ein erstes kleines Highlight. Weiter geht es dann mit gutklassigen Liedern, bis wir bei "Pain" angelangen. Rein vom Titel hätte man hier das langweiligste Stück des Albums vermutet, aber es ist Entwarnung zu geben und gleichzeitig vorzuwarnen, dass dieser Refrain sich tiefer in's Gehirn frisst, als einem lieb sein könnte. "Breathless" ist ebenfalls in schöner Form, allerdings könnte man beim Refrain meinen, Helene Fischer hätte Pate gestanden. Gruselige Vorstellung. Es geht abermals gutklassig weiter, bis das Abschlusstrio einen noch einmal völlig umhaut. "Untouchable" ist eines dieser Lieder, die U.D.O. zu Hauf in Petto haben und die doch unglaublich Spaß machen. Härte direkt von der Straße, Gangshouts, die sich auch so nennen dürfen. "Rebels Of The Night" drückt wieder mehr auf das Gaspedal und weiß sehr zu überzeugen, bis mit "Words In Flame" das bisher längste Stück der Band vorgetragen wird. Große Klasse! Zur Band muss man wenig sagen; der Altmeister singt phantastisch und die Vorwürfe von vor wenigen Jahren, seine Stimme hätte an Kraft verloren, sind nichts als Schall und Rauch. Die beiden jungen Gitarristen haben nicht das große Profil ihrer Vorgänger, spielen aber sehr songdienlich, während Fitty Wienhold und Francesco Jovino ein wunderbares Rhythmus-Fundament bilden. Die Produktion von "Decadent" ist wieder streitbar und womöglich etwas überladen, aber nicht mehr steril im Sinne eines "Rev Raptor" oder den Andy Sneap-Leichen von Accept. U.D.O. sind mit "Decadent" also wieder auf Kurs und auch ohne die Hoffmann-Formel (tausend eingestreute Soli und abgeänderter Mittelteil) funktioniert diese Art Musik makellos. Ein erstes kleines Jahreshighlight 2015 steht also schon in den Rohren. Kaufempfehlung ohne Einschränkung! Trackliste
Mehr von U.D.O.
Reviews
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