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8.5
Lemmy`s back – könnte man sagen, wenn er jemals weggewesen wäre, was nicht der Fall ist. Weil zwei Dinge sind klar in der Welt des dirty Rock’n fucking Roll: Lemmy ist Motörhead und Motörhhead ist Lemmy. Nach nun über 30 jahren im Geschäft kommt jetzt die 23.!!! Dröhnung ins CD-Laufwek, keine Band kann eine ähnliche Konstanz in ihrem Schöpfungsprozess aufweisen wie das letzte Flagschiff der königlich englischen Metalkriegsmarine. Zwei Jahre nach der zurecht hochgelobten „Inferno“ bringen die mittlerweile extrem gut zusammengewachsenen Ian Fraiser „Lemmy“ Kilmister, Michael „Mikkey Dee“ Delaouglou und Philip „Phil“ Campbell das neue Album mit dem Titel „Kiss Of Death“ auf den Markt, und die Fans dürften nicht enttäuscht werden. Auch oder vielleicht wegen der 60 Lenze, die Lemmy mittlerweile auf dem Buckel hat, weigert er sich nach wie vor irgendwelche musikalischen Kompromisse einzugehn, was sich gleich zu Beginn mit der dreckigen Riffschleuder „Sucker“ manifestiert - bierdurstfördernder Testosteronrock as it´s best kann man da nur sagen – doublebass Drums mitten in die Fresse in einem Tempo das man gleich an hauseigene Reisser wie z.B. „Burner“ erinnert wird.
Partystimung wird auch auf den zwei folgenden Midtemponummern „One Night Stand“ und „Devil I Know“ verbreitet, vor allem Mikkey Dees treibendes Schlagwerk und die unverändert charismatisch rüberkommende Reibeisenstimme von Lemmy zeigen hier sämtlichen Nu-Pseudo-Wasauchimmer-Bands wo der Hammer hängt, und das ohne irgendwie überheblich zu wirken. „Trigger“ erinnert an frühere Motörheadklassiker aus der Zeit mit Phil „Philthy Animal“ Taylor und „Fast“ Eddy Clarke, düster und bedrohlich wie ein aufziehendes Gewitter wird hier gerotzt, nur unterbrochen vom fast schon versöhnlich wirkenden Gitarrensolo. In dieser Tonart gehts auch weiter, mit „Under The Gun“ zeigt Lemmy wieder mal daß er auch keine Scheu hat sich mit Themen wie Politik oder Krieg auseinanderzusetzen, und prangert wie auf „1916“ an wie junge Leute sinnlos als Kanonenfutter and der Front verheizt werden. Hier ist als Gastmusiker übrigens Mike Inez von „Alice In Chains“ zu hören, der sich gemeinsam mit Lemmy die Arbeit am Bass teilt, was dem Song einen extrem coolen Drive verpasst der förmlich zum mitshaken einlädt! Die eindeutig emotionalste Nummer des gesamten Albums „God Was Never On Your Side“ ist ein herrliche halbakustische Powerballade mit C. C. Deville (Poison) an der Leadgitarre, ganz im Stil vom ehemaligen im Duett mit Ozzy gesungenen „Ain’t No Nice Guy“. Dieses Stück ist laut Lemmy: „Eine Warnung an all diese Idioten, die immer noch an Gott glauben. Sorry, verlasst euch lieber nicht auf ihn, denn er wird eure Gebete nicht erhören. Gott ist taub, blind und dumm. Was aber nicht heißt, dass ich mehr auf den Teufel stehe – die können sich beide ins Knie ficken.“ Typisch Lemmy – was kein Wunder ist wenn man als Sohn eines Pfarrers aufwächst, der Frau und Kind im Stich gelassen hat. So genug der Emotionalität, mit „Living In The Past“ zeigt Phil Campbell wieder was eine legendäre Riffsau aus dem Ärmel schüttelt, und Lemmys immer noch an akute Bronchitis erinnernder Gesang verwandelt die Rythmen in ein lässig-dreckiges Songkonstrukt, das nur durch das klassische Oldschool-Gitarrensolo eine kurze Abwechslung erfährt, um letztendlich doch in dem sich in den Gehörgang fressenden Refrain sein würdiges Ende zu finden. Klassischer Gute-Laune-Rock`n Roll wird geboten wenn Mr. Kilmister von einer gewissen „Christine“ singt, und wenn die gute Lady ebensoviel Dampf macht wie der Song dann wird der bekennende Viagraschlucker Lemmy sicher ganz schön ins schwitzen kommen wenn er mit (oder auf) ihr seine Hüften im 4/4-Takt schwingt. Bei „Sword Of Glory“ steigt das Tempo auf fast schon Punkniveau a la Green Day, der dumpfe Gesang und Phils solides Gitarrenhandwerk tut der Nummer aber so gut das sich daraus eine interessanter Song entwickelt, der dem Album auch eine frische und abwechslungsreiche Komponente hinzufügt. „Be My Baby“ klingt irgendwie wie ein Lied das aus drei anderen zusammengeschustert wurde, vor allem das Solo von Phil passt nicht so ganz dazu, aber Lemmys typisch nach einem Luftangriff klingender Bass und Mickey Dees solide Leistung am Schlagzeug treibt gottseidank die Nummer von einem Refrain zum nächsten, sodaß der Song einem nicht auf die Nerven geht bevor er vorbei ist. Ganz anders hingegen wieder kommt „Kingdom Of The Worm“ daher, nämlich ziemlich trashig und richtig angry mit kreissägenartigem Gitarrenspiel und nochmals tiefergelegtem Gesang, der nach Wut und Whisky klingt, und auch absolut einleuchtend demonstriert woher die muskelbepackten Oberarme vom Drummer Mikkey Dee kommen. Verabschiedet wird man mit „Going Gown“, das Teil klingt wiederum nach einer klassischen alten Motörheadnummer, die auch schon auf der „Bomber“ oder „Ace Of Spadevs“ sein hätte können. Alles in Allem kann man den drei „alten“ Haudegen zu einem wirkich gelungenen Album gratulieren, einerseits präsentieren sie zeitlosen, charismatischen Heavy Rock für den Motörhead Pate stehn, andererseits wirkt die Platte auch erfrischend kreativ und äußerst vital - wirkliche Aussetzer sucht man vergeblich. Kann man nur hoffen, dass der eine oder andere Song auch in die Setlist der kommenden Tour aufgenommen wird (z.B. am 12. Dezember im Zenith, München) – ich tippe stark auf „God Was Never On Your Side“! Mehr von Motörhead
Reviews
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