HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
InterviewsLiveSpecialsArchiv ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Wings Of Steel
Gates Of Twilight

Review
Noveria
The Gates Of The Underworld

Review
Scott Stapp
Higher Power

Review
Manticora
Mycelium

Review
Night In Gales
Thunderbeast
Upcoming Live
München 
Mailand 
Statistics
282 Interviews
388 Liveberichte
194 Specials
Anzeige
Motörhead, Anthrax
01.12.2012, Zenith, München 
 
Professor Röar
Professor Röar
(9 Live-Berichte)
Wenn alte Helden wieder um die Blöcke ziehen, darf natürlich auch DS nicht fehlen. Und gemäß dieser Prämisse war auch der Professor in München im Zenith, um sich dort davon zu überzeugen, ob a) Metal-Altvater Lemmy immer noch stehen kann und b) die neuen alten Anthrax immer noch für brechende Moshpits sorgen können. Nicht weiter überraschend war das Zenith an diesem Tag ausverkauft und eine nicht unerkleckliche Menge von ca. 6000 Metal-Jüngern war dem Ruf von Lemmy und Scott Ian gefolgt, um heute Abend ein Old-School-Metal-Feuerwerk zu entfachen, das die Anwesenden wie durch ein Wurmloch zurück in die 80er katapultieren würde. Das anwesende Volk war dementsprechend zu 95% männlich, was zur grotesken Situation führte, dass man am Männerklo Schlange stehen musste, das Damenklo hingegen so gut wie gar nicht frequentiert wurde und ganz Schlaue Männer dort ihre Notdurft verrichteten. Auch der Altersschnitt im Publikum war den Musikern auf der Bühne angepasst, und so hatte der Professor nach langem wieder mal das Gefühl, mit seinem 4er an der Zehnerstelle nicht zu den Greisen dieses Abends zu zählen und sich angesichts der sonst üblichen Mehrzahl an pickeligen Teens nicht wie an seinem Arbeitsplatz zu fühlen. Im Gegenteil, der Professor trug an diesem Abend gar das sonnige Grinsen eines derjenigen, die nicht schon bald reif für den Rollator sind, geschätzte 30% des Publikums durften dieses Privileg nicht teilen. Rein optisch war das Publikum gut durchmischt, gefühlte 90% trugen Motörhead-Shirts, vom Kuttenträger zum Versicherungsangestellten in Cordhose war alles vorhanden, wobei jedoch das auch optisch erkennbare Metal-Volk überwog, inklusive exzessivem Alkoholkonsum vor, während und nach dem Gig.



Vor diesem Background waren die Opener Diaries Of A Hero dann wirklich absolut fehl am Platze. Das Londoner Quartett präsentierte eine eigentlich durchaus gelungene Mischung aus Nu Metal, Alternative und Metalcore, die jedoch für ein solches Package einfach zu kompliziert, zu wimpig und vor allem dank des saumiesen und viel zu leisen Mixes heute überhaupt nicht goutierbar war. Da man das Debutalbum "Behind The Mask" zudem nur als Download bekommen kann, sollte es die Jungspunde auf der Bühne nicht verwundern, wenn 95% der Anwesenden an diesem Abend ihre Songs nicht kennen – einige von ihnen haben wohl gar nur Vinyl-Player zu Hause. Nice try, but no, thanks.

Dass ein großer Teil der Anwesenden auch für Anthrax, die New Yorker-Thrash-Originale um Gitarrenrumpelstilzchen Scott Ian, gekommen war, wurde spätestens bei der frenetischen Begrüßung der Band durch das Mosh-bereite Publikum klar. Und Anthrax legten auch sofort furios los mit "Caught In A Mosh" vom 1987er-Hammer "Among the Living", sicher eines der Top-10-Thrash-Alben aller Zeiten, und Joey Belladonna bewies, dass er ein hervorragender Frontman ist, der den Kontakt zum Publikum sucht, und auch stimmlich immer noch mühelos die alten Songs packt. Weiter ging es mit "Fight'em Till You Can't" vom ziemlich überzeugenden Comebackalbum "Worship Music" (zum Review) und was dann folgte, war eine gelungene Best-Of-Show beider Joey Belladonna-Phasen. Wenig überraschend wurde kein einziger Song aus der Zeit mit John Bush gespielt, was angesichts der Tatsache, dass Bush eigentlich länger bei den New Yorkern diente als Belladonna, ziemlich frech ist, aber so läuft das eben im Show-Business, wo sogar Thrasher wie eitle Opern-Diven agieren. Zumindest vom grenzgenialen "Sound Of White Noise"-Album hätte man einen Song spendieren können.
Dafür gab es aus der Frühphase mit Neil Turbin das schnelle, geradlinige" Deathrider" zu hören, das die Band Motörhead widmete. Zwischendurch wurde bei "In the End" der großen Helden Dio und Dimebag Darrell gedacht und nach knapp 60 Minuten war der Spuk auch schon wieder zu Ende, leider diesmal ohne den Überhit "N.F.L.", der das Zenith wohl zum Einstürzen gebracht hätte.
Tortz der eher durchwachsenen Songauswahl konnten Anthrax alte und neue Fans mit riesiger Spielfreude, einem souverän agierenden Joey Belladonna und natürlich dem ohne Unterlass moshenden Scott Ian überzeugen. Auch Bassist Frank Bello und Lead-Gitarrist Rob Caggiano gaben ihr Bestes und sorgten für ordentlich Bewegung auf der Bühne. Da fiel es nicht mal auf, dass Charlie Benante heute nicht dabei war, da er aus familiären Gründen in die Staaten zurück gereist war und auf dieser Tour durch Jon Dette, der auch schon bei Slayer und Testament ausgeholfen hatte, ersetzt wurde. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass mit Anthrax definitiv immer noch zu rechnen ist, beim nächsten Mal aber bitte etwas länger und mit besserer Songauswahl.



Setlist Anthrax:

• Caught in a Mosh
• Fight 'Em 'Til You Can't
• Antisocial
• Indians
• In the End
• Deathrider
• Madhouse
• Got the Time
• The Devil You Know
• I Am the Law



So gut Anthrax vom Publikum in München auch aufgenommen wurden, war es doch klar, dass das Gros der Anwesenden wegen Lemmy gekommen war. Und der enterte dann auch gleich mit einer Überraschung die Bühne, als er das Publikum mit seinem Standard "We are Motörhead!" begrüßte, aber anstatt des obligaten "And we play Rock'nRoll!" den ersten Song mit den Worten "And we are all gonna die!" ankündigte. Das war's dann aber auch schon in Sachen Surprise, denn der Rest des Abends war eben Motörhead wie man sie seit Jahrzehnten kennt. Lemmy wie angewurzelt hinter seinem Mikro in Cowboyhut und Boots, daneben Phil, äußerst spielfreudig und sogar redselig in Doppelconference mit dem Meister himself (dessen Genuschel wie üblich sogar von native speakers kaum verstanden wird) und die Drummachine Mickey Dee als solides Rückgrat der Band. Die Songauswahl war zufriedenstellend, wobei man bei gefühlten 200 Studioalben wohl niemals alle Fans glücklich machen kann. Mir persönlich fehlten heute "Orgasmatron" und Songs vom 1987er-"Rock'n Roll"-Album, dafür gab's vom (ungerechtfertigterweise) viel geschmähten 1983er "Another Perfect Day"-Album mit Robbo Robertson den Kracher "Rock It" und das Thin Lizzy-Cover "Are You Ready". Dazwischen durfte Mickey Dee ein ordentliches Schlagzeugsolo präsentieren und natürlich fehlten die Standards "Ace Of Spades" und "Overkill" an diesem Abend auch nicht.
Die Lichtshow war massiv, ebenso die Lautstärke, wie üblich nah an der Schmerzgrenze. Im vorderen Teil der Halle war der Sound zudem wirklich matschig, Lemmys Gekrächze kaum zu vernehmen. Wer mehr Wert auf gute Akustik legte, musste sich in den hinteren Teil der Halle begeben, wo man klarerweise nicht mehr alle Warzen in Lemmys Gesicht erkennen konnte. Ein großer Nachteil der Zenith-Halle in München, aber zur Vorbeugung eines Gehörsturzes absolut zwingend.
Nach kanpp 70 Minuten war dann wieder Schluss und man ging mit der beruhigenden Gewissheit nach Hause, dass Lemmy immer noch der zäheste Rock-Opa ist und trotz der über 50 Jahre Rock'n Roll-Lifestyle immer noch brutal rockt und das wohl auch die nächsten 10 Jahre tun wird.



Setlist Motörhead:

• I Know How to Die
• Damage Case
• Stay Clean
• Metropolis
• Over the Top
• Doctor Rock
• Guitar Solo
• The Chase Is Better Than the Catch
• Rock It
• You Better Run
• The One to Sing the Blues
• Going to Brazil
• Killed by Death
• Ace of Spades
• Are You Ready
• Overkill
Wings Of Steel - Gates Of TwilightNoveria - The Gates Of The UnderworldScott Stapp - Higher PowerManticora - MyceliumNight In Gales - ThunderbeastSkeletal Remains - Fragments Of The AgelessDavid Reece - Baptized By FireIvory Tower - Heavy RainMessiah - Christus HypercubusMorbid Saint - Swallowed By Hell
© DarkScene Metal Magazin