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1.0
Was ist die originale "Battle Hymns" doch für ein geniales Album! Die erste Manowar-Scheibe hatte noch nichts von der lächerlichen Theatralik und dem dumpfen Gepose späterer Jahre, sondern war purer rock'n rollender Heavy Metal. Acht Songs, ehrlich, rau und erdig, damals aufregend neu und mit einer zwar rumpeligen, jedoch absolut authentischen und damals auch absolut zeitgemäßen Produktion ausgestattet.
Doch Joey deMaio, diese Personifizierung des Stumpfsinns, dieser Egomane und größenwahnsinnige Schwerstverdiener, der wie kaum ein anderer im Metal-Business – und etwas anderes als Business ist Heavy Metal für den passionierten Ledertangaträger wirklich nicht mehr – es versteht, den Fans Jahr für Jahr das Geld aus der Tasche zu ziehen, hat nun in seiner unendlichen Weisheit beschlossen, dass die Produktion aus dem Jahr 1982 für die Fans von heute nicht mehr "true" (=laut?) genug sei und darum Manowar "mit neuen Technologien das Album SO LAUT WIE MÖGLICH machen" wollen. Darum wurde kurzerhand das gesamte "Battle Hymns" neu eingespielt, damit es nun wirklich so klingt, wie es zumindest für Joey deMaio heute zu klingen hat. Natürlich wird mit der Digitaltechnik aus dem Jahre 2010 – Pro Tools sei Dank - gleich jeder noch so verhaltene Furz viel druckvoller und vor allem lauter, doch ob das besser ist, darf hier schwerstens angezweifelt werden. Denn Dynamik und Wärme findet sich in solch einem durch unzählige Filter, Quantisierer und Kompressionssoftware gejagtem Machwerk aus gesampelten Sounds definitiv nicht mehr. Und "Battle Hymns MMXI" klingt nun wie all die anderen Manowar-Scheiben seit "Fighting the World": bombastisch zwar, dafür aber steril, kalt, seelenlos, glattpoliert und laut. Wie weggeblasen ist der Charme der Originalaufnahmen, der damals eine Band zeigte, die ihren Sound noch nicht ganz gefunden hatte und irgendwo zwischen Hardrock und Metal schwankte, mit Großtaten wie "Dark Avenger" oder dem wohl besten Manowar-Song "Battle Hymn" aber schon einen Vorgeschmack auf die Götteralben "Into Glory Ride" und "Hail to England" bescherte. Dass auf "Battle Hymns MMXI" aber noch viel mehr nicht stimmt, macht diese Neuaufnahmen nur noch unerträglicher: Um dem Machwerk mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde kurzerhand Ur-Drummer Donnie Hamzik wieder in die Band zurückgeholt. Ob er aber tatsächlich selbst im Studio gespielt hat, bleibt anzuzweifeln, denn man weiß ja, dass Joey deMaio zwecks druckvollerer und exakterer Performance normalerweise nur zu gerne den Drumcomputer anwirft und diese Mogelpackung dann frech als True Metal verkauft. Zudem klingen die Neuaufnahmen trotz der erhöhten Lautstärke und Transparenz einfach langweilig und uninspiriert und Karl Logans Gitarre passt oftmals so überhaupt nicht, wie beispielsweise beim ursprünglich grandios rockenden Opener "Death Tone", der nun wie ein totes Copy-and-Paste-Produkt aus dem PC-Studio von Lady Gaga klingt und besser in "DEAF Tone" umbenannt werden sollte. Als letzte Draufgabe hat Joey de Maio dann noch die 1982 von Orson Welles gesprochene Erzählung bei "Dark Avenger" von Sir Christopher Lee neu aufnehmen lassen. So sehr man Lee als Schauspieler schätzen muss, was er hier durch übertriebene Theatralik verbrochen hat, ist seiner nicht würdig und zerstört diese Version von "Dark Avenger" endgültig. Diese Veröffentlichung ist schlussendlich das letzte Zeugnis dafür, dass Manowar eigentlich seit mehr als 20 Jahren musikalisch keine Relevanz mehr haben, sondern tatsächlich zu einer lächerlichen Selbstparodie verkommen sind, zu der man sich guten Gewissens eigentlich nicht bekennen darf. Die Selbstdemontage dieser ehemals innovativen Band hat nach dem schon unfassbar grässlichen "Gods of War" nun einen neuen Tiefpunkt erreicht und – instrumentale und sängerische Qualität hin oder her – es ist für Manowar schon längst Zeit abzutreten, denn die Band definiert sich in ihrer grenzenlosen Dummheit und Belanglosigkeit nur mehr durch ihre Einträge im Guinness-Buch der Rekorde für die lauteste Konzertperformance. Bravo! Welch zwingend notwendige Leistung! Veröffentlichungen wie diese zeigen einfach nur wieder in aller Deutlichkeit, wie tot manche Spielarten des Heavy Metal und deren Protagonisten eigentlich schon lange sind. Manowar werden trotzdem sicher nicht müde werden, in Interviews wieder und wieder zu versichern, dass sie diese Scheibe "für die Fans" neu eingespielt haben, die nun endlich ihre alten Klassiker in zeitgemäßen, lauten Versionen "genießen" können. Die wahren Gründe für die Neuaufnahme liegen offensichtlich jedoch ganz woanders: Nichts leichter, als ein schon recht angestaubtes Album, das sich seit Jahrzehnten eigentlich nur mehr als Nice Price-CD recht schleppend verkauft, schnell neu einzuspielen – mit der heutigen Studiotechnik kostet das auch kaum mehr was – und den wie ein Hündchen treu hinter der Band herhechelnden Fans zum Vollpreis unterzujubeln. Nicht zufällig erscheint "Battle Hymns MMXI" dann rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft und so mancher kaufkräftige Schenkwütige wird im Multimediamarkt seines Vertrauens beim Stöbern nach Gaben für die Metal-Freunde um die 40 zu dieser CD greifen, natürlich nichtsahnend, welch faules Ei da erwischt wurde. Denn "Battle Hymns MMXI" liegt adrett drapiert zwischen allerhand unnötigem Plunder, Stapeln von Greatest Hits-CDs von Tina Turner bis Rod Steward, Weihnachtliedersammlungen von Rob Halford, der neuesten Rock Christmas-Scheibe und Schlager-Compilations von Hansi Hinterseer - mit dem Joey deMaio und Eric Adams passenderweise die Vorliebe für Fellstiefel teilen, und wartet auf die Abreise in Richtung Weihnachtsbaum. Das ist schlaue Gewinnmaximierung mit Kalkül aber ohne großen Einsatz, eine Disziplin, die deMaio, der DJ Ötzi des Metals, noch besser als Vermarktungsmaschine Ozzy Osbourne beherrscht. Nicht zuletzt wird sich übrigens auch ex-Gitarrist Ross the Boss über "Battle Hymns MMXI" freuen, hat er doch sämtliche Songs mitgeschrieben und darf nun wieder kräftig Tantiemen kassieren, auch wenn das seinen ehemaligen Mitstreitern nicht so richtig ins Geldscheffelkonzept passt. Letztendlich bleibt nur zu sagen, dass solchen ranzigen Käse kein Schwein braucht und der Professor dafür höchstens eines von 10 schimmligen Gnadenbroten für die eigentlich ursprünglich guten Songs spendiert und zur Genesung schnell mal die Originalscheibe auflegt, denn die ist diesem gülligen Stück Kommerzdreck um Hauslängen überlegen. So schlecht war mir noch bei keinem Review bisher, und beim Gedanken daran, dass Manowar vielleicht demnächst "Into Glory Ride" und "Hail to England" neu aufnehmen, wird der Gang zur Leibschüssel zu einem Wettlauf gegen den Brechreiz, den ich nur verlieren kann. Und wenn das Unglück dann passiert ist, am besten "Battle Hymns MMXI" gleich dazuzuwerfen und mehrmals kräftig spülen… Trackliste
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Reviews
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