HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Casandra's Crossing
Garden Of Earthly Delights

Review
Accuser
Rebirthless

Review
Michael Schenker
My Years with UFO

Review
Thola
Unseen

Review
Klaus Schubert
50 Years in Rock
Upcoming Live
Wien 
Statistics
286 Interviews
391 Liveberichte
196 Specials
Anzeige
Dark Fortress - Black Metal, Gott und die Welt!
Dark Fortress - Black Metal, Gott und die Welt!  
Die deutschen Black Metaller mit Stil haben mit nicht nur ein geniales Werk namens "Eidolon", sondern mehr als nur den ein oder anderen geilen Spruch über tabuisierte Themen ihres Genres am Start.
Gitarrist V. Santura, Sänger Morean und Schlagzeuger Seraph stellten sich einem sehr interessanten Interview:
DarksceneTom
DarksceneTom
(62 Interviews)
DarkScene: Zu allererst mal Gratulation zu Eurem tollen neuen Album! "Eidolon" (zum Review) ist gerade mal einige Wochen alt, die Kritiken zu recht wohl durchwegs positiv. Wie zufrieden seid ihr nun mit etwas Abstand zu den Recording Sessions mit dem Werk?

V Santura: Die Produktion war hart und hat sich über einen langen Zeitraum hingezogen, aber auch mit ein bisschen Abstand sind wir voll zufrieden und stolz auf das Album.

DarkScene: Wo ist der Unterschied zu den Vorgängern und dem guten, jedoch sehr sperrigem "Seance" Machwerk. Wo seht ihr die Steigerung und wie viel von der aktuellen Marschrute war bzw. ist vorkalkuliert.

Morean: Bei "Séance" lag das Hauptaugenmerk auf der sehr düsteren und morbiden Atmosphäre; auch ergab sich aus der Thematik (grob gesagt
verlorene Seelen, die unerlöst durch den Äther irren) eine gewisse Abstraktion in der Musik, wodurch das Album sperriger als die anderen wurde. Das war damals auch eine bewusste Entscheidung seitens der Band. Allerdings war von Anfang an geplant, dass "Eidolon" straighter und direkter, auch aggressiver werden sollte. Dark Fortress bemühen sich seit jeher, jeder Platte ein eigenes Gesicht zu geben, die sie von den anderen Platten unterscheidet – ein Prinzip, das auch in Zukunft erhalten bleibt und das durch das Arbeiten mit geschlossenen inhaltlichen Konzepten nur verstärkt wird.

DarkScene: Welche Songs sind Eure Lieblinge. Ich persönlich bin der Meinung, dass das Album als Ganzes am Stärksten wirkt, weil seine ganze Energie und Atmosphäre am besten zur Geltung kommt.

Morean: Ich stimme Dir da vollkommen zu, auch der Rest der Band. Mir hat alles sofort gut gefallen, als ich die Platte bei meinem Einstieg im Sommer instrumental bekommen habe; das passiert mir eigentlich eher selten. Dennoch muss ich sagen, dass "Analepsy" und "Antiversum" bei mir sofort am weitesten nach oben geschossen sind. Live haut "Baphomet" immer brutal rein.

DarkScene: "Eidolon" ist ein perfektes Gesamtkunstwerk. Tolle Songs, viel Abwechslung, grandioses Artwork und eine Produktion, die meiner Ansicht nach eine Macht ist. Leicht unterkühlt und doch extrem fett. Ihr und Euer gewähltes Umfeld habt ganze Arbeit geleistet.

Morean: Das freut uns natürlich sehr zu hören! Vor allem, wenn man bedenkt, unter welch schwierigen Umständen die Platte entstanden ist, und dass es heutzutage bei der gigantischen Schwemme an hochwertigen Produktionen immer unmöglicher wird, etwas von Bedeutung zu erschaffen.

DarkScene: Es ist ja doch recht überraschend, dass meine Wenigkeit, der eigentlich eher selten Zugang zu Black Metal Bands, außerhalb der Immortal oder Dimmu Borgir Eliteliga findet, gerade jetzt ein Interview mit einer Band eintippt, deren frühe Alben er sich nicht mal anhören wollte. Ich bin begeistert von "Eidolon", begeistert vom Heavy Metal, der hier in schaurig düstere Atmosphäre verpackt wird. Die Frage jedoch ist, was aber der „echte“ und „beinharte“ Black Metal Fan davon hält, wenn „normale“ Metal Fans wie Meinreiner nun mit Dark Fortress klarkommen, weil sie einfach ein fettes Album am Start haben, das über den Tellerrand hinausschielt. Seid ihr froh über dieses Tatsache, oder ist es auch irgendwie ein Konflikt, der dadurch entsteht.

Morean: Ich denke, es gibt soviel Verschiedenes mittlerweile, dass man da von Haus aus differenzieren muss – auch innerhalb des Black Metal. Auch wenn die meisten von uns ihre Wurzeln im Black Metal haben, sind wir in erster Linie Musiker und Metal-Fans, die sich alles mögliche anhören. Ich denke, keiner von uns könnte in einer Monokultur lang überleben. Dass es wohl keine Band gibt, die allen Black Metalern gleichzeitig gefällt, ist noch nie eine Tatsache gewesen, die uns um den Schlaf bringt. Man kann und braucht sich seine Hörer nicht raussuchen – sobald man etwas veröffentlicht, hat man keine Kontrolle mehr, wer sich das reinzieht. Aber ich denke schon, dass sich musikalische Entwicklung, Virtuosität und eine gute Produktion nicht unbedingt beißen müssen mit den ursprünglichen Black Metal-Inhalten. Das wichtigste im Black Metal ist unserer Ansicht nach immer die Atmosphäre und beklemmende Grundvibration, aber es gibt äußerst verschiedene und durchaus gleichwertige Ansätze, diese zu erzeugen, sei’s mit Riffs aus 2 Tönen und einem Kassetenrekorder, oder mit ultra-komplexen Soundwänden und fettem Orchester. Simpel gesagt respektieren wir jeden, der uns respektiert, und freuen uns, wenn unsere Gebräue es schaffen, jemanden in unsere Welt zu ziehen. Wem’s nichts gibt, braucht sich’s ja nicht anzuhören.

DarkScene: …habt ihr ein Problem, wenn ich "Eidolon" einfach nur Metal nenne!

Morean: Gar nicht! Wie gesagt, als Hörer sind wir keine Puristen. Und schon bevor ich in der Band war, hatte ich bei Fortress vor allem live immer den Eindruck, dass sie in erster Linie eine Metal-Band sind, die halt Black Metal spielt. Das kommt durch die enorme Energie auf der Bühne und die Extrovertiertheit, aber auch durch die Kontur in der Musik, die eben nicht nur eine Stunde lang nach Staubsauger klingt (Die Redaktion applaudiert solch treffsichere Beschreibung!), sondern differenziert und dynamisch ist. So sehr ich sie auch liebe, ist mir über die Jahre aufgefallen, dass viele Black Metal-Bands live ganz schön abstinken im Vergleich zur Platte, und einfach nur fad sind, weil von der Mystik auf den Platten durch ideologische Verkrampftheit und pseudo-truem Rumstehen auf der Bühne einfach nix mehr übrig ist. Eine ruhmreiche Ausnahme waren Emperor, die irgendwann auf das ganze Brimborium geschissen haben und sich einfach hingestellt haben und durch reines Spielen alles zerstört haben. Wenn man danach dann ein windiges Bürscherl in Spikes sieht, der 45 Minuten lang „eeeeeeh, eeeeeeh, eeeeeeeh, Satan“ ins Mikro sagt und daneben ein paar Bauern gelangweilt in ihren Gitarren rühren, geh ich lieber nach Hause und hör mir die Platte an. (Die Redaktion kniet schon wieder nieder für dies Aussage - Strike!!!)

DarkScene: Blicken wir noch mal kurz zurück. Kurz nach dem Century Media Debüt "Seance" musstet ihr Gründungsmitglied und Sänger Azathoth vorgeben. Wie schwierig war die Situation, wie schnell konntet ihr den Split verarbeiten und wie rasch funktionierte die Einbindung von Morean, der auf "Eidolon" einen astreinen Job abliefert.

V Santura: Es ist generell immer schwierig, wenn man als Band seinen Sänger verliert, und erst mal war es durchaus ein Schock. Aber gleichzeitig war es auch eine Erleichterung, da das Bandklima schon seit einiger Zeit ziemlich schlecht war. Letztendlich war die Trennung wohl ein notwendiger Schritt, weil beide Seiten einfach unzufrieden waren mit der generellen Situation und dem Klima in der Band. Bis wir den Split verarbeiten konnten, dauerte es sicher 3 Monate, da ich gerade mit Celtic Frost auf Amerikatour war, als es zum Split kam, und wir auch nicht einfach den erstbesten Typen nehmen wollten. Als wir uns aber endlich entschieden hatten, ging’s eigentlich sehr schnell; Morean hat sich nach den Probeaufnahmen im Sommer sofort sehr gut in die Band integriert, und die Gesangsaufnahmen, die quasi unmittelbar danach stattfanden, waren sehr angenehm und problemlos. Nachdem die Scheibe fertig war, wurde noch in zwei Phasen intensiv geprobt für diese Tour (wir sind gerade auf der Autobahn...), und das war’s eigentlich schon!

DarkScene: Ein Teil des Songwritings war ja wohl bereits angedacht, bevor Morean zu euch stieß. Hat sich die neue Aufstellung auf den Sound ausgewirkt, oder hätte "Eidolon" auch mit Azathoth so geklungen.

V Santura: Jein. Die instrumentalen Songs standen ja schon komplett fest, aber das musikalische Erscheinungsbild hat sich insofern geändert, als die Texte wirklich auf die Musik maßgeschneidert wurden und Morean eine viel rhythmischere Herangehensweise an die Texte hat als Azathoth. Auch arbeiten wir auf dem neuen Album eigentlich zum ersten Mal relativ konsequent mit Refrains. Das war zwar ein Wunsch von allen in der Band, ging aber in der Ausführung sehr auf Morean zurück.

DarkScene: Wie kann man den Status von Dark Fortress sehen. Ihr seid nun ja nicht gerade eine Newcomerband, sondern schon 14 Jahre bestehend und derzeit wohl Deutschlands Top Adresse des Genres.

Morean: Wir sind sehr froh, dass man uns im deutschsprachigen Raum relativ gut kennt, wir bekommen aber mittlerweile auch sehr viele begeisterte Reaktionen aus dem Rest der Welt. Deswegen ist unser Wunsch im Moment, auch international zum Zug zu kommen, da unserer Ansicht nach die Umstände dafür grade sehr günstig wären. Bei den Konzerten in England und Holland z.B., die wir grade gespielt haben, waren wir überrascht, dass durchaus einige Leute sehr gut vertraut sind mit unseren Songs, auch den neuen, und auch noch abgehen wie die Zäpfchen. Wenn alles klappt, touren wir im Winter ca. 3 Wochen durch Amerika. Da werden wir dann sehen, wie international unsere Musik wirklich ist.

DarkScene: Was waren die wichtigsten Meilensteine in der Bandgeschichte. Rekapituliert die Dark Fortress Story doch noch mal kurz für unsre Leser.

V Santura: Ich erspare uns allen die klassische Bandgeschichte und Diskographie, die kann jeder auf unserer Homepage nachlesen. Ein Meilenstein in der Geschichte jeder Band ist natürlich der erste Plattenvertrag, den wir 2001 mit dem Amerikanischen Undergroundlabel Red Stream für unsere ersten beiden Alben "Tales from Eternal Dusk" und "Profane Genocidal Creations" abgeschlossen haben. 2000/2001, also nach den Studioaufnahmen zu "Tales..." war auch ein großer personeller Umbruch in der Band, als mit Draug, Seraph und mir in sehr kurzer Zeit drei neue Leute zu Dark Fortress gestoßen sind, was die Band natürlich nachhaltig verädert hat.
Ich denke ein weiterer Meilenstein war das Party.San Festival 2003, als wir zum ersten mal die Chance hatten vor einem wirklich großen Publikum aufzutreten und diese Chance haben wir damals mehr als genutzt und uns auch danach einen Ruf als sehr gute Liveband erspielt. Unser 2004er Album "Stab Wounds" gilt wohl auch als ein Meilenstein der Band, da wir mit diesem Album zu ersten mal auch auf einem Tonträger bewiesen haben, dass wir überragende Musik schaffen können. "Stab Wounds" hat uns auch letztendlich die Aufmerksam eines größeren Publikums und die von Century Media eingebracht. Nach unserem Century Media Debut "Séance" lief es für uns, vor allem Tourmäßig aus diversen Gründen nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten, auch wenn wir einige geile Shows z.B. mit Celtic Frost oder Satyricon hatten. Aber jetzt sind wir endlich in der Lage, dass wir live voll angreifen können und wir sind sehr stolz nun nach der Veröffentlichung von "Eidolon" endlich unsere erste Clubtour zu spielen.

DarkScene: Wie lebt man damit, immer wieder mal mit DER Band des Genres, mit Dimmu Borgir verglichen zu werden. So schlimm kann’s ja nicht sein, wenn man mit Superlative (auch Satyricon fallen einem immer wieder mal ein) in einem Atemzug genannt wird. Noch dazu, wenn man sich auch noch nach deren norwegischem Namen benennt..

Morean: Ich höre seit vielen Jahren Dimmu, weil die Band einfach geil ist und sich unglaublich entwickelt hat. Trotz dem ganzen Geunke in der Szene finde ich, dass sich diese Band ihren Status absolut verdient hat, und ein Vergleich mit ihnen ehrt mich eigentlich nur – auch wenn ich schon denke, dass wir uns deutlich von ihnen unterscheiden. Auf Satyricon bin ich selbst nie so gestanden, aber ich weiß, dass sie für unsere Songwriter ein großer Einfluss sind.

V Santura: Dazu möchte ich noch anmerken, dass die Unterstellung, dass wir uns nach Dimmu Borgir benannt haben, Blödsinn ist. Erstens ist es ein Irrglaube, dass die korrekte Übersetzung für Dimmu Borgir ins Englische Dark Fortress ist. Borgir ist meines Wissens schon mal Plural und laut einem Isländischen Bekannten von uns bedeutet der Name eher „dunkle Städte“. Außerdem existiert unsere Band unter diesem Namen bereits seit 1994, also seit einem Zeitpunkt, als sich noch niemand um Dimmu Borgir geschert hat.

DarkScene: Ich als bekennender „Teilzeit-Black-Metal“ Fan, der Alben wie z.B. "Eidolon" ausschließlich wegen ihrer musikalischen Klasse und keineswegs wegen irgendwelcher Einstellung, oder textlicher Idee lieb gewinnt, muss einfach noch einige „etwas andere“ Fragen stellen:
Wie sehr Black Metal ist eine intelligent scheinende und musikalisch versierte Band wie Dark Fortress. Nicht wenig „ganz böse“ Black Metal Fans verkennen euren Sound ja schon als Pop oder Kommerz (ein Schicksal, das auch Dimmu erleben durften, sobald sie wirklich ausgereifte Klassemusik machten und mehr als nur den eingefleischten Kellerfans gefallen durften), nur weil ihr gut spielen könnt und eine technisch hochwertige Produktion auffahrt. Wo ist die Grenze, wie steht ihr zu solchen Aussagen….

Morean: Ich denke, die Frage hab ich eigentlich oben schon beantwortet. Bei der Bezeichnung „Pop“ muss ich allerdings kotzen, denn Popmusik ist ein Produkt, das für einen Markt produziert wird. Qualität ist dort eine selten geforderte Zusatzoption. Wenn man die ganzen Gothic-Pop-Bands und Trittbrettfahrer aller Genres mal außen vorlässt, kann man über jeden Metal nur sagen, dass er eine Musik ist, die aus Leidenschaft geboren ist, und Zuspruch vom Publikum ein in erster Linie sekundärer Nebeneffekt ist. Wenn uns jemand Anbiederung (an wen auch immer) oder Kommerzialität vorwirft, soll er mal eine Woche lang in unseren Schuhen laufen. Dann wird er sehen, dass Geld so ungefähr das letzte ist, was übrig bleibt in extremer Musik. (Natürlich wäre auch der Gestank eine Herausforderung in so einem Fall...)
DarkScene: Wie definiert Ihr Black Metal:

Seraph: Black Metal ist der musikalische Ausdruck emotionaler Abgründe.

DarkScene: Wie sehr sind Dark Fortress eine Black Metal Band aus Überzeugung. Und wenn, wie darf man sich das Leben von so überzeugten Genre Bekennern vorstellen. Ich denke da gehen Meinungen zwischen den „üblich verdächtigen Idioten unter den Fans“ und den Bands und „normalen“ Black Metal Fans ein wenig auseinander.

V Santura: Also ich möchte mein Privatleben von der „öffentlichen Person“ V. Santura strikt trennen. Was ich privat wie und warum mache geht eigentlich niemanden etwas an. Ich bin Musiker aus Überzeugung und spiele Black Metal, da mir diese Musik aus der Seele spricht. Und ich glaube vor allem die letzte Aussage kann jeder in der Band so unterschreiben.

DarkScene: Habt oder hattet ihr schon jemals Probleme mit Fans vor der Bühne. Schämt man sich manchmal nicht für den ein oder anderen Deppen im Publikum, bzw. ärgert man sich, daß einem die gleichen Idioten zujubeln, wie einer hirnlosen Band der Mistkübelklasse Burzum und Co.

Morean: Fans vor der Bühne sind an sich natürlich cool, aber wenn man dauernd betatscht wird oder irgendwelche besoffenen Deppen auf den Effektgeräten rumlatschen, platz einem schon irgendwann der Kragen. Auch die Sintfluten an verbalem Dünnschiss von den Bierzombies in einem 2qm-Backstageraum, in dem sich 3 Bands versuchen umzuziehen, oder wenn man versucht, sein Zeug nach dem Gig einzuräumen, nerven irgendwann. Aber mei, andererseits freut man sich, wenn’s die Leute genossen haben. Generell ist es halt angenehm, wenn die Leute das Maul halten, wenn sie nix zu sagen haben.

DarkScene: Was haltet ihr als geistig reife Persönlichkeiten von Bands der Marke Gorgoroth oder dergleichen Idioten, deren Namen ich auf unsrer Seite gar nicht zu oft propagieren will. Deren Werk bzw. vor allem deren Taten und Aussagen sind ja wohl der größte und Dreck, der dem Metal im Gesamten (denn so was wird in der Öffentlichkeit leider meist verallgemeint und auf alle Metal Fans übertragen) passieren konnte und kann. Da ist die Grenze zwischen Peinlich, Beschämend und Dumm sehr dünn. Wie steht ihr dazu… seht ihr euch solchen grenzdebilen Idioten verbunden oder zugehörig, nur weil ihr „offiziell“ die selbe Musik verarbeitet und einem Genre angehört.

Morean: Ich bin ein fanatischer Anhänger der Meinungsfreiheit, insofern sollte jeder seine Überzeugungen zumindest äußern können. Man muss dem ja nicht zustimmen. Was Gorgoroth betrifft, hab ich nicht den Eindruck, dass Gaahl z.B. ein dummer Mensch ist und nichts zu sagen hat, auch wenn das Image natürlich mittlerweile völlig jedes angemessene Ausmaß überschritten hat. Bei allem Extremen was publiziert wird, besteht natürlich immer die Gefahr, dass man von diversen Knalltüten als ideologische Rechtfertigung missbraucht wird. Aber ich sehe Metal auch in seinen extremen Ausdrucksformen als Kunst, die erst mal unzensiert bleiben muss. Man muss ja seinen Kleinkindern keine Cannibal-Corpse Cover ins Zimmer hängen. Das einzige, womit wir als deutsche Black Metal-Band ein Problem haben, ist die Nazischeiße, die einem einfach genrebedingt von irgendwelchen Leuten immer wieder angehängt wird, denn die Leute dieser Szene sind für uns viel eher der Abschaum der Menschheit als irgendwelche Pandabären, die „Satan“ schreien, und wir distanzieren uns ausdrücklich davon.

DarkScene: Was fällt Euch ein, wenn ich die völlig irrsinnig und hirnkranke – ohne Zweifel auf persönliche Probleme, bzw. Komplexe und Gesellschaftsunfähigkeit zurückzuführende- „elitäre Grundhaltung“, die einige Teile des Black Metals propagieren, erwähne….

Morean: Ich denk da in erster Linie ans Nietzschesche Konzept des Übermenschen, jetzt aus ideologischer Sicht, das ich alles andere als verwerflich finde: der Versuch, über sich selbst und die traditionellen Beschränkungen, Komplexe und Dummheitsabgrunde der Menschheit hinauszuwachsen und damit die Evolution aktiv voranzutreiben, ist selbst ein äußerst erstrebenswertes Ziel. Die Weigerung, mit der Masse zu schwimmen, und die eventuell daraus folgende Assoziation mit "satanischem" (d.h.für mich "spirituell anarchistischem") Gedankengut und ein eigenes Wertesystem sehe ich in der Theorie durchaus als Errungenschaften des Black Metal. Deswegen muss man noch lange kein schlechter Mensch sein, wie Abertausende bereits bewiesen haben. Dass sich mancher trotzdem wie das letzte Arschloch aufführt, rechne ich in erster Linie dem Individuum und nicht dem T-Shirt an, das dieses trägt, denn Vollidioten gibt's in jeder Glaubensrichtung und Philosophie. Darüber hinaus ist es heutzutage nicht mehr besonders mutig, auf die Katholiken zu schimpfen (auch wenn ich mich da selber kaum bremsen kann) oder eine verlassene Holzkirche anzuzünden, weil man sich nicht dem geringsten Risiko aussetzt, außer eine Falte auf der salbungsvollen Pfarrerstirn auf dem Gewissen zu haben. Was ist so rebellisch dran, auf einen Feind einzutreten, der eh schon seit Jahrhunderten am Boden liegt? Ich warte drauf, dass der Black Metal mal dem Allah und allen anderen, auf erstunken und erlogenen Fantasien basierenden geistigen Verirrungen die Stirn bietet, aber da machen sich diese Milchbubis wahrscheinlich ins Hemd. Für mich gilt seit jeher Crowley's "Tu was Du willst" - ein Satz, der immer Geschrei bei allen auslöst, die sich nicht die Mühe machen, ihn zu verstehen. Wenn das was Du willst ist, Fensterscheiben einzuschmeißen oder Leute zu erstechen, dann sei's so... dann muss Du aber auch die Konsequenzen ertragen können, und da beisst's meistens schon aus. Ich bin mein ganzes bewusstes Leben meinem wahren Willen gefolgt, und ich hab im Allgemeinen keine Schwierigkeiten mit meiner Umwelt. Auch Wahnsinnige können Plato zitieren. Das macht Plato nicht zum Wahnsinnigen.

DarkScene: Was fällt Euch zu der, aus dieser traurigen Einstellung und Haltung resultierenden Begleiterscheinung Richtung „brauner Kacke“ ein…

Morean: siehe oben... man kann nicht gleichzeitig Misanthrop und Rassist sein. Wer so armselig ist, dass alles, auf das er stolz sein kann, sein beschissener Pass ist, verdient nicht einmal die Erwähnung. Die arische Rasse kommt eh aus Indien und war am Anfang schwarz, also was soll der Mist. Ich bin jetzt seit vielen Jahren leidenschaftlicher Ausländer, kenne Leute von überall, und ich kann nur immer wieder feststellen, dass wir alle dieselben parasitischen Primaten sind. Darüber hinaus sollten Musik und Politik streng getrennt sein, genau wie Religion und weltliche Macht.

DarkScene: Wo ist die Grenze, die der Black Metal und seine Fans nicht überschreiten sollen bzw. dürfen.

Morean: Ich denke, wenn man anderen das gibt, was man selber empfangen möchte, kommt man recht weit. Das hat nix mit Jesus, sondern einer grundlegenden Resonanz der Welt auf einen selber zu tun. Religion ist zwar was für die Privatsphäre, aber wenn Religion in der Szene diskutiert wir, muss sich das ja keiner anhören, genau wie die Musik selber. Die Welt wird nicht besser, wenn ich irgendwelche Leute ersteche, aber das ist mein Ansatz. Idioten gibt's wie gesagt überall, man schaue sich doch nur mal die unsägliche Welt des Gangster-Rap an. Ich sehe nicht, warum Black Metal da eine Sonderstellung haben sollte. Leben und leben lassen vielleicht?

DarkScene: Wie beurteilt ihr persönlich die deutsche Black Metal Szene.

Morean: Ich bin kein Fachmann, aber generell gibt's schon einige Bands die sich sehen lassen können. Ich hab stilistisch noch nichts gehört, das es nur in Deutschland gibt auf dem Gebiet; das meiste ist deutlich von Skandinavien beeinflusst. Aber meine Meinung muss wie gesagt nichts heißen.

DarkScene: Wer sind die besten deutschen Vertreter des Genres (inkl. Jener, die nicht mehr aktiv sind)

Morean: Neben den usual suspects Endstille und Secrets Of The Moon fallen mir da vor allem Farsot ein.
V Santura: Sonic Reign!!

DarkScene: Seid ihr gläubig ...

Morean: Könnte ich Dir von den anderen nicht mal sagen. Wir reden mehr über Essen als Religion... Wie gesagt, Religion ist Privatangelegenheit.

DarkScene: Was sind die nächsten Fixpunkte für Dark Fortress. Mit "Eidolon" im Gepäck wäre wohl der nächste Schritt auf der Evolutionsstufe möglich.

V Santura: Absolut, wir haben momentan eine Chance, die wir nutzen müssen. Im Sommer folgen erst mal einige Festivals, wie z.B. das Summer Nights Festival in Österreich oder das Metal Camp, das ja auch für viele Österreichische Fans durchaus relevant ist. Ich freue mich auch besonders aufs „Summer Breeze“, der Gig dort 2004 ist für mich immer noch ein besonders Highlight. Und wie gesagt, wir arbeiten momentan an unserer ersten US-Tour, und mit seiner Musik den Sprung auf einen anderen Kontinent zu schaffen ist definitiv ein wichtiger Schritt auf der Evolutionsleiter. Ansonsten werden wir auch in näherer Zukunft mit den Arbeiten zu einem neuen Album beginnen und da ich Perfektionist bin ist natürlich das Ziel, "Eidolon" zu übertreffen, wenn es uns möglich ist.

DarkScene: Was glaubt ihr, wie weit Dark Fortress nach oben kommen können. Wohin kann der Weg einer Band Eurer Art gehen.

Morean: Wenn wir im selben musikalischen Fahrwasser bleiben, denke ich wird die Decke bald erreicht sein, auch wenn man natürlich noch viel bekannter werden kann und mehr spielen.

V Santura: Um echt einen Quantensprung machen zu können, müssen wir, denke ich, einen Entwicklungsschritt tun, den vor uns noch keiner geschafft hat, und mit was wirklich substanziell neuem oder besserem als der Rest kommen. Frag mich aber bitte noch nicht, wie das aussehen soll.... (ein bisschen Zeit haben wir ja wohl noch).

DarkScene: Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Black Metal Bands. Wer sind die Urväter, wer die besten Vertreter des Genres.

Morean: Bei mir ging's in den 80ern so richtig los mit Bathory, in den 90ern mit Emperor. Ansonsten kann ich jetzt halb Skandinavien aufzählen, scheint mir aber etwas überflüssig.

V Santura: Zu den Urvätern: Naja, Venom; und Hellhammer und Celtic Frost, natürlich!! Bathory, da kann ich zustimmen, vor allem "Under The Sign Of The Black Mark" ist ein Meilenstein. In den 90ern natürlich Mayhem und Dark Throne und natürlich definitiv Emperor.

DarkScene: Zum Abschluss die Darkscene Standardfragen, die jeder Musiker zu beantworten hat:
Alltime Faves

Morean: Morbid Angel - so ziemlich alles Opeth / dito Slayer / dito Fields of the Nephilim - "Elyzium" und "Zoon" Igor Stravinsky - "Le Sacre du Printemps"
György Ligeti - (fast) alles Paco de Lucía - ebenso

DarkScene: Top Faves 2007/2008

Morean: Portishead - "Third", Stigmata Gojira

DarkScene: Favourite song actually:

Morean: Morbid Angel "God of Emptiness"

DarkScene: Danke fürs Interview.
Mehr von Dark Fortress
Casandra's Crossing - Garden Of Earthly DelightsAccuser - RebirthlessMichael Schenker - My Years with UFOThola - UnseenKlaus Schubert - 50 Years in RockNasty Savage - Jeopardy RoomThe Cure - Songs Of A Lost WorldSkid Row - Live In LondonVoodoo Circle - Hail To The KingAries Descendant - From The Ashes Of Deceit
© DarkScene Metal Magazin