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9.5
Geht das Traumtheater endlich wieder Back To The Roots? Na ja, so ganz extrem kann man’s vielleicht nicht sagen, wohlwollend darf Meinreiner aber feststellen, dass die Herren Genies nach ihren letzten beiden, ohne Zweifel superben, aber doch etwas gezwungen tönenden Werken wieder einige ihrer urigsten Stärken forcieren und mehr auf Feeling und Melodie, denn sinnloses Gefrickel und Härte setzen. "Octavarium" klingt wie die Verinnerlichung aller prägenden Momente der letzten vier DT Alben, jedoch weit unverkrampfter und gar ehrlicher, geht erstmals seit "Scenes From A Memory" wieder richtig unter die Haut und präsentiert wohl einige der herausragendsten Klangerlebnisse, die der Fünfer seit Jahren, veranstaltet hat.
Behutsam, spannend aufgebaut, hart groovend und dennoch hochmelodisch und schön wie lange nicht läutet "The Root Of All Evil" ein abwechslungsreiches Werk voll erhabener Momente ein. Ein toller Song, vielleicht gar ein Befreiungsschlag, aber wahrlich nicht der Höhepunkt der folgenden 75 Minuten. Mit "The Answer Lies Within" folgt eine sentimentale, ja fast schmalzig schöne Ballade, fernab aller Härte, dezent instrumentalisiert und mit Streichern verfeinert. Kein "Another Day", aber gefühlvoll gelungen. Fast nostalgisch wird’s mit „These Walls“, einem gemäßigten Track voller Größe, Spannung und Niveau. Hochmelodisch und typisch Dream Theater. Drei superbe Tracks zum Start, die Zeit für ganz großes Entertainment soll aber erst danach folgen! "I Walk Beside You": Man traut seinen Ohren kaum, DT klingen melodisch und gefühlvoll wie seit Jahren nicht. Rockig, ja fast poppig ergießen sich nach kurzer Einleitung U2 artige Songstrukturen, die beim, von The Edge like schwebenden Gitarrensounds, eingeläuteten Refrain wie ein Sonnenaufgang zu explodieren scheinen und definitiv nicht von dieser Erde sind! Poppig, eingängig jedoch mit der beste und kompakteste Song den Dream Theater seit Nummern wie "Surrounded" je geschrieben haben und welch größeres Kompliment könnte es geben, als mit der besten Rock Band aller Zeiten in einem Atemzug genannt zu werden? Eben keines, Weltklasse! Vielschichtig, abwechslungsreich und weltoffen wie lange nicht intoniert dann ein ultrahartes Riff postwendend die "Panic Attack". So soll’s sein, wer alles kann, der soll auch alles machen und sich nicht limitieren. Ein weiterer Oberhammer, vielleicht gar der Höhepunkt des Albums. Hier vereinen sich alle Stärken, die Dream Theater je auszeichneten, hier protzt die potentielle Härte, ebenso wie die Groovetauglichkeit und einfühlsamen Fähigkeiten, Riffgewitter, schnelle Rhythmen, wahnwitzige Klangabfahrten, dennoch eine Vielzahl an zerbrechlich schönen Momenten und ein herrlicher Refrain – es ist alles da und somit die perfekte Symbiose der letzten vier Alben. Weiter mit Vollgas! "Never Enough" lebt neben der superben Instrumentalisierung, satten Grooves vor allem von den ultragenialen Stimmungswechseln und wird von mit den besten und genialsten Gesangsarrangements veredelt, die man je von James La Brie hören durfte. Überirdisch und ebenso befriedigend wie das folgende "Sacrificed Sons", das eine herrliche wie typische DT Klangwelt offenbart, stressfrei wirkt und trotz seines spannend proggigem Innenlebens einen wunderschön hymnischen Moment zum Träumen darstellt, bevor man sich dem großen Finale nähert. "Octavarium", der Titeltrack bildet also den erhaben wie monumentalen Abschluss der Scheibe, deren erste vier Minuten wie eine Hommage an Pink Floyd klingen, bevor sich ein progmetallisches, jedoch jederzeit harmonisch, leicht schlüssiges und songdienliches Spektakel offenbart, das sowohl dem sehr dezent eingepflanzten Orchester wie auch den Vokals von James genügend Freiraum lässt um gegen Ende der Show ein nahezu soundtrackartig erhabenes Finale zu offenbaren. Nicht in Worte zu fassen, der beste Mammutsong seit "A Change Of Seasons" und wiederum absolut Weltklasse! Die Meinungen mögen sich spalten, für mich als alteingesessenen Fan dieser Band ist "Octavarium" jedenfalls definitiv das befriedigendste, abwechslungsreichste und beste Album seit "Scenes From A Memory". Genau so soll ein Werk der NY Proggötter klingen, denn zeitlos melodisch tiefgängige Prog Werke von Rock bis Heavy Metal, die obendrein tief unter die Haut gehen und sich nie und nimmer abnützen, gibt’s in dieser Form einfach nur von Dream Theater! Mehr von Dream Theater
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