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Jeder kann mittelmäßige Songs schreiben. Aber Sanctuary schrieben nur großartige. Mehr noch als auf dem Nachfolgealbum "Into The Mirror Black" von 1990 (zum Classic Review), das in kaum einer Liste der besten Alben des Jahrhunderts fehlt, dringt ihr Erstling "Refuge Denied" irgendwie aus dem Unsichtbaren ins Gehirn, macht sich dort breit, verschwindet wieder, hinterlässt aber Spuren wie eine Sprengstoffbestellung übers Internet.
Die haarigste Band der Welt hatte 1987 die genau richtige Mischung aus alt und neu, naiv und superschlau, tradtionell und innovativ raus. Und das wirkte so erfrischend wie eine freundlich gemeinte Ohrfeige. Die halbe Metalwelt war aus dem Häuschen. Wer dem ausgefeilten Power Metal des Seattle Fünfers lauscht, fühlt sich an die großen Momente von Metal Church, Vicious Rumors, Riot, Reverend, Megadeth, Savatage oder Helstar erinnert, auch wenn die Songs vielleicht ein wenig mehr den Geist des komplexen, atmosphärischen Songwritings atmen und gesanglich in Richtung King Diamond tendieren. Neun einzigartige Mitsing-Hymnen, die einem stundenlang im Kopf bleiben, haben es auf "Refuge Denied" geschafft. Und bei jedem neuen Anlauf macht man einen neuen Favoriten aus, mal ist das Herzklopfen bei "Ascension To Destiny" am heftigsten, dann wieder beim thrashigen "Termination Force" oder der mitreißenden Uptempo Hymne "Die For My Sins". Denn "Refugee Denied" ist großartig, unwiderstehlich, intensiv, voller düsterer und faszinierender Melodien, stets getragen von der erhabenen und unverwechselbaren Stimme von Warrel Dane, der das passende Korsett für seine expressiv heulende Stimme gefunden hatte. Das musikalische Spektrum, das diese viel zu kurzlebige Formation abdeckte, ist beeindruckend und reicht Dank dem Hauptsongwriter-Duo Rutledge/Dane vom brachialen US-Metal im wunderbaren Einstieg "Battle Angels", über eine gespenstisch-hypnotisierende Jefferson Airplane Coverversion von "White Rabbit" über Hookline-Monster wie "Soldiers Of Steel" bis zum puren Rausch der knapp sechs Minuten lang fesselnden Halbballade "Veil Of Disguise", die Metallica in ihrer Blütezeit nicht besser hinbekommen hätten. Man hatte dabei alles verarbeitet, was der US-Power-Metal im 20. Jahrhundert zu bieten hatte. Ganz ohne fremde Hilfe wäre die Reise wohl trotzdem um einiges holpriger ausgefallen. Für die war Dave Mustaine zuständig. Er sorgte dafür, dass die Band mit ihm produzieren konnte und die Tonträger (LP und CD übrigens mit abweichender Trackliste) mit seinem Namen beworben wurden, prangte doch ein großer Aufkleber auf dem Ed Repka Cover "Produced by Megadeth's Dave Mustaine". Er war es, der anfangs die Fäden spann und mit deren Hilfe diese unglaublich talentierte Band sicher schneller an die Hochkultur andockte als andere Newcomer. Im kollektiven Gedächtnis haben Sanctuary auf jeden Fall einen unverrückbaren Platz. Über die jüngere und gegenwärtige Musikszene sind sie auf eine unbestreitbare Weise erhaben. Die songschreiberische Brillanz von Genialitäten wie "Refuge Denied" und "Into The Mirror Black" trafen den geneigten Hörer eben ganz unmittelbar und direkt ins Herz, im Gegensatz zur gänzlich anders verfahrenden Nachfolgeband Nevermore... Trackliste
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Reviews
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