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Agnostic Front - The American Dream Died (CD)
Label: Nuclear Blast
VÖ: 03.04.2015
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Art: Review
Professor Röar
Professor Röar
(123 Reviews)
8.0
35 Jahre und kein bisschen leise – so könnte man dieses Review von Agnostic Front's "The American Dream Died" auch gleich beenden, und es wäre fast alles gesagt. Denn die NYHC-Überväter wissen auch auf ihrem mittlerweile 11. Album vollkommen mit gewohnter Härte zu überzeugen, aber geizen auch andererseits mit großen Überraschungen.
Wie schon auf dem Vorgänger "My Life My Way" bieten uns Roger Miret und Gitarrenlegende Stigma, der wohl immer noch nicht selbst sein Instrument stimmen kann, eine wütende Mischung aus Hyperspeed-Hardcore-Krachern, fiesen Moshparts und diesen NY-typischen Hymnen, bei denen man schon nach den ersten Akkorden problemlos aus voller Kehle mitgrölen kann. Gitarrensoli spart man sich auch wieder, aber nicht weil Stigma sie nicht spielen kann oder will, sondern weil er sie verdammt nochmal nicht braucht. Stigma ist Legende, er muss niemandem zeigen, ob er sein Instrument richtig rum halten kann, er ist einfach da und dafür ist man ihm gefälligst dankbar, bitch!

Textlich gibt sich dafür Roger Miret diesmal politischer denn je und tut das, was er seit Jahrzehnten am besten kann: den Frust des kleinen Mannes über Regierung, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit, fucking wars und Medienlügen rauszubrüllen. Und diesem Mann, der tatsächlich so einiges an street credibility mitbringt, nimmt man die Wut auch 30 Jahre nach "Victim in Pain immer" (Classic-Review hier) noch ab. Und natürlich gibt es auch wieder die obligatorischen Hymnen auf New York und die Hardcore-Szene ("Never Walk Alone"). Also alles wie gesagt ziemlich überraschungsfrei, dafür aber ehrlich, erdig und mit so viel Energie und Härte vorgetragen, dass all den pseudo-harten Metal-Core-Emporkömmlingen, die Roger Miret nicht mal den Dreck von den Springerstiefeln ablecken dürften, die Muttermilch nur so aus den Ohrwascheln rausspritzen sollte.

Man könnte jetzt als FAZ-lesender Bildungsbürger natürlich dagegenhalten, dass die Agnostic Front-Mucke wirklich ziemlich primitiver Protopunk auf Speed und 3 Akkorden ist, die überharte, demonstrativ zur Schau gestellte Street-Attitüde ziemlich Prolo und mit knapp 60 Jahren (Stigma ist tatsächlich Jahrgang 1955!) auch schon etwas peinlich dünkt. Dazu würde der Feuilleton-gebildete Schöngeist noch anmerken, dass Roger Mirets Parolen gewöhnlich kaum Stammtischniveau übertreffen. Doch das wäre unfair (genauso, wie zu behaupten, Agnostic Front seien Nazis, nur weil ihnen Peter "Jesus Hitler Adolf Christ" Steele vor 30 Jahren mal ein paar ziemlich rechtslastige Texte geschrieben hat). Und wahrscheinlich würde einem Mr. Miret dann kräftig eins aufs Goscherl betonieren – Knasterfahrung hat er ja immerhin auch.

So bleibt dem Professor, der sich nicht gern verhauen lässt, also nichts anderes, als Agnostic Front für ihre aktuellen nicht mal 30 Minuten 7 von 10 möglichen Kurzhaarschnitten zu verpassen. Dazu spendieren wir als Extra-Bonus für die immer noch vorhandene New-York-Credibility 1 vitaminreichen Big Apple, damit der Doktor nicht so schnell bei den bösen Hardcore-Senioren vorbeikommen muss und es in ein paar Jahren wieder solch einen gelungenen musikalischen Arschtritt mit Stahlkappe geben kann. You know, an apple a day keeps the doctor away. Stigma!!!

Trackliste
  1. Intro
  2. The American Dream Died
  3. Police Violence
  4. Only In America
  5. Test Of Time
  6. We Walk The Line
  7. Never Walk Alone
  8. Enough Is Enough
  1. I Can't Relate
  2. Old New York
  3. Social Justice
  4. Reasonable Doubt
  5. No War Fuck You
  6. Attack!
  7. A Wise Man
  8. Just Like Yesterday
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