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Cover  
Tiamat - Clouds (CD)
Label: Century Media
VÖ: 1992
Homepage | MySpace
Art: Classic
DarksceneTom
DarksceneTom
(3172 Reviews)
"Wildhoney" (zum Classic Review) ist ohne Frage das Opus Magnum von Tiamat. Mit diesem Überalbum hat sich Johan Edlund einen Altar erbaut, der auch fast zwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung ein ganzes Genre überstrahlt und Tiamat zu dem gemacht hat, was sie noch heute sind.
Die Metal Gemeinde hatte die Schweden aber schon vorher lieb gewonnen. Das ungestüm schwarzmetallische "Summerian Cry", jedoch vor allem "Astral Sleep", bei dem die Band bereits mutig Chören und Keyboards experimentierte, setzten Anfang der 90er Jahre Ausrufezeichen und stellten eine derbe, aber hochpotente Band vor, die schon zu Beginn ihrer Tage das "gewisse Etwas" hatte, das sie vom Gros der skandinavischen Düsterkonkurrenz abzuheben vermochte. Nicht nur der mystische Bandname und die Artworks, die die Namensgebung der babylonischen Mythologie verzierten, machten Tiamat zu einer Band mit Stil. Ihr Sound war spätestens ab dem zweiten Album in keine Schublade mehr zu stecken. Das war weder echter Death- noch Black Metal. Doom war allgegenwärtig aber auch nicht Redesführer und Gothic war zu diesen Tagen, trotz der spannenden Evolution von Paradise Lost ohnehin noch ein Begriff, mit dem man, trotz der allgegenwärtigen Ansätze im Metal, gerne Grufties der Dark Wave Ecke definierte.

"Clouds" sollte vieles verändern und viele Wege ebnen. Das schleppende "In A Dream" beeindruckte mit Schwere und erdrückender Rhythmik. Die mehrstimmigen, fast martialischen Gesänge, das Flüstern von Edlund und die eingestreuten Wutausbrüche, die in klassischen Metal Abfahrten gipfeln, waren eigenwillig und neuartig. "Clouds" war kein Death Metal Album. So viel stand gleich zu Beginn dieser wunderschön verpackten Langrille fest. Atmosphärische Keyboards zierten das dritte Tiamat Album und rückten es unweigerlich in die Nähe einer Band wie Celtic Frost, ohne auch nur ansatzweise deren Erbe antreten zu wollen. Vor allem die A-Side dieser Scheibe war und ist unumgänglich. Der Titeltrack imponiert mit erdrückender Schwere, großen Melodien und konsequenter Behäbigkeit im positiven Sinne. Jederzeit melodisch und dennoch unfassbar düster treiben Tiamat ihre Entwicklung fort, packen bei "Smell Of Incense" mitunter den rasenden, britisch angehauchten Metal Hammer aus, der von Beginn an packend und dennoch stimmig überzeugt. Hier macht alles Sinn und es ist noch heute nachvollziehbar, warum unsereiner damals nahezu süchtig, nach diesem einzigartigen Stück harter Musik war, das einem die imaginären Nebelschwaden bis ins heimische Kinderzimmer transportierte.

Die bombastischen Chöre, mit denen Tiamat ihr Charisma konstant etablierten waren meilenweit weg von alldem, was uns heute Tag für Tag aus der Konserve des Kitsches erreicht. Flüsternde Gesänge, schwere Dichte und Unheil versprechende Ruhe machten vor, wohin die Reise auf "Wildhoney" gehen würde. "A Caress Of Stars" war und ist ein unter die Haut gehende Doom Gebet mit orientalischen Akzenten. Balladesk und stimmungsvoll. Unglaublich dicht und ganz große Klasse. Kraftvoll und intensiv wie das gesamte Werk, bei dem vor allem die flüsternden Vocals von Edlund im Wechselpsiel mit seiner rauen Death Metal Stimme schaurig und beeindruckend wirken, um dem Mix aus doomig atmosphärischen Death Metal und Gothic Rock die perfekte Bühne zu bieten.



"Clouds" funktioniert noch heute von Anfang bis zum Ende. Das beinahe brutale und durchaus als progressive zu bezeichnende "Forever Burning Flame", und das intensive "The Scapegoat" sind längst vergessene Highlights von Tiamat. Sei jeher unter Wert geschlagene Songs im Schatten der ersten vier Übertracks und unumgänglicher Teil dieses Ganzem, namens "Clouds". Jenem eigenständigen Kunstwerk, das Tiamat von einer interessanten, aber eher durchschnittlichen Band zu einer Ikone machen sollte und dessen episch verträumtes Finale "Undressed" mit seinen verspielten 70er Jahre Akzenten und seinem epischen Refrain dann nochmals ausschweifend erahnen lässt, das es trotz seiner Größe noch nicht das Ende der Evolution dieser Band sein sollte.

Natürlich stellte "Wildhoney" mit seinem Abwechslungsreichtum, seiner Spannung und seiner noch tiefschürfenderen, psychedelischen und beinahe meditativen Atmosphäre alles bislang da gewesene in den Schatten. Abgesehen davon, dass "Clouds" im Gesamtkontext des Albums manch einem vielleicht ein wenig zu monoton und gleichförmig klingen mag, gibt es aber bis heute keinen einzigen Grund dafür, dieses Gesamtkunstwerk eines Albums nicht als Klassiker und Wegbereiter dessen zu bezeichnen, das uns in den 90er Jahren von vielen Seite erreichen sollte, und das Tiamat gemeinsam mit genialen Alben von Bands wie Paradise Lost (zum "Icon" Classic), Therion (zum "Theli" Classic), Moonspell (zum "Irreligious" Classic) oder My Dying Bride (zum "The Angel And The Dark River" Classic) so groß gemacht haben und ohne das es die heutige Gohtic Rock Szene vielleicht ebenso wenig geben würde, wie jene großartigen Bands, die heute der düsteren Post Rock Gattung zugehörig sind, früher aber allesamt und offenkundig dem großen Vorbild Tiamat Tribut zollten.

"Clouds" war das Fundament. Die wahre Geburt einer großartigen Band, die mit ihrem Meilenstein "Wildhoney" nur zwei Jahre später revolutionäre Maßstäbe unaufdringlicher Schönheit zwischen Metal und melancholischer Düsteratmosphäre setzen sollte, die bis heute gültig und unerreicht sind.

Trackliste
  1. In A Dream
  2. Clouds
  3. Smell Of Incense
  4. A Caress Of Stars
  1. The Sleeping Beauty
  2. Forever Burning Flame
  3. The Scapegoat
  4. Undressed
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