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Was hat man als Running Wild – Fan wie ich zuletzt geschmunzelt und sich teilweise auch geschämt…Der einstmals mächtige Kapitän der Piraten – Fregatte ruinierte sukzessive den vormals glorreichen Ruf der deutschen Heavy Metal-Pioniere. Wehte die Totenkopfflagge in den 80ern sowie Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch mächtig in der steifen Brise der Hochzeiten des Metal, so bekam der Kahn im Laufe der Jahre doch eine mächtige Schlagseite. Schwankende Liveleistungen, der Einsatz von Drumcomputern (Angelo Sasso), Despotentum und schwächere Studioveröffentlichungen wurden dem Alleinherrscher Rolf vorgeworfen.
Running Wild können auf eine langjährige und beeindruckende Karriere mit tollen Alben zurückblicken, von 1984 weg, wo der Stil noch als Black/Death Metal durchging, über Kultalben wie "Under Jolly Roger" bis hin zu Chartknackern wie "Blazon Stone" (zum Classic Review). Auf genau diese glorreiche Phase griff der Kapitän für den letzten Liveauftritt der deutschen Metallegende auf dem Wacken Open Air 2009 zurück und bewies somit finale Stil- und Geschmackssicherheit. Die schwache Bandphase dieses einflussreichen und unverwechselbaren Piratenkommandos ab 1995 blieb somit unberücksichtigt. Erstaunlich gut bei Stimme (ein markantes Organ hatte Kasparek ja schon immer und ein guter Sänger war er noch nie) zocken der Kapitän und seine Mi(e)t-Musiker Klassiker wie "Prisoners Of Our Time" (von "Gates To Purgatory") ebenso wie Standards und Hits wie "Bad To The Bone", "Raise Your Fist" oder "Conquistadors", aber auch das fetzige "Soulless" (von "Black Hand Inn" 1994 und somit der jüngste Song, der gezockt wurde). Seinen Schlusspunkt findet dieses Konzert und zumindest vorläufig auch die Hanseaten mit der fulminanten Bandhymne "Under Jolly Roger". Angekündigt wurde das Konzert mit großem Getöse, Tatsache ist jedoch, dass das Konzert bei (großteils) Tageslicht und die Farewell – Show ohne einen einzigen Gastauftritt der illustren ex-Musikerschar Preacher, Hasche, Stefan Schwarzmann, Jens Becker oder Jörg Michael stattfand und auch der klassische Schiffsbug mit Maskottchen "Adrian" oder andere Gimmicks fehlten. Hölzern erscheinen auch die Ansagen zwischen den Songs, die in typisch deutscher Manier ausfallen sowie die unauthentischen Maskeraden des Bühnenpersonals. Ihren Zenit hat die Band schon lange überschritten, der Spruch vom Aufhören, wenn´s am Schönsten ist, erscheint – die jüngere Vergangenheit vor Augen habend – wenig passend. Dieser Auftritt ist eher wie ein letztes Aufbäumen, ein nostalgischer Rückblick auf 25 Jahre Piratentreiben auf Tonträger und ein finales Lebenszeichen vor dem (vorläufigen?) Ruhestand. Trotzdem ist das Livealbum zu meinem Erstaunen und wider meine Erwartungen erstaunlich knackig, frisch, gut gespielt und insgesamt sehr gelungen. Fans greifen auch zur DVD (Deluxe Edition), welche die beeindruckende Wacken – Kulisse einfängt, aber außer einem ausführlichen Interview keine großen Überraschungen enthält. Goodbye Running Wild, es war sehr schön mit dir, du hast uns unvergessliche Momente in der Metalhistorie geschenkt, bist uns aber in letzter Zeit nicht wirklich abgegangen….bis zur baldigen Reunion, die dann mit fetter Light- und Pyroshow, amtlichen Gastbeiträgen, lässigen Gimmicks und Songperlen auffährt und uns wieder in seligen Erinnerungen schwelgen läßt! Trackliste
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Reviews
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