Was die Einwohnerzahl Dänemarks mit bescheidenen 5,8 Millionen betrifft, gehört die südlichste Region Skandinaviens zu den kleineren Nationen. Unsere Alpenrepublik kratzt indes an der Neun- Millionenmarke. Was aber die musikalische – insbesondere auf das Rock und Metal Genre bezogen – Qualität betrifft, gehören die südlichsten Wikinger zu den großen Nationen. Diese Behauptung haben wir eigentlich schon vor gefühlt zwanzig Jahren nüchtern aufgestellt, oder nicht? Und dass das Fußballnationalteam der Dänen das Österreichische mittlerweile dreimal rechts überholt hat, sei hier nur zur Vervollständigung des imaginären Länderschwanzvergleichs erwähnt.

Einen wesentlichen Beitrag zu diesem ewig fruchtbaren Boden tragen gewiss auch die Kerle von Artillery dazu, die nächstes Jahr das vierzigjährige Jubiläum feiern werden. Leider verstarb mit Morten Stutzer 2019 ein Gründungsmitglied, doch in Kraen Meier fand man rasch einen formadiblen Ersatz, sodass nach bereits zweieinhalb Jahren das zehnte Album, sinnigerweise als "X" betitelt, die Fangemeinde beglücken soll.

Qualitativ bewegt sich das Thrash-Kollektiv auf dem gewohnt gehobenen Niveau, welches seit dem Reunionalbum "When Death Comes" von 2009 kaum Schwankungen erkennen lässt. Als eine jener Bands, die man auf Anhieb erkennt, haben sie natürlich ein felsenfestes Privileg, das die jüngeren sich erst mal erarbeiten müssen. Die hymnischen Melodien, die beißenden Riffs und der für Speed/Thrash überaus melodische Gesangsstil von Michael Bastholm Dahl, machen es dem geneigten Hörer alles andere als schwer, bald warm zu werden und begeistert die Repeat-Taste zu drücken. Zu dieser willkommenen Chose gesellen sich dezente orientalische Vibes hinzu, ein Markenzeichen, dass spätestens seit der Weltklassescheibe "By Inheritence" Kenner zu schätzen wissen. Apropos: diese Platte aus dem Heavy Metal Prachtjahr 1990 bleibt auch weiterhin unerreicht, selbst wenn mit "Turn Up The Rage", "Silver Cross", "Force Of Indifference" und "Eternal Night" hier schwere Geschütze aufgefahren wurden.

Die Alten haben’s halt drauf. Das Dänische Speed/Thrash-Kommando, das 1982 in Taastrup gegründet wurde und zwischenzeitlich zweimal von der Bildfläche komplett weg war, lässt knapp vier Dekaden nach Gründung einen weiteren Longplayer vom Stapel, der zwar nicht ganz zur Speerspitze der eigenen Discographie zu zählen ist, aber dafür alle essentiellen Charakteristika innehält.