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9.0
Lange hat es gedauert bis man endlich das selbstbetitelte Debütalbum der bereits heiß gehandelten Newcomer Blues Pills in den Händen halten kann. Was war nicht alles in den letzten eineinhalb Jahren über die schwedische Band zu lesen: da war von absoluten Jungspunden die Rede, von einem 16-jährigen Gitarren-Wunderkind namens Dorian Sorriaux und der Reinkarnation Janis Joplins in Gestalt der hübschen Sängerin Elin Larsson. Als auch in diesem Zusammenhang wieder mal die Begriffe "Vintage-& Retro- und Bluesrock" (gähn…) fielen, war man geneigt, das Ganze als x-ten Versuch eines weiteren Szene-Hypes abzutun. Im Gegensatz zu ähnlich gearteten Bands gelang es den Blues Pills aber im Fokus von Medien- und Szeneninteresse zu bleiben. Mit ein Grund war unter anderem die bemerkenswert schlaue Veröffentlichungspolitik. Anstatt die Gunst der Stunde und allgemeine Aufbruchsstimmung samt 70er-Jahre Flair, Sabbath- und "early-Maiden"-Einflüssen sowie Schlaghosen- und Vintage-Design im Fahrwasser von Erfolgen von Konsorten wie Graveyard, Witchcraft oder Orchid zu nutzen und schnell ein Album auf den bereits gesättigten Markt zu werfen, ging man es gemählich an: 2012 veröffentlichten die Blues Pills ihre Debüt-EP "Bliss" und die 7“-Single "Black Smoke". Darauf folgte 2013 die viel beachtete "Devil Man" EP und ein paar Monate später die "Live At Rockpalast" EP. Auch wenn es früher durchaus Usus war im Monats-Takt Singles und EPs auf den Markt zu werfen, heutzutage gehört schon eine gewisse Portion Mut und Selbstbewusstsein dazu, eine Live-EP vor dem ersten regulären Studioalbum rauszubringen. Aber am Ende setzt sich Qualität eben durch und es folgten "Newcomer des Jahres"-Auszeichnungen sowie einige umjubelte Auftritte, die Vorfreude aber auch Erwartungshaltungen an das erste full-length Album ins Unermessliche steigen ließen.
Jetzt im Juli 2014 liegt "Blues Pills" im schicken psychedelischen Artwork vor und der erste Blick auf die Tracklist verrät, dass einige von den bereits bekannten Songs (wie zB "Little Sun" oder "Black Smoke") den Weg auf das Debütalbum gefunden haben. Beim ersten Höreindruck auffallend ist die Produktion der Scheibe, die die Band um ein deutliches Stück gereifter aber auch geschliffener wirken lässt. Elin Larrson’s Organ wurde mehr in den Gesamtsound integriert und thront nicht mehr triumphierend über sämtlichen anderen Parts. Zudem wurden einige Songs und Passagen dezent umarrangiert. Auch wenn mir persönlich die roheren Versionen der EPs wie zB von "Devil Man" und "River" tiefer unter die Haut gehen, war es wohl eine weise Entscheidung insbesondere die Stimme im Mix etwas weiter nach hinten zu schieben, damit auf Albumlänge das nicht alles ein bißchen "too much" wird. Hervorzuheben sind natürlich die beiden Smash-Hits des Albums: die aktuelle Single "High Class Woman" und allen voran "Devil Man". Ersterer ist ein energetischer Rocksong mit Blueseinschlag und griffigem Chorus, zweiterer muss wohl nicht näher vorgestellt werden: die meisten dürften mittlerweile diese Über-Nummer ohnehin gehört haben; soviel sei aber gesagt: jeder, der sein Rock-Herz am rechten Fleck hat, wird von diesem instant-classic begeistert sein! Das leicht "Adele"-Assoziationen weckende "River" sorgt für wohlige Gänsehaut und ist ein weiterer Beweis, dass Frau Larrson ganz oben in der Champions-League weiblicher Stimmakrobatinnen spielt. Überhaupt sind es die balladesken Töne, die dem Album die nötige Tiefe und Dynamik verleihen und dabei desöfteren mal an die Labelkollegen von The Vintage Caravan erinnern. Im direkten Vergleich verfügen Blues Pills aber aufgrund ihrer bezaubernden Chanteuse über einen Tick mehr Eigenständigkeit und haben hier letztendlich das bessere Verkaufsargument. Herausragend ist auch die Halbballade "No Hope Left For Me", die neben dem souligen Gesang mit unübertrefflicher Gitarrenarbeit glänzt. Ob es anstelle der Coverversion von Chubby Checkers "Gypsy", welches sie zugegebenerweise gelungen in den eigenen Bandkontext überführt haben, nicht doch lieber weiteres eigenes Songmaterial hätte sein dürfen, sei mal dahingestellt, spricht aber wiederum für die Qualität des eigenen Oeuvres. FAZIT: diese wunderbare Platte wird den Vorschusslorbeeren absolut gerecht und ich spreche eine dringende Kaufempfehlung für dieses warme und psychedelische Sommeralbum aus. Auch Leute, die sich nicht regelmäßig die neuesten Hard- & Heavy-Veröffentlichungen ins Regal stellen, sollten hier mal ein Ohr riskieren: das ist schöne, zeitlos-gute Musik fernab jeder Genre-Zugehörigkeit. Trackliste
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