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Retrospektive mögen die beiden konzeptionell verknüpften Alben "Recreation Day" (2003) und "Inner Circle" (2004) für viele Fangruppen die absoluten Karriereglanzpunkte der Schwedischen Edelmetaller sein, die innerhalb ihres bisherigen Schaffens eigentlich stets hervorragende Alben – inzwischen insgesamt sieben an der Zahl – für die Power/Progressive Fanetage ans Tageslicht beförderten. Aus schwer erklärbaren Gründen zog und zieht es den zutiefst verehrenden Schreiber allerdings zum Zweitwerk "Solitude : Dominance : Tragedy" am vehementesten hin. Mit dem nahezu makellosen Rundling würden Evergrey nicht nur die kleineren Songwriting Mängel des Debüts "The Dark Discovery" (1998) hinter sich lassen, sondern auch innerhalb der europäischen Bekanntheitsskala einen strammen Satz nach vorne schaffen und folglich nur ein Jahr später beim renommierten Inside Out Label den Nachfolger "In Search Of Truth" rausstanzen. Was war das für eine Wohltat dazumal, wo (fast) alle noch schnell auf den noch schneller abstumpfenden "Billigsdorfer-True-Metal" Zug aufspringen wollten. Und da fällt mir noch der superbe Gig im Wörgler Komma im Vorprogramm von Kamelot ein, zumal sich diese Kerle einfach nur als sympatische und natürliche Zeitgenossen entpuppten!
Die neun durch die Bank schön ausbalancierten Phonperlen, von niemand geringeren als Andy La Rocque (Hausgitarrist bei King Diamond seit nunmehr 25 Lenzen) "satt und astrein" produziert, atmen eine Leidenschaft samt Tiefgang, wie nur wenige in diesem Metier. Neben den konventionellen Stilmitteln, wo es zwischendurch gerne komplexer zur Sache gehen darf, wurden unter anderem Violinensequenzen (am Ende des Openers "Solitude Within") sowie bezaubernde Harfenklänge integriert (zu hören bei der Ballade "Words Mean Nothing"), die zu keiner Sekunde aufgesetzt, sondern wahrhaft be-reichernd ertönen. Epische Duftnoten, von denen man meist nie genug kriegen kann, gibt es hier en masse. Selbstverständlich nimmt auch das Keyboard eine nicht weniger entscheidende Rolle im Sound der Göteborger ein, jedoch niemals im Sinne von platter Retuschierkunst oder manischen Egoausbrüchen, sondern stets dezent und vor allen Dingen Song-dienlich. Im Mittelpunkt der dramatischen, berührenden und melancholischen Inszenierung steht allerdings klar der Erzähler. Dieser nennt sich Tom Englund und ist ganz nebenbei auch Gitarrist/Arrangeur/Texter in Personalunion seit Anbeginn bis heute bei Evergrey. Sein charismatisches, nahezu unaufdringliches Timbre lässt sich kaum mit einem anderen seiner Zunft vergleichen, zudem sein filigranes, dynamisches und zugleich kraftstrotzendes Klampfenspiel immer wieder zu beeindrucken weiß. Den jenigen Lesern, die die Kapelle aus dem hohen Norden immer noch nicht kennen, sei so viel gesagt: einen cremigen Cocktail aus 20% Dreamtheater Verspieltheit, 30% Savatage Madness sowie 40% Iced Earth Riffkultur findet man im Gros der Evergrey Kompositionen allemal vor - und ja, es ist manchmal gar nicht leicht, dem subtil anziehenden, dunkelgrauen Schleier, der sich da im Nu ausbreitet, aus dem Weg zu gehen. Nicht selten wird Evergrey's Nische als Dark Power Metal tituliert. Zurück zu den Songs: neben dem bereits erwähnten, wuchtigen Opener "Solitude Within" gehören der von Chören dominierte Semi-Hit "Nosferatu", der Midtempo-Schnalzer "A Scattered Me" und das treibend-aggressive "She Speaks To The Dead" sowie das fünfminütige Herzschlagfinale "The Corey Course" zu den Eckpfeilern von "Solitude : Dominance : Tragedy". Dass von der damaligen Besatzung Dan Bronell/Daniel Nojd/Patrick Karlsson/Tom Englund inzwischen nur mehr letzterer, also der Boss selbst im aktuellen Line-up aufscheint, lässt erahnen, dass nicht immer jeder Evergrey Angestellte gewillt war/ist, dem Pfad von Englund zu folgen. Das ist aber eine andere Geschichte und soll den Eindruck dieses Wonnepropens keineswegs trüben. Optisch abgerundet wurde "Solitude : Dominance : Tragedy" übrigens von Schwedens Art-Ikone Kristian Wåhlin (Hypocrisy, Morgana Lefay, Tiamat u.v.m.). Trackliste
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Reviews
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