Bewundernswert, mit welcher Geschmeidigkeit der Power Metal im Hause Brainstorm seit Jahrzehnten kultiviert wird. Der Vorgänger "Midnight Ghost" war nach ein paar guten wieder ein sehr gutes Album, das alle Stärken der blind eingespielten Schwaben zu vereinen wusste, beim aktuellen Silberling "Wall Of Skulls" verhält es sich ziemlich ähnlich: Das Jonglieren zwischen europäischem Traditionsstahl und amerikanisch inspiriertem Power/Speed Metal liegt nur wenigen derart im Blut, dabei strotzt das Quintett vom ersten bis zum letzten Song vor Energie und Spielfreude.

Doch das alleine wäre noch zu wenig: die Gesangslinien und Refrains von Andy B. Franck sind in der Kategorie „Wiedererkennungswert“ einmal mehr bestens vertreten. Obendrein kraftvoll, aber nie aufdringlich und schon gar nicht profan. Und wo auch immer die Skiptaste innerhalb der fünfundvierzig Minuten hängen bleibt, der Wohlfühlfaktor stellt sich meistens rasch ein, sei es der schnelle Opener "Where Ravens Fly", das gemäßigte "End Of My Innocence", oder die geile Edelhymne "Holding On" – hier sitzt jedes Arrangement punktgenau. Nichts zu viel, nichts zu wenig, was die dezenten Keyboard-Passagen miteinschließt. Selbstverständlich sind auch die von den Herrschaften Peavey (Rage) und Seeb Levermann (Orden Ogan) mit-gesungenen Tracks "Escape The Silence" bzw. "Turn Off The Light" Volltreffer. Letzterer hatte übrigens seine kompetenten Lauscher und Finger im Spiel, was den Mix dieses Drehers betrifft.

Mittlerweile haben Brainstorm das dreizehnte Studiowerk am Start, eine stattliche Anzahl, bei der man es natürlich in Kauf nehmen muss, die ein oder andere Passage schon einmal so oder so ähnlich in früheren Tagen vernommen zu haben. Wen das jedoch nicht stört und sich auf’s Neue an solch souveränen Kompositionen aus dem Süden Deutschlands erfreuen kann, macht bei "Wall Of Skulls" garantiert nichts falsch!