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Overkill, Sanctuary
07.03.2015, Komma, Wörgl 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Wenn die "alte Liebe" ruft, dann kommen auch all jene unter ihren Bettdecken hervorgekrochen, die dem üblichen Konzertalltag schon weitgehend abgeschworen haben. Overkill und Sanctuary gemeinsam auf Tour ist aber natürlich ein Event der absoluten Extraklasse und wohl nicht nur für mich wie Weihnachten. Zwei meiner all-time Top 10 Bands gemeinsam auf Tour und obendrein quasi vor der Haustüre an einem Samstag. Schöner könnte es kaum sein und so kämpfen sich heute knapp 500 Metalheads ins Komma Wörgl, um Overkill, einer der besten Thrash Bands des Planeten, die gleichzeitig auch eine der konstantesten und zeitlebens herausragenden Livebands aller Zeiten verkörpert, ihre Ehre zu geben. Dass im Vorprogramm noch eine der begnadetsten und besten Bands der Geschichte und die Schöpfer von US Power Metal Meilensteinen wie "Into The Mirror Black" (zum Classic Review) und "Refuge Denied" (zum Classic Review) mit ihrem grandiosen Comebackalbum "The Year The Sun Died" (zum Review) im Rucksack aufwarten sollte, ist natürlich die Krönung.



Aufgrund des Klassen- und Redaktionstreffencharakters der Overkill/Sanctuary Show, haben die beiden Vorbands heute ehrlicherweise denkbar schlechte Karten. Während man sich im Barbereich sicherheitshalber schon sehr intensiv gegen körperliche Austrocknung wehrt, dürfen die Schweizer von Suborned und auch die Italiener von Methedras den Abend schon mit gutem Sound und gemeinsam mit einer durchaus ansehnlichen Besucherzahl eröffnen. Im Vorbeigehen notiert man schlüssige und nette Auftritte, eine zierlich anmutende, aber amtlich bellende Madame Lucie am Mikro der Eidgenossen, sonst aber auch nichts Weltbewegendes. Viel legendärer ist da schon die Tatsache, dass die aus Monza stammenden Burschen von Methedras Opfer der emsigen Tiroler Justiz werden, die das Wohnmobil, mit dem die Italiener schon seit einigen Tagen durch Deutschland getingelt sind, auf der Inntalautobahn kurzerhand unter die Kontrolllupe nimmt und der Band cool und schmerzbefreit erklären muss, dass sie in einem gestohlenen Auto sitzt. Dass die Jungs da wie der berühmte "Frosch aus dem Salat" dreinschaun und ihr Tag wohl auch gelaufen ist, versteht sich von selbst. Die Taxifahrt zur Venue und die beschwerliche Suche der lokalen Veranstalter nach einem Ersatzmobil am Samstagabend, sind da wohl nur noch das Sahnehäubchen auf einem vollkommen gebrauchten Tag einer jungen Band, die am Ende der Reise wohl mit einem amtlichen Loch in der Geldbörse nach Bella Italia zurückkehren wird.
Jaja...Rock N Roll ist halt nicht immer ganz so cool und schön, wie er zu sein scheint..

Bleiben wir aber bei der Sache. Während man sich schon im Vorfeld der Show seiner beiden Jungendhelden und natürlich aus reiner Vorfreude das ein oder andere Bier zu viel in die Venen stemmt, fällt unser vergötterten Herr Warrel Dane bereits höchst verdächtig auf. Der gute Mann, der exakt heute seinen 54. Geburtstag feiert, schwebt schon zwei Stunden vor der Santuary Show mit Idiotenwollmütze, angeschwollenen Tränensäcken und verschleiertem Blick mehrmals wie ferngesteuert durch den Barbereich des Komma Wörgl. Nüchtern geht anders, sein übergroßes Charisma merkt man Warrel hier auch nicht mehr ganz zwingend an und schon jetzt muss man schmerzlich an die letzte Nevermore Show vor vier Jahren (zum Livereview) denken, bei der der Ausnahmesänger auch ohne Geburtstagsumtrunk quasi vollfett, geistig abwesend und jenseits von Gut und Böse seine Landjäger auf der Bühne jausnete. So muss man leider auch heute Schlimmes befürchten, zumal Jim Sheppard auch amtlich voll und auch die Stimmung im Tourtross alles andere als gut ist. Overkill machen scheinbar amtlich einen auf dicke Hose Headliner und beanspruchen die Halle täglich bis 17:00 ausschließlich für sich und ihre Tontechnik alleine. Sanctuary müssen als "alte Hasen" ebenso wie die beiden "no-name" Vorbands auf den lokalen Mischer zurückgreifen, kriegen zudem verdammt wenig Bühne und auch sehr wenig Zeit für den Soundcheck. Die Hintergründe dafür kennen wir schlussendlich nicht, all das ist aber wohl wenig förderlich, für eine Band, die eh schon schwer mit sich zu kämpfen hat und vor allem für einen Sänger, dessen "Zustand" all den großen Erwartungen und dem Schatten seiner überdimensionalen Vergangenheit ohnehin nur schwer gewachsen ist. Dazu aber nun mehr von Kollege Werner....



Sanctuary

Tom hat schon vorweg genommen, was keinem Anwesenden entgangen war. Sanctuary Frontman Warrel Dane, das seitens der Besucher zwischenzeitlich besungene Geburtstagkind, dürfte nicht nur einer angeblichen Grippe oder ähnlichem erlegen sein, sondern hatte offensichtlich ganz andere Probleme, nämlich mit seiner selbst. Denken wir an Nevermore zurück, ist das ja leider nichts allzu neues. Nun ja, nüchtern geht anders. Professionalität sowieso. Diese Tatsache konnte selbst ein Blinder mit Stock binnen Sekunden wahrnehmen und selbst dieser würde in weiterer Folge mehr Mitleid als sonst irgendwas für Warrel empfinden. Man hat als Konsument ja Toleranz für eine verblühte Jugend, für das nicht immer rosige Tour-Leben und selbstverständlich auch für eine gealterte Stimme, die den Peak fast vergessener Tage nicht mehr ganz erreicht. Aber: diese Performance – sofern man dieses Wort im Kontext überhaupt verwenden darf – möchte man schnellstens aus dem Gedankenprotokoll verdrängen.

Wenn der Frontmann sich damit abmüht, nicht im nächsten Moment einen Betriebsunfall zu erleiden und dabei zwischenzeitlich sogar Halt am Verstärkerturm suchen muss, dann nützt eine durchaus bemühte und einigermaßen technisch fit wirkende Hintermannschaft auch nichts mehr. Lethargie in Reinkultur. Was bei den mittleren und tieferen Gesangslinien vielleicht noch akzeptabel war, entpuppte sich bei etwas höheren Tonlagen als ein Verbrechen sondergleichen: ein derart mickriges und zum Scheitern verurteiltes Gequäcke ist niemandem, und schon gar keinem, der Warrel Dane heißt, würdig! Da waren die bereits angedeutete Bühnenminimierung, sowie der zunächst ohrenfeindliche Mix (böse Zungen munkelten, der Mix wäre bewusst so gewählt, dass man nicht so deutlich hört, wie daneben die Vocals im Laufe dieser Tournee zumeist sind) lediglich Nebensächlichkeiten, die den Gesamteindruck, oder besser das mittlere Desaster, untermauerten. Obschon Langzeit-Bassist Jim Shepard Dane zu Beginn ins Ohr flüsterte, dass das Komma Publikum gerade ein Schläfchen hält, was postwendend alle Anwesenden erfahren sollten, blieben die Reaktionen weitgehend aus. Da und dort ein bisschen Strohfeuer, das war’s auch wieder. Man muss es auf den Punkt bringen: wie sollte hier denn auch nur ein Fünkchen auf die Fans überspringen?!?



Zumindest die im Vorfeld entnommene Setlist (u. a. "Battle Angels", "Seasons Of Destruction", Into The Mirror Black") ließ Kenner mit der Zunge schnalzen, da es ohnehin nur Klassiker zu bestaunen gab, die lediglich oder immerhin von vier neuen Songs flankiert wurden: "Arise And Purify", "Let The Serpent Follow Me", "Frozen" und das Titelstück gehören sicher zu den stärksten Aufnahmen der Comeback-Scheibe "The Year The Sun Died". Wann man wirklich von einer merkbaren Reaktion seitens der anwesenden Headbanger-Meute diskutieren kann, dann bei "Future Tense", bekanntlich DER Song im heiligen Alt-Repertoire der Seattle Power Metal Institution, sowie bei "Taste Revenge" im Finalgang.

Man kann nur inständig hoffen, dass dies ein zwischenzeitlicher Ausrutscher dieses charismatischen Shouters war, ansonsten muss man sich um die Zukunft von Nevermore/Sanctuary und insbesondere um Mister Dane abermals ernsthafte Sorgen machen! Zum Glück war der Abend noch nicht vorbei, denn kurz darauf standen Overkill auf der Matte, für welche ich wieder den Ball zu Tom zurückspiele ...
(Werner)



Setlist Sanctuary:

1. Arise and Purify
2. Let the Serpent Follow Me
3. Seasons of Destruction
4. Die for My Sins
5. Future Tense
6. The Mirror Black
7. Frozen
8. The Year the Sun Died
9. Sanctuary
10. Taste Revenge



Die Hoffnung stirbt also doch nicht immer zuletzt. War bereits das 2012er- Combeack dieser Power Metal Ausnahmeband beim Metal Assault (zum Livereview) ein amtlicher Flop, so war das heutige nur die Draufgabe. Unser vergötterter und mit einer der größten und markantesten stimmen aller Zeiten gesegneter Warrel Dane bringt's auf Bühne einfach nicht mehr und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran noch mal was ändern wird. Nachdem man sich diese herbe Enttäuschung mit weiterem Gerstensaft runtergespült hat und ich für mich selbst nun endgültig beschlossen habe, Sanctuary und alle anderen Warrel Dane Künste die noch kommen mögen und die ich immer zutiefst verehren werde, fortan ausschließlich auf Platte zu genießen, steigt schon langsam die Vorfreude auf das zweite Highlight der Nacht.
Bei Overkill weiß man zumindest, dass sie sie live IMMER eine Granate sind. Das war schon so, als ich sie einst im Mai 1993 in der Arena Wien, gemeinsam mit Savatage, bei einem meiner bis dato denkwürdigsten Konzerte ever, zum allerersten Mal livehaftig erleben durfte und das hat sich in den letzten 25 Jahren auch nie geändert.



Overkill

Bobby Blitz, DD Verni und ihre Crew sind eine Thrash Maschine, die zeitlebens perfekt geölt war. Weder Blitz's Tumor, noch sein Schlaganfall konnten diese Band je stoppen. Overkill veröffentlichen seit 1985 konstant und regelmäßig grundehrliche Thrash Alben und haben dabei mehr überragende Klassiker geschaffen, als so manch höher gehandelte "Ikone". Blickt man auf die Diskografie der New Yorker, dann findet man eine beinahe makellose Bilanz. Bis Mitte der 90er Jahre war ausschließlich jedes Album der Amis ein Genuss. Mitunter zeitgemäßer und eine Spur moderner, aber immer voll der Bandtrademarks, immer ehrlich und typisch Overkill. Dass die letzten Alben dieser Legende nicht ausschließlich Volltreffer waren, kann man da locker verschmerzen.
Wer so unbeirrt, konsequent, ehrlich und konstant seit über 30 Jahren seinen Weg geht, den muss man immer vergöttern. Vor Allem, wenn eine eine Band auch in reiferem Alter immer noch so gegen die Wand hämmert, wie es Overkill auch heute wieder tun.



Der Sound ist von Beginn an ultrafett, DD Verni mimt immer mehr den coolen Mafiapaten am Bass, die Gitarrenfraktion ist schwer bewaffnet und genau so arschtight, wie die gesamte Band, die das Komma heute förmlich zerlegt. Die Stimmung ist von Beginn an superb. Diese Overkill-Show ist einmal mehr von Beginn an eine absolute Machtdemonstration. So geht Thrash! Blitz ist nicht nur immer noch herrlich bodenständig, sympathisch und professionell, wie er uns vor einiger Zeit im Videointerview (zum Interview) vermittelte, sondern mit seinen 56 Lenzen am Buckel auch stimmlich wie körperlich immer noch in Topform. Der Kerl besteht nur aus Muskeln, Senen und Haut und seine Erscheinung ist immer noch so unvergleichlich, wie sein Stageacting und seine grandiose Stimme.

Lassen das neue "
Armorist" und "Electric Rattlesnake" zu Beginn der Show noch Zeit zum Bierschlucken, geht's ab "Powersurge" richtig in die Vollen. Unkaputtbar sind sie, diese Manifeste der 80er Jahre Thrashs. "In Union We Stand" ist bis heute eine der größten Hymnen des Metal und das überragende "Rotten To The Core" würde selbst in einem Altenheim eine massive Moshpitschneise in den Speisesaal pflügen. Overkill wissen genau, was ihre Fans hören wollen. Die neuen Sachen werden manierlich in den Hintergrund gerückt, während ein Klassiker nach dem anderen in die Halle geschweißt wird. "Bring Me The Night" rockt knackig, bevor mit dem herrlichen "End Of The Line" erstmals seit langer Zeit wieder mal dem unterbewerteten "Under The Influence" gehuldigt wird. Fett, dynamisch und mitreisend!



Dass ein überwältigender Livebrocken wie das massive "
Necroshine" auch wieder mal den Weg in die Setlist findet, freut mich persönlich besonders. Die Watschn, die das monströse Riff dieses Songs austeilt, hallt noch lang nach. Mittlerweile ist aber ohnehin jeder einzelne im Saal weit über der Betriebstemperatur. Overkill wühlen weiter in der Schatzkiste ihres nicht enden wollenden Klassiker-Backkatalogs. Dass "The Years Of Decay" (zum Classic Review) diesmal nicht im Set stattfindet ist grundsätzlich zwar nicht zu verschmerzen, andererseits machen Songs wie "Hello From The Gutter" und das geniale "Overkill" diesen Makel locker wett. Overkill müssten ohnehin noch mindestens weitere drei Stunden spielen, um jeden ihrer großen Songs unterzukriegen. Man nimmt schlussendlich was man kriegt, und dass diesmal endlich auch wieder mal das alles in Grund und Boden doomende "Horrorscope" von meinem persönlichen Lieblingsalbum der Amis (zum Classic Review) mit von der Partie ist, gibt meinen alten Knochen dann schlussendlich ohnehin den Rest.
Bessere Songs wurden nie geschrieben. Mehr Groove und Wucht geht nicht



"
Ironbound" bestätigt in Folge, dass er einer der besten Overkill Songs der letzten Dekade ist und mit den Klassikern mithalten kann. Das saftige "Bitter Pill" besteht ebenso zwischen den großen Hits der Band und einer mitunter sehr überraschenden Setlist, die Songs offenbart, die man schon lange nicht mehr live hören durfte. Ich könnte und wollte mit Overkill heute noch stundenlang feiern und einige Songs mehr hätten zeittechnisch wohl auch durchaus noch Platz gehabt. Aber alles Schöne geht leider auch vorbei. Wenn dann letztendlich die entfesselte Dynamik von "Elimination" und dem obligatorischen "Fuck You+ durch die Halle fegen, dann ist man ebenso begeistert, wie auch enttäuscht darüber, dass diese mitreißende Hammershow leider auch schon wieder vorbei ist.

Overkill haben einmal mehr alles gehalten, was man sich von ihnen versprechen darf. Blitz, Verni und Co. sind unkaputtbar und noch immer eine der besten Livebands des Planeten. Da kann sich Alt und Jung immer noch amtlich was abschauen und ich für meinen Teil darf mich einmal mehr ganz tief vor einer meiner absoluten Lieblingsbands verneigen, die mich einfach noch nie enttäuscht hat.



Setlist Overkill:

1. XDM /Armorist
2. Hammerhead
3. Electric Rattlesnake
4. Powersurge
5. In Union We Stand
6. Rotten to the Core
7. Bring Me the Night
8. End of the Line
9. Necroshine
10. Horrorscope
11. Overkill
12. Hello From the Gutter
13. Ironbound
14. Bitter Pill
15. Elimination
16. Fuck You



Für die super Fotos zeichnet sich einmal mehr unser Mr. Barnes verantwortlich. Die kompletten Bildgalerien findet ihr unter diesem Link für Sanctuary und hier für Overkill....



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