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Vorhang auf! Kaum einer Veröffentlichung wurde in diesem Jahr so entgegengefiebert, kaum ein Release so herbeigesehnt und mit Spannung erwartet, wie die Veröffentlichung der neuen Traumtheater-Platte. Und es war wahrlich ein Theater, was sich da im Zuge des Ausstiegs von Mike Portnoy abgespielt hat. Zeitweise nahm die Suche nach einem neuen Schlagzeuger ja schon fast DSDS oder Starmania Dimensionen an. Die Auswahlverfahren für den neuen Schlagzeuger wurden auf Youtube unter Dream Theater Fans zu regelrechten Quotenhits (was uns Keyboarder Jordan Ruddess zu Portnoys Ausstieg zu sagen hatte, könnt ihr übrigens in unserem Interview mit ihm nachlesen, welches wir im Zuge der laufenden Tour in Wien führen durften).
Besetzungswechsel fördern ja immer wieder die eine oder andere Animosität zu Tage. Insofern muss man Portnoys ehemaligen Bandmitgliedern ja zu Gute halten, dass eine mediale Schlammschlacht weitesgehend vermieden wurde. Na ja, fast. Es verwundert Kenner der Bandgeschichte jedenfalls nicht, dass LaBrie oder Myung dem Vernehmen nach gar nicht so unglücklich über den Abgang des ehemaligen Gründungsmitgliedes sein sollen. Fakt ist, dass die Stimmung bei Dream Theater schon seit langem nicht mehr so gut war. All diejenigen, die ein Konzert der laufenden Tour besucht haben, können dies bezeugen. Selten hat man den Fünfer so enthusiastisch, gut gelaunt und leidenschaftlich auf der Bühne aufspielen gesehen. Richtiggehend befreit wirkte die Truppe - Kritiker und Nörgler gibt es immer. Der Vorgänger "Black Clouds & Silver Linings" (Zum Review) war für mein Empfinden ja doch eher eine Enttäuschung gewesen. Anderen Veröffentlichungen aus dem Jahre 2009 konnten Dream Theater - an dieser Stelle seien nur Namen wie Shadow Gallery oder Redemption genannt - nicht das Wasser reichen. Es ist daher eine positive Überraschung, dass Petrucci und Co dem gewaltigen Erwartungsdruck der Fans und der Medien standgehalten und ein leidenschaftliches, starkes Album abgeliefert haben. Schon beim ersten Anwerfen blitzt hie und da wieder die alte Magie auf, die man auf manchen Alben so sehr vermisst, und die die Band groß gemacht hat. Allen Zweiflern sei gesagt: Mangini macht einen fantastischen Job. Sowohl auf Platte, als auch live. So hart es klingen mag – zu keiner Sekunde geht einem Portnoy ab. Das soll dessen Verdienst um die Band jetzt nicht schmälern, zeigt aber dass Portnoy nicht der einzige Ausnahmedrummer auf diesem Planeten ist. Für Dream Theater hat Mangini, der unter anderem schon einige Weltrekorde aufgestellt und für Annihilator, Extreme, James LaBrie, und Steve Vai getrommelt hat, seinen Job am Berklee College of Music in Boston aufgegeben. Leider war Mangini beim Songwriting noch nicht mit eingebunden. Das tut den Kompositionen aber grundsätzlich keinen Abbruch. Allen voran stimmt der Opener "On the Backs of Angels", für mich eine der besten Nummern, bereits auf eine außergewöhnliche Tour de Force ein. Übrigens der einzige Song des neuen Albums, der in Wien auf der laufenden Tour live zum Besten gegeben wurde. "Build Me Up, Break Me Down" verschmilzt in alter Dream Theater Manier Härte mit starken Hooklines. "Lost Not Forgotten" hingegen dürfte das Herz eines jeden Fans höher schlagen lassen. Abgefahrene Unisono- Läufe von Ruddess und Petrucci paaren sich mit starken, gekonnt von LaBrie vorgetragenen Melodien. "This Is The Life" ist sicher einer der Höhepunkte der Platte. Bitte unbedingt bei der nächsten Tour auf die Setlist nehmen. Eine eher ruhigere Nummer die von LaBrie mit viel Gefühl vorgetragen wird. Es hat sich ausgezahlt, dass sich LaBrie nach Kanada zur Aufnahme der Gesangsspuren zurückgezogen hat. Ein umwerfend guter Song! Auf "Bridges In The Sky" hat Ruddess ordentlich in der Sample-Kiste gekramt. Ein fantastisches, elfminütiges Prog-Opus mit fetzigen, nach vorne treibende Rhythmuspassagen und starken Gesangs-Melodien - perfekt! "Outcry " steht dem nicht in viel nach und überzeugt mit teils abgedrehten Gitarre/Bass/Keyboard-Intermezzi, wie man sie sich nicht besser wünschen könnte. "Far From Heaven" läutet dann aber doch einen etwas schwächeren Endspurt ein. "Far From Heaven", wenn auch kein schlechter Song, zählt für mich eher zu den schwächeren Momenten. Auf "Breaking All Illusions" gerät Überlänge nochmals, diesmal etwas ruhiger, zum Programm. Mit "Beneath The Surface" fällt dann in Zeitlupe der Vorhang über eine - alles in allem – absolut gelungene Produktion. Mike Mangini ist ein Höllendrummer und "A Dramatic Turn of Events" eine der besten Dream Theater Platten der letzten Jahre. Die Formkurve zeigt, wenngleich noch einige Höhenmeter von Gottgaben wie "Images and Words" (Zum Review) oder "When Dream and Day Unite" (Zum Review) entfernt, wieder steil nach oben. Interessant wird es werden, wenn Mangini beim nächsten Album ins Songwriting eingebunden wird. Das könnte dann vielleicht ein neuer Benchmarkmoment werden. Fazit: Alles da, was das Herz des Fans begehrt: vertrackte Passagen, fettes Riffing, abgefahrene Sounds und vor Pathos triefende, hymnenhafte Balladen. Es ächzt nur so im Gebälk, wenn sich Petrucci, Ruddess und Myung durch alle Tonarten proggen. Die Freude ist groß, dass der Drahtseilakt, der der Besetzungswechsel zweifelsohne war, gut über die Runden gebracht werden konnte. Anders als das Plattencover vermuten lässt, segelt der Traumtheaterflieger wieder über der Wolkendecke. Hatten Dream Theater mit "Black Clouds & Silver Linings" das Prog-Zepter eigentlich schon fast abgegeben, ist der Fünfer mit dem nun vorliegenden Release wieder ein heißer Anwärter auf den Prog-Thron. Wir freuen uns daher über ein starkes neues Album und die wiedergewonnene Spielfreude. Es macht wieder Spaß, sich eine Dream Theater Platte zu "erhören". Ein famoser elfter Akt! Trackliste
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Reviews
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