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Schandmaul - 6 mal in den Topf gespuckt und einmal umgerührt
Schandmaul - 6 mal in den Topf gespuckt und einmal umgerührt  
Ein Tag voller Überraschungen: nach dem spontan besuchten Schandmaul-Konzert geben Thomas, Ducky und Anna auch noch ganz spontan ein Interview am Boden der Konzerthalle im Orpheum Graz. Dabei bestätigen sie, dass wir Grazer doppelt soviel Krach machen, und erläutern, wie man ein richtiges Schandmaul-Süppchen kocht ...
Heimdall
Heimdall
(12 Interviews)
(Nach dem Konzert im Grazer Orpheum (21.03.2003) vor knapp 100 Besuchern trinken die Jungs und Mädels von Schandmaul erst mal noch ein Bier mit den Fans, lassen sich mit ihnen ablichten und signieren CDs und Plakate. Der Sänger Thomas stimmt spontan dem Vorschlag zu, ein kleines Interview zu geben. Wenig später begeben er, der Gitarrist Ducky und die Violin- bzw. Drehleier-Spielerin Anna sich mit mir und meinem Freund Hope wieder in die Konzerthalle, wo wir ungestört am Boden sitzen, welcher für meine handschriftlichen Notizen als passende Unterlage dient...)

DarkScene: Wie war das Konzert für Euch?
Thomas: Supergeil! Es hat alles gepasst: die Bühne, die Technik, die Hauscrew und vor allem das Publikum. Es hätten natürlich mehr Leute hereingepasst, aber die Stimmung war trotzdem super. Es gibt ein Bundesland in Deutschland, dessen Namen wir nicht verraten wollen: dort spielen wir vor 500 Leuten, aber 100 Leute hier in Graz machen doppelt soviel Krach!
DarkScene: Graz ist heuer bekanntlich die Kulturhauptstadt Europas. Wie gefällt es Euch hier?
Ducky: Wir hatten heute bereits eine Stadtrundführung, waren auf dem Schlossberg, haben den Dom im Berg gesehen, waren in der Innenstadt und sind in einem Café gesessen. Wir haben sogar ein Zwickl-Bier getrunken! Und dann waren wir auch noch auf dieser komischen schwimmenden Insel. Als wir die betraten, fragten wir uns: “Sind wir schon betrunken?“ (wir lachen)

DarkScene: Einige Leser werden Euch noch nicht kennen. Wie würdet Ihr denn Eure Musik beschreiben?
Thomas: Wir werden nicht von einem Stil charakterisiert, sondern sind 6 Musiker, die alle in einen Topf spucken – dann wird umgerührt und Schandmaul kommt heraus. Unsere Musik kommt also durch viele individuelle Einflüsse zustande. Es ist auch interessant, dass wir Genrekollegen wie In Extremo oder Subway To Sally anfangs teilweise noch gar nicht kannten! Wir sind jedoch sehr froh über unsere fleißigen Brüder- und Schwesterbands, die sich seit 10 Jahren regelrecht den Arsch aufreißen. Dadurch ist ein sehr freundschaftliches Genre entstanden: Das Publikum und die Bands sind sehr offen, man spielt gerne zusammen auf Festivals und so weiter. Wir haben auch ein ausgezeichnetes freundschaftliches Verhältnis zu In Extremo und arbeiten für eine Version von "Willst Du" mit deren Sänger Micha zusammen. Was uns mit den anderen verbindet, sind die mittelalterlichen Klangfarben einiger Instrumente. Ohne diese Instrumente wären die Unterschiede viel offensichtlicher. In Extremo und neuerdings auch Subway To Sally würden eher ein wenig wie Rammstein klingen, Schandmaul mehr nach Folk-Rock.
DarkScene: Denkt Ihr darüber nach, andere Kultureinflüsse in Eure Musik einzugliedern, z.B. arabische?
Anna: Nicht direkt. Das wäre eher ein Unterschied in den Melodien und nicht in den Klangfarben. Wir spielen auch nichts authentisches, sondern sozusagen unseren “eigenen Mist“ unter Zuhilfenahme mittelalterlicher Instrumente.

DarkScene: Ihr habt während dem Konzert T-Shirts mit großen Friedenssymbolen angezogen. Wie kam diese Idee zustande? Denkt Ihr, dass sich Bands generell politisch äußern sollten?
Thomas: Wir machen keine politische Musik, denn unser Anliegen ist es, Leute aus ihrem Alltag zu entführen, damit sie auf unseren Konzerten Spaß haben. Die Idee entstand auf der Fahrt nach Wien. Schon in der Nacht lag ein Beginn der militärischen Handlungen im Irak in der Luft. Als wir dann in der Früh die Radiomeldungen über die ersten Bomben vernahmen, bekamen wir alle eine dicken Hals. Das geht uns alle an! Also haben wir uns weiße T-Shirts gekauft und spontan besprüht. Diese Sache macht uns wütend, und es ist ein sehr aktuelles Thema, was schließlich zu unserer Aktion geführt hat. Eine Militärmacht hat soviel Einfluss, dass sie alle anderen Staaten und den Sicherheitsrat einfach übergehen kann. Dabei sollte auf der Welt besser ein friedliches militärisches Gleichgewicht herrschen. Aber der dumme Bush hat das zerstört!

DarkScene: Würdet Ihr auch auf einer mittelalterlichen Hochzeit spielen?
Anna: Ja klar! Das haben wir auch schon gemacht. Wenn jemand uns buchen will, muss er oder sie sich nur an ExtraTours wenden. Natürlich hängt es davon ab, ob wir zum fraglichen Termin noch zu haben sind. Wir spielen allerdings nicht akustisch, sondern wie gewohnt mit Verstärkern, weil unsere Songs einfach für Verstärker arrangiert sind und uns das eher liegt.
DarkScene: Wenn Ihr auf alle Instrumente bis auf eines verzichten müsstet: welches wäre das?
Thomas: Auf alle Fälle brauchen wir die Stimmen, dazu würden wir die Gitarre nehmen. Man braucht einfach ein Instrument für die Akkorde. So wie am Lagerfeuer! (wir lachen)
DarkScene: Welcher Spielort war für Euch bislang am weitesten von der Heimat (München) entfernt?
Ducky: Vermutlich norddeutsche Orte wie Lübeck und Rostock. Wir sind bisher in der Schweiz, in Italien – genau genommen Südtirol –, in Österreich und natürlich in ganz Deutschland aufgetreten. Die längste einzelne Reise war von der Runneburg in Weißensee (Thüringen) um zwei Uhr morgens zum Marienplatz in München, wo wir um zehn Uhr morgens bereits wieder spielen mussten. Das haben wir zwar geschafft, aber danach waren wir ziemlich streichfähig!

DarkScene: Wo werdet Ihr, wenn alles nach Wunsch läuft, in 10 Jahren stehen?
Ducky: Im Wembley-Stadion! (wir lachen)
Thomas: Ich hoffe, dass wir über die Grenzen Deutschlands hinaus besser bekannt werden, und dass es uns in 10-20 Jahren immer noch gibt.
Ducky: Es wäre toll, immer einen bestimmten Zuschauerschnitt zu haben und damit jeden Abend eine große Halle zu füllen.
Anna: Ich wünsche mir, dass wir und unser Publikum dann immer noch soviel Spaß haben und dass unsere Energie und Power bestehen bleibt!
DarkScene: Das hoffen wir auch! – Was wollt Ihr den Lesern noch sagen?
Thomas: Am 23.6. kommt unsere Live-DVD/CD heraus, die ist wirklich hammergeil. Wir haben das Konzert in München im Backstage aufgenommen, das war ein richtiger "Hexenkessel" – daher auch der Name. Man kann uns auf der DVD überall begleiten: Backstage, im Nightliner, im Proberaum, bei Interviews und so weiter!

DarkScene: Die letzte Frage: wie lautet Euer Lieblingswitz?
Anna: Oh je! So spontan fallen uns nur unanständige Witze ein.
DarkScene: Das macht gar nichts, nur her damit!
Anna: Kommt eine Frau zum Arzt und sagt: “Herr Doktor, Herr Doktor, meine Spirale ist zu groß!“ – “Kommen Sie doch mal rein.“ – Doing, doing, doing! (wir lachen, obwohl – oder gerade weil – der Witz gar nicht so besonders war :-))
DarkScene: Ich hoffe, Ihr kommt bald wieder nach Graz!
Thomas: Das hoffen wir auch. Vielen Dank für das Interview!
DarkScene: Ich danke Euch!
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