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9.5
"11 Dreams" (2004) war ein Hammer. Keine Ahnung wie oft ich diese Scheibe mit ihren Riffattacken, derben Growls und superben Spannungs- und Melodiebögen schon von vorne bis hinten gehört habe. Schon beim ersten Durchlauf beschlich einen die Gewissheit, es hier mit einer "neuen" (Mercenary traten erstmals 1996 mit einer MCD auf den Plan) Supergroup zu tun zu haben - so eindrucksvoll brandeten hier Songs ans Trommelfell, die zu gleichen Teilen Bauch, Herz und Kopf eines großartigen Songwriting-Teams entsprungen waren, dessen Ziel es eindeutig sein musste ohne Rücksicht auf Verluste Metal auf seine eigene Weise zu definieren. Und auch live konnten die Dänen im folgenden in jeglicher Hinsicht überzeugen und die Dichte ihres Materials entsprechend umsetzen; im Zuge des Gigs in Salzburg (Vorprogramm von Nevermore! Was für ein Package!) habe ich Sänger Mikkel und seinen Bruder Morten (Keys) gefragt, wie sie besagte "11 Dreams" toppen wollen? Ob sie so etwas wie einen Masterplan hätten? Grinsend gaben sie zur Antwort, sich keinem Druck ausliefern und einfach in gewohnter Weise an die Platte herangehen zu wollen - gute Einfälle verarbeiten, schlechte verwerfen. '"hr macht es euch ein bißchen zu einfach ..." habe ich damals zwar nicht gesagt, aber gedacht! Und nun schafft es entgegen dieses Nicht-Plans genau eine Scheibe meine Laune trotz mittlerweile zwei Wochen verregneten Urlaubs mit anschließendem happigen Arbeitspensum auf einem guten Niveau zu halten: ein 62-minütiger akustischer, alles niederwalzender und doch mehr Ordnung als Chaos hinterlassender Sturm namens "The Hours That Remain".
Im laufenden Jahr nach der neuen Scar Symmetry nun die nächste hochklassige Verbindung aus melodischem Death Metal, virtuosen Gitarrenleads und -soli sowie traditionellen Metal-Vocals mit ausgefuchsten, fast schon poppig-ohrwurmmäßigen Hooklines, nur dass bei Mercenary Clean-Gesang und Synth-Parts stärker zum Tragen kommen. Und wie schon auf dem (für mich und viele andere bereits in die Metal-Historie eingegangenen) Vorgänger definiert sich der Gesang über den gleichzeitigen (!) Einsatz von Death-Vocals und fast schon Ripper Owens-mäßigen high-pitch-Vocals was in der Form bei keiner mir bekannten Band gemacht wird! Davon sind natürlich ständig mehrere Spuren vertreten, und das alles zusammen mit dem grundlegenden instrumentalen Wahnsinn verleiht dem Stoff eine unglaubliche Energie, die jegliches Audio-Wiedergabegerät scheinbar an die Belastungsgrenze treibt. So muß das sein! Riffs zum Wände einreissen, fantasievolles Schlagzeuggeballer, endgeile Keyboardlinien, Melodien für Millionen - diese Platte ist beim Autofahren im Zusammenhang mit einem lockeren Gasfuß brandgefährlich! Und Mercenary beweisen wieder einmal: man kann nicht nur gewaltige Songs, sondern dazu auch noch Hits schreiben, die acht Minuten dauern. Bestes Beispiel hierfür ist "Lost Reality" das einen schon beim Key-Intro packt (ok, bin vorbelastet) und die nächsten 8:02 nicht mehr loslässt. Im Laufe der Berg- und Talfahrt dieser Nummer begegnet man wahren Musterbeispielen für modernes Metal-Songwriting mit auch wirklich Sinn machenden Taktwechseln. Und wem spätestens beim Chorus nicht das Zentralgestirn des Metal-Sonnensystems im Herzen aufgeht, hat wahrscheinlich nie Zugang zu den wirklich großen Momenten in der Rockmusik gefunden! Diese superbe Form wird über das komplette Album gehalten, vor allem die Refrains sind es diesmal, die sich auf gemeine Art und Weise im Cortex festsetzen; seien es "Soul Decision" (klingt am Anfang stark nach Dark Tranquillity), "My World Is Ending" oder der geniale Titeltrack. Doch diese an sich positive Eingängigkeit trägt Schuld an den klitzekleinen Abstrichen, die man machen muß: es klingt alles im Vergleich zu "11 Dreams" etwas vorhersehbarer, die Arrangements waren auf der 2004er Scheibe vielleicht etwas mutiger und ... ja, progressiver, von mir aus. Trotzdem kosten mich diese Tatsachen angesichts der vorliegenden Qualität und der positiven Power, die die Platte in fast meßbaren Einheiten an die Umwelt abgibt, nur ein müdes Lächeln und einen halben Punkt. Nun noch zu den "technischen Details": als Gäste sind Björn Strid (Soilwork, "Redefine Me"), Markus Bischoff (Heaven Shall Burn, "Soul Decision") sowie Produzent Jacob Hansen am Bass (der alte Basser Kral gab bereits nach der letzten Tour seinen Ausstieg bekannt) zu hören. Letztgenannter hat soundmäßig wieder saubere Arbeit geleistet, ich wüßte hier jedenfalls nichts zu bekriteln. Das stimmige Cover stammt aus der Feder von Travis Smith; für Kenner und mit diesem Review Begeisterte dürfte die limited edition mit einer 120minütigen DVD (Studio- und Live-Material) ein Pflichtkauf werden. Aber ein solcher sollte "The Hours That Remain" eigentlich eh für jeden Melo-Death- und Power-(hier ist POWER-Metal gemeint)Metal-Fanaten - der noch weiß, welche Bands seine Euros verdient haben - sein!! Trackliste
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Reviews
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