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9.0
Nachdem die Vorab-Maxi (zum Review) zu Extreme´s Comeback-Album "Saudades de Rock" bereits eine riesige Vorfreude auf das endgültige Release bei mir ausgelöst hat, komme ich nach nunmehr dreiwöchigem „Testhören“ des Albums nun vollends ins Schwärmen. 13 Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum "Waiting For The Punchline" sind die Jungs aus Boston wieder da – in alter Frische, Spielfreude und vor allem Klasse.
Extreme wurde und wird zwar als „Hardrock-Band“ kategorisiert, doch das kreative Duo - bestehend aus Sänger Gary Cherone und Gitarren-Gott Nuno Bettencourt – sprengte schon immer diesbezügliche genre-übliche Begrenzungen und bestach schon früh durch zuweilen sehr unkonventionelles Songwriting. Und diese Qualitäten zeigen auch die „erwachsenen“ Extreme auf "Saudades de Rock" zuhauf. Das Album ist vielseitig, interessant, abwechslungsreich, nie vorhersehbar und stilistisch ungemein vielfältig. Diese Eigenschaften gehen zwar manchmal etwas auf Kosten der Eingängigkeit – gibt man dem Album jedoch die Zeit und Anzahl der Durchläufe, die es zum Wachsen benötigt, erschließt sich dem Hörer zweifelsfrei ein zeitloses musikalisches Juwel, das man auch in einigen Jahren noch gerne „auf den Plattenteller wirft“. Einerseits hat man mit "Star", Comfortably Dumb", "Run" und "King Of The Ladies" weiterhin diese flotten typischen Extreme-Rocksongs - stilistisch irgendwo zwischen "III Sides To Every Story" und "Waiting For The Punchline" angesiedelt - am Start. Andererseits scheut man sich nicht, über den Tellerrand zu schauen und einige ungewöhnliche musikalische Anleihen ins Songmaterial einzuflechten. Sei es der lupenreine, extrem geile, 100%ig The Black Crowes-kompatible Chorus in "Learn To Love" mit einem unglaublich groovenden Bass/Drum-Part im Mittelteil und als Solo-Begleitung, sei es das unerwartete "Take Us Alive" mit seinem enormen Rockabilly-Charakter, sei es der The Offspring oder Green Day-verdächtige punkige Riff im grandiosen "Flower Man" oder auch der teilweise Prince-mäßige Gesang in "Slide". Überhaupt muss man neben der hammermäßig groovenden Rhythmus-Sektion, dem wie üblich gefühlvoll aber nicht minder virtuos dahin klampfenden Herrn Bettencourt inkl. seiner spektakulären Gesangsharmonien im Background speziell Sänger Gary Cherone hier auf das oberste Treppchen bei der Medaillenvergabe stellen. Was dieser Mann gesanglich abliefert, ist mehr als Weltklasse. Ausdrucksstark, charismatisch und flexibel setzt er den Kompositionen nicht nur das Sahnehäubchen auf, sondern ist mit seiner Wahnsinns-Röhre mehr als nur einmal DAS Lead-Instrument schlechthin und trägt speziell bei ruhigeren Tracks den Song im Alleingang. Bestes Beispiel dafür ist "Ghost" - ein Lied, das auf jeder Queen-Platte eine gute Figur abgeben würde. Dazu gibt´s mit "Interface" auch noch die obligatorische, grandiose Akustikgitarren-Nummer, die im Vergleich zu Welthits wie "More Than Words" und "Hole Hearted" von "Pornograffitti" oder "Tragic Comic" von "III Sides To Every Story" deutlich nachdenklicher und sehr melancholisch ausgefallen ist. Auch beim Vocals mit Klavierbegleitung-Song "Peace (Saudade)" performen Extreme im Jahr 2008 in Moll statt in Dur. „Saudades“ ist der portugiesische Begriff für „Sehnsucht“ und deshalb ist "Saudades de Rock" der passende Titel für dieses Album. Denn die Sehnsucht nach Rockmusik muss im Extreme-Lager groß gewesen sein. Denn selten zuvor habe ich eine renommierte Platin-Band, die in ihrer bisherigen Karriere weltweit mehr als 10 Millionen Alben verkauft hat, die mit "More Than Words+ einen Nummer 1-Singlehit in den US-Billboard-Charts gehabt hat und die sich 1992 mit ihrem Queen-Medley beim Freddie Mercury Tribute im Londoner Wembley-Stadion weit über die Grenzen der Rockmusik hinaus einen Namen gemacht hat, bei ihrer Rückkehr aus dem Ruhestand dermaßen hungrig und spielfreudig wahrgenommen. Ein starkes Album einer starken Band... PFLICHTKAUF!!! Trackliste
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