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Es mag für manch „richtigen“ Metalhead ernüchternd sein, wenn nach einigen, fast ausschließlich Thrash und Death Classics meiner Wenigkeit nun plötzlich eine AOR Scheibe auftaucht. Weshalb sollte man den Hang zu softeren Kapellen auch verschweigen? Journey sind nicht irgendein, sondern DAS AOR Exemplar, welches in Europa zwar nie so recht Fuß fassen konnte, aber in der Heimat USA, und hier vor allem in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern umso monströser abräumte.
Mit einem Steve Perry als Sänger, der mit seinem einzigartigen, an Zerbrechlichkeit, ja an Gefühlsechtheit unnachahmlichen wie asketischem Timbre Journey erst so richtig den Originalstempel aufdrücken würde, mit einem Gitarristen, der all seine Inspiration, sein gigantisches Potential nie und nimmer zum Selbstzweck, sondern ausschließlich einem stets fliessenden Songwriting mit allerhöchsten Ansprüchen widmet(e) und um's zu ergänzen: seine ersten großen Erfahrungen zuvor bei Majestro Carlos Santana (im Teenager Alter wohlgemerkt!) sammeln konnte, hatte man genau anhand dieser LP sein eigenes Denkmal bzw. für dieses Genre DEN Meilenstein geschaffen. Aber genau so Keyboarder Jonathan Cain - der Intellektuelle der Runde und Co- Komponist von Axeman Neil Schon, ein Kerl wie Bassist Ross Valory oder Drummer Steve Smith darf man nicht so ohne weiters als „fünftes Rad“ nach hinten platzieren. Durch die Bank einfach nur natürliche Typen mit ihrer damaligen Vision, lediglich superben, hochmelodischen Rock, dessen Wurzeln eigentlich in den frühen Siebzigern lagen, der Welt absolut zeitgemäß und mehr als offenherzig zu präsentieren. Was soll man noch großartig über solch essentielle Gassenhauer a la "Don't Stop Believin'", "Stone In Love" oder dem bombastischen "Mother Father" schreiben? Selten zuvor oder auch danach gab's Stücke, die in ihrer positiv- ästhetischen Ausstrahlung oder in ihrem völlig effizientem Songwriting irgendwie getoppt werden hätten können. So was von unaufdringlich tut schon wieder weh. Und so sehr kitschig auch die Balladen "Who's Crying Now", "Still They Ride" und "Open Arms" auch sein mögen ... jede einzelne Nanosekunde derer verschmilzt da mit der Pulsfrequenz des Hörers bzw. seines Herzens, jeder Saitenkitzler Schon's berstet vor ungeschminkter Leidenschaft, jeder noch so filigrane Atemzug Perry's vermag an Regionen Schmetterlinge freizusetzen, von denen man nicht mal zu träumen wagte ... in Gegenwart derart hinterfotziger Hormon- Anschupfer scheinen Vorspiele und ähnliche Bemühungen nahe zu überflüssig. Intimer geht nimmer. Nein, kein Zweifel. Allesamt farbenprächtige Viagra- Vertonungen ohne Nebenwirkungen. Oder besser: erwünschte Nebenwirkungen. Damit gleich ein Appell an die ganz harte Black Metal Fraktion: probiert es einfach aus, ihr müsst es niemanden erzählen ... Im Rahmen dieser Review wäre es wohl oder minder fahrlässig, weitere Alltime- Classix dieser Ausnahmetruppe zu vertuschen: wer "Escape" liebt oder dies vielleicht noch tun wird, sollte sich weiters via "Infinity" ('78) oder "Frontiers" ('83) eindecken; oder zumindest mit der "Greatest Hits Live" CD als Starthilfe. Erstere dürfte das im Normalfall eh nimmer treffen. Trackliste
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