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9.0
An In Flames scheiden sich seit Jahren schon die Geister – während die einen die Band für ihren auf den letzten Alben vollzogenen Wandel liebgewonnen haben, sind In Flames gerade für die True-Metal-Fraktion ein rotes Tuch, zu modern und trendy sei die Band, und der Wandel zu mehr Melodie hin wird gleichgesetzt mit Ausverkauf und Verrat am wahren, echten Metal.
Nun denn, das neue Album "Sounds of A Playground Fading" wird zweitere Gruppe mit Sicherheit auch nicht zu In FLames-Fans machen. Ganz im Gegenteil, der Wechsel zu Century Media und der neue Gitarrist Niclas Engelin, der den von diversen persönlichen Problemen zerrütteten Jasper Strömblad kürzlich ersetzte, scheinen für die Schweden wie eine Frischzellenkur gewirkt zu haben. Denn was da auf "Sounds of A Playground Fading" aus den Speakern schallt, klingt nicht selten wie eine vollkommen neue Band. Zwar lässt der Opener und zugleich Titeltrack noch keine solchen "Befürchtungen" aufkommen, stellt der doch die von den Vorgängern "Come Clarity" und "A Sense of Purpose" sattsam bekannten In Flames in Reinkultur dar – harte, treibende Riffs, Anders Fridéns aggressiver Gesang und ein hymnischer Refrain. Schon beim folgenden "Deliver Us" nehmen In Flames aber massiv Keyboards und Elektronikeffekte hinzu, um die düstere Grundatmosphäre des Songs gekonnt zu unterstreichen. Gerade der Einsatz von Keyboards war wohl nur eine logische Konsequenz für die Band, die sich mit diesem Album wohl endgültig von dem letzten bisschen Death Metal verabschiedet hat, das vielleicht auf dem Vorgängeralbum noch irgendwo durchgeschimmert war. Zwar finden sich mit "The Puzzle" und dem ungewöhnlich aggressiven "Enter Tragedy" noch zwei ziemlich schnelle Nackenbrecher im Programm, die dann auch an frühere Phasen der Band erinnern, aber das wars dann auch schon mit Moshpit-tauglicher Härte, und in Anbetracht des restlichen Songmaterials muss man zum Schluss kommen, dass In Flames anno 2011 musikalisch vollkommen anders positioniert sind. Denn ansonsten regieren auf "Sounds of A Playground Fading" Melodie, Groove und moderne Sounds, natürlich immer mit dem nötigen Quäntchen Düsternis und Härte präsentiert. Hier liegen heute die wahren Stärken der Schweden, In Flames haben einen absolut eigenständigen Sound entwickelt und müssen in ihrem Genre keine Konkurrenz fürchten. Doch die wahren Überraschungen auf "Sounds of A Playground Fading" sind nicht die vor großartigen Melodien nur so überbordenden Metal-Hymnen wie das massiv mit Elektrosounds arbeitende, stellenweise in Linkin Park-Gewässern wildernde "Where the Dead Ships Dwell" oder das phantastische "Ropes", in dem sich besonders Sänger Anders Friden als ungemein gereift präsentiert. Zwar ist er immer noch kein Ronnie James Dio, doch gerade in Ropes kann er zeigen, dass er durchaus in der Lage ist, alleine durch seinen Gesang Melodie zu tragen, ohne sich dabei auf Gitarren oder Keyboards verlassen zu müssen. Vollkommen neu im In Flames-Sound sind nämlich Experimente wie "Jester's Door", ein minimalistisches Sprechgesang-Stück ohne Gitarren, das rein akustische und von Anders Friden mehr geflüstert als gesungene "The Attic", ein klassisches Streicherensemble in "A New Dawn" und als Draufgabe das abschließende "Liberation". Ob der Titel "Liberation" nun programmatisch für die Zukunft von In Flames ist und somit eine Art Befreiungsschlag von der (Death) Metal-Vergangenheit darstellt, wird sich noch zeigen. Auf jeden Fall ist es mutig, einen derart massiven stilistischen Einschnitt vorzunehmen, denn "Liberation" ist Pop-Rock in Reinkultur, ein Stück massentaugliches Hitparadenfutter, wie man es von dieser Band wohl trotz all der Tendenzen weg von purer Härte sicher nicht erwartet hätte. Da auch die Produktion von Roberto Laghi absolut erstklassig ist und zudem das düstere Cover-Artwork von Dave Correia nicht besser hätte sein können, bleibt dem Professor nichts anderes übrig als auf den langsam verstummenden In Flames-Spielplatz 9 neue Rutschen, Wippen und Schaukeln zu stellen. Die musikalische Zukunft von In Flames ist nach dieser Großtat jedenfalls vollkommen offen und man darf gespannt sein, welche Überraschungen die Schweden auf ihrem nächsten Streich in petto haben. Trackliste
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Reviews
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