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9.0
Es scheint, als wäre es inzwischen eine recht „uncoole“ Sitte, sich Dream Theater Fan zu schimpfen. Wann da eine wachsende Schar die ProgKings als sich wiederkäuendes, der Vergangenheit nachlaufendes Phänomen abqualifiziert, muss ich mal ganz vehement Protest einlegen. Es sollte nämlich jenen Kritikern spätestens jetzt klar sein, dass jede Band, sofern sie die Zehnjahresbestandsgrenze überschritten und mindestens fünf/sechs Alben auf den Markt geschmissen hat, irgendwann an diesem undankbaren Punkt der schwierigen Neufindung ankommt, ja ankommen muss. Die bekanntesten Beispiele sind da wohl Ac/Dc, Motörhead und Iron Maiden.
Selbst wenn das 2011er Werk "A Dramatic Turn Of Events" (Review), bekanntermaßen der Einstand von Drummer Mike Mangini, jetzt nicht unbedingt zu den engsten Dream Theater Favoriten zu zählen ist, hält es immer noch so viel Qualität und Facetten inne, derer man nur zu gerne Aufmerksamkeit schenkt. Eine halbe Steilvorlage für 2013 sozusagen. In Gegenwart des inzwischen zwölften Streichs, dieses Mal ganz simpel "Dream Theater" getauft, erlebt der geneigte Hörer wieder mehr die Qualitäten der dunklen und harten Seite des New Yorker Starensembles. Diese Marschrichtung ließ vorab die Gitarren betonte Single "The Enemy Inside" erahnen, bei der erst gegen Ende des Songs die Frickelkünste von Petrucci und Co. zum Einsatz kommen – ansonsten ein relativ straighter, mit zünftig Dramatik versehener Brecher, der sofort zündet (siehe Videoclip). Einen Tick schneller, dafür mit hellerer Grundstimmung angereichert, schält sich "The Looking Glass" aus dem Kokon. Das üppige Bassspiel des Herrn Myung dürfte wohl nur selten zuvor diesen Freiraum in Anspruch genommen haben – wurde nach so vielen Jahren aber auch höchste Zeit, wie man bei einigen Folgetracks angenehm feststellen wird. Via "Enigma Machine" werfen Dream Theater im Anschluss einen saftig harten Instrumentaltrack in den Ring, der am ehesten Referenzen zu "Erotomania" von "Awake" hervorruft. Balladeske Töne gibt indes bei "Enigma Machine" zu belauschen, wobei die dezenten Pianotöne von Jordan Rudess gerade zu Beginn eine gewisse Weichheit offenbaren, bevor der Song mehr und mehr in die Gänge kommt – großartige Vocallines von James LaBrie gibt’s obendrauf! Bei "Bigger Picture" ist dann einer der Songs, der vielleicht nicht gleich explodiert, aber zumindest spüren lässt, dass da noch etwas wachsen wird. "Behind The Veil" erinnert von seiner Instrumentierung her etwas an frühe Rush und an Kansas, während der herrliche Groove einfach nur von diesen Genies stammen kann. "Along For The Ride" ist eine weitere Schmeichelnummer, die zum Glück nie zu sehr in kitschige Gefilde abdriftet, sondern immer wieder die nötigen Akzente setzt und mich persönlich wegen seiner blumigen Keyboardparts an bessere Arena Zeiten denken lässt. Der bereits angedeutete Hammergroove kommt wieder beim fünfgeteilten "Illumation Theory" speziell bei Part i (Paradoxe de la Lumiere Noire) zum Tragen, bevor der instrumentale Wahnsinn bis Part v (Surrender, Trust & Passion) dann richtig Fahrt aufnimmt – umwerfend, verführerisch und packend zugleich, auch weil Dream Theater durch Hinzunahme diverser Ethno- und Klassikzitate (wofür immerhin ein Orchester engagiert wurde) hier ein ganz besonderes Flair geglückt ist!!! Endveredelt in einem üppigen Soundmantel (Produced by Petrucci/Mixed by Richard Chycki) und optisch aufgeputzt in ein wie immer wundervolles Allround-Design von Artikone Hugh Syme, kann ich für mich nur von einer äußerst positiven Überraschung sprechen, die ich den Herrschaften von der Eastcoast nicht mehr zugetraut hätte. Anbei: Manginis Input ist vielleicht nicht der großartig andere als bei Portnoy, passt aber perfekt ins Gesamtbild. Natürlich muss man bzg. Bewertung ein bißchen differenzieren. Die Skala von 1989 bis 1999 ist bei Dream Theater nämlich eine hermetische. Aber für mich steht das "self-titled" Scheibchen neben den superben Werken "Train Of Thought" (Review) von 2003 und "Black Clouds And Silver Linings" (Review) von 2009 an der Spitze der Schaffensperiode des neuen Jahrtausends. Mit den abschließenden Worten Dream Theater, YOU STILL PROG ON! muss der schön mit Audioendorphinen vollgepumpte Rezensent eine glasklare Kaufempfehlung loswerden! Trackliste
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Reviews
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