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8.5
Es ist ja doch immer ein spannender Moment, wenn die Prog Elite von Dream Theater ein neues Album in die Regale diktiert, auch wenn die ganz großen Zeiten und die wirklich magischen Ergüsse wohl der Vergangenheit angehören. Wie auch viele seiner Vorgänger – ich nehme den bisherig einzigen Ausfall namens "Systematic Chaos" aus – kann zwar auch "Black Clouds & Silver Lightnings" nicht restlos begeistern und die Hoffnung der Fans vollständig erfüllen, absolut Klasse und hochkarätig ist aber auch der jüngste Sprössling von NY’s finest.
Der angekündigte Spagat zwischen altbewährter Traumtheater Tradition und Moderne wird löblich umgesetzt. Nie überstrapaziert, nie so unausgegoren wie der Vorgänger und trotz einiger heftiger Momente immer typisch und höchst filigran, beweisen die Herren Meister einmal mehr was in ihnen steckt. "Black Clouds & Silver Lightnings" beginnt furios, knackig und brutal mitreisend. Eine erwartete Wahnsinnsproduktion macht sich breit, packende Riffsalven grooven und die massive Soundwand bringt absolute Verzückung. Hier passt alles und ein vielschichtig und dennoch treffsicheres "A Nightmare To Remember" ist der perfekte Einstieg. Das große Ganze funktioniert, die Melodien strotzen vor Kraft, der Sound bietet bis ins kleinste Detail nahezu alles was das Dream Theater Fanherz derer, die die Band vor allem für ihre Frühwerke und jüngere Glanzlichter wie "SFAM" und "Octavarium" schätzen begehrt. Hier kann nicht mal die Keyboardpräsenz im Instrumentalteil dieser ersten Monumentalnummer griesgrämig stimmen, da dieser 16-minütige Auftakt nahezu alle Phasen der bisherigen Karriere ankratzt und schlichtweg Klasse ist. Auf diesen fulminanten Schlag folgt bereits der nächste Höhepunkt. "A Rite Of Passage" beginnt ebenso groovig, leicht modern und hart. James LaBrie startet mit zornig verstörten Vocals in den vielleicht besten Song des Albums um ihn bereits nach kurzer Dauer zum tollen Refrain zu führen. So soll ein leicht orientalisch angehauchter Dream Theater Smasher, der von Moderne bis Härte und Schönheit den perfekten Bogen spinnt und bereits beim ersten Mal zündet klingen. Zeit zur Rast? Richtig, denn mit "Wither" kommt eine sehr sanfte, absolut unspektakuläre und dennoch hitverdächtig schöne Ballade. Nachdenklich, auf das Wesentliche reduziert und Klasse! Nach dieser Verschnaufpause ist dann wieder Konzentration angesagt, 75 Minuten Spielzeit bei sechs Songs bedeutet schließlich Arbeit. Ab jetzt werden keine Geschenke mehr verteilt und es benötigt schon die ein oder andere Überstunde mehr, um die zweite Hälfte des Albums richtig kennen zu lernen. Bei "The Shattered Fortress" und dem überlangen Finale "The Count Of Tuscany" übertreffen sich Dream Theater einmal mehr mit spielerischer Brillanz und großartigen Momenten. Handwerklich ist hier jeder Moment oberste Prog Metal Eliteetage, die songwriterische Klasse und Treffsicherheit der ersten drei Nummern wird hier aber nicht mehr erreicht. Diese Ehre gebührt einzig und allein "The Best Of Times", Mike Portnoys Gebet an seinen verstorbenen Vater. Hier besticht das Traumtheater mit gefühlvoller Schönheit und viel Wehmut und kredenzt ein teils fast poppiges 16 Minuten Epos voll wunderschöner Momente, großen Melodien und tollen Vocals von James LaBrie. Unterm Strich haben Dream Theater also einmal mehr ein Spitzenwerk am Start, dem zwar der ein oder andere kompakte Song mehr gut getan hätte, auf dem man Wiederholung oder Abnützung aber einmal mehr vergeblich sucht. Auch wenn man immer wieder Anleihen großer Glanzpunkte wie "Awake" oder "Scenes From A Memory" erahnen kann, so hat auch "Black Clouds & Silver Linings" seine ganz eigene Note und Ausstrahlung, weshalb auch dieses Meisterstück der Amis seinen eigenen wichtigen Platz in der Discographie der wohl besten Prog Band aller Zeiten einnehmen wird. Dass dieser Platz hinter Jahrhundertwerken wie "Images And Words", "Awake", "When Dream And Day Unite" und auch "Metropolis Pt. II" sein wird, kann dabei locker verschmerzt werden… Trackliste
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Reviews
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