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Mayfair - Emotionale Ausbrüche und Tiefgang.
Mayfair - Emotionale Ausbrüche und Tiefgang.  
Wochen vor der Veröffentlichung des neuen Mayfair-Meisterstückes "My Ghosts Inside" traf sich unser hochkarätiger Neuzugang und Band-Intimus Alex mit Sänger Mario, um ein ausführliches Gespräch zu führen...
Alex Fähnrich
Alex Fähnrich
(14 Interviews)
DarkScene: Hi Mario! Erst mal danke für die Möglichkeit schon jetzt in euer neues Album "My Ghosts Inside" reinzuhören. Obschon ein Stream natürlich noch kein endgültiges Urteil zulässt, bin ich schon jetzt völlig überwältigt. Zunächst einmal habe ich den Eindruck, dass das Teil noch schneller ins Ohr geht als der Vorgänger "Schlage, mein Herz, Schlage", aber trotzdem bei jedem Durchlauf wächst, ohne dass ein Ende dieses Prozesses abzusehen ist. Hast du selbst schon den nötigen Abstand, um einzuschätzen, was für ein Monster ihr da erschaffen habt?

Mario: Den notwendigen Abstand habe ich derzeit noch nicht. Ich kann mich aber noch erinnern, als wir ungefähr die Hälfte der Songs geschrieben hatten und ich die Proberaumaufnahmen zu Hause durchgehört hatte, dass die Songs schon damals enormen Tiefgang hatten. Ich konnte mir damals auch schon vorstellen, wohin das im Studio führen kann. Genau so war es dann auch und schon bei den Pilotspuren spürten wir, dass wir für uns etwas Besonderes erschaffen.

DarkScene: Es gibt allerdings auch einige Parallelen zwischen "Schlage" und "Ghosts". So ähneln sich die beiden Abschlusstracks ziemlich. Beim Vorgänger machte das Herz "Schlage" nun macht es "Boom". Wo siehst du Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem neuen Album und eurem bisherigen Schaffenswerk?

Mario: Zum Glück gibt es Parallelen. Wir lieben "Schlage" nach wie vor, hat uns das Album doch so viele Türen geöffnet. Bei "Ghosts" haben wir unsere Stilelemente und auch unsere Stärken noch bewusster eingesetzt. Dazu gehören harte Passagen aber natürlich auch balladeske Töne. Wir wollten einen gewissen Suchtfaktor beim Hörer erreichen. Ok, was die Abschlusssongs gemeinsam haben ist sicher ein versöhnlicher Abschluss. Das ist uns wichtig.



DarkScene: Der Titel scheint Programm zu sein und auch ohne Texte versteht man, dass es lyrisch hoch emotional zugeht. Du selbst scheinst jeden Song förmlich zu durchleiden. Magst du uns ein paar Einblicke in deine innere Geisterwelt geben? Welche Tracks liegen dir persönlich besonders am Herzen?

Mario: Bei unseren letzten Alben habe ich oft Charaktere erfunden und bin dann gerne in diese Rollen geschlüpft. Diese Art nutzen ja auch z.B. viele Buchautoren. Bei "Ghosts" gab ich mir selbst diesen Schutzmantel nicht. Das ist künstlerisch als auch persönlich sehr befriedigend, macht dich aber auf der anderen Seite auch antastbar. Deshalb mag ich auch keine einzelnen Erklärungen, was der einzelne Song für mich bedeutet. Was geht die Öffentlichkeit meine tiefsten Gedanken an?
Wenn wir die Songs spielen läuft die Story bei mir wie ein innerer Film ab und die Worte unterstützen mich nur dabei, diese Bilder wieder zu finden oder abzurufen. Es kann daher durchaus sein, dass sie nüchtern betrachtet wenig Sinn machen. Ich finde auch meine Texte nur mit dem passenden musikalischen Arrangement richtig packend.
Natürlich habe ich eine passende allgemeine Erklärung für das textliche Konzept parat: Bei "My Ghosts Inside" geht es um die positiven als auch negativen Kräfte, die in jedem von uns schlummern und uns in gewissen Momenten aus der Komfortzone rausknallen. Genau diese Ausbrüche waren für uns interessant musikalisch und lyrisch umzusetzen.

DarkScene: Dein Gesang ist noch variabler und extravaganter als man es ohnehin von dir kennt. In "Desert" hört man dich sogar zum ersten Mal growlen. Hat sich das während der Aufnahmen so ergeben oder hattest du dir schon im Vorfeld vorgenommen dein Gesangsspektrum noch weiter auszubauen?

Mario: Die "Growls" kamen eigentlich kurz bevor wir ins Studio gegangen sind hinzu. Ich war selbst überrascht und fand es einfach cool. Ähnlich wie ein Kind, welches ein neues Spielzeug entdeckt. Ich erkannte dann im Studio meine Stimme bei diesen Parts erst auch nicht und das war einfach ein tolles Gefühl. Dennoch habe ich darauf geachtet, dass es nicht ausartet und - passend zum Gesamtkonzept des Albums - nur gezielt eingesetzt wird.

DarkScene: Im Vergleich zu "Schlage" hat der Anteil deutscher Texte gegenüber den englischen wieder etwas abgenommen - Zufall oder Absicht? Wovon hängt es ab, welche der beiden Sprachen du für welches Stück bzw. welche Passage verwendest?

Mario: Wir nehmen immer alle unsere Sessions im Proberaum auf und ich schreibe meistens noch in derselben Nacht den Text. Ich bilde mir einfach ein, dass gerade bei diesen ersten Momenten, die Melodie und die Emotionen am Stärksten sind. In dieser Phase entscheide ich dann intuitiv, ob der Text in Deutsch, Englisch oder gemischt wird. Manchmal habe ich auch schon Notizen parat und die Textfetzen passen dann auf das Musikthema. Hier lasse ich mich von meinem Inneren leiten und versuche ja nicht rational zu denken. Wenn ich mir aber gar nicht sicher bin, komme ich mit verschiedenen Versionen in den Proberaum. Wenn wir dann die Idee erneut anspielen entscheidet der Blick zu Rene.



DarkScene: Musikalisch ist in meinen Ohren euer Zusammenspiel noch besser geworden. Jolly (Drums) und Hannes (Bass) harmonieren so gut wie Little und Mötle in eurer Frühphase und Rene hat seinen Signaturesound noch weiter verfeinert. Ein gutes Beispiel dafür ist 'Ghostrider'. Oberflächlich klingen viele Parts fast eingängig, darunter entdeckt man jedoch eine Vielzahl an Finessen und Feinheiten. Ihr scheint diesmal noch härter am Songwriting gearbeitet zu haben...

Mario: Genau. Ideen hatten wir ja wieder sehr viele. Dennoch hat nicht jede Idee das Zeug zu einem guten Song. Beim Arrangieren kommt auch der Faktor des eigenen Instruments hinzu. Bei meinem Instrument ist meine Messlatte, dass der Song auch nur mit einer Stimme und einer Akustik-Gitarre funktionieren muss und man mir die Geschichte, die ich erzähle, auch abnimmt. Die anderen haben für sich eigene Parameter. Passt dann noch das Zusammenspiel und ist eine gemeinsame spürbare Energie da, naja, dann knallt’s.

DarkScene: Durch die Komprimierung entfaltet sich der Sound der Aufnahmen im Stream zwar noch nicht in vollem Umfang, aber in Sachen Produktion habt ihr euch offensichtlich ebenfalls nochmals steigern können. Was habt ihr bei den Aufnahmen diesmal anders gemacht und welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit eurem ehemaligen Drummer Little im Studio?

Mario: Wir als Band hatten vor den Aufnahmen klare Vorstellungen, wie die Aufnahme klingen sollte und wie nicht. Der Transfer unserer Musikersprache zur Technikersprache benötigt aber Zeit. Zeit, die wir und die Tontechniker uns nahmen bevor wir im Studio den ersten Ton anspielten. Das war sicher ein wichtiger Punkt und hier ist auch die geografische Nähe ein Vorteil. Auch das wir mit Thomas Cook einen Engineer haben, der uns seit den Neunzigern begleitet. Er ist einfach ein alter Fuchs und arbeitet mit seinem Team mit sehr viel Herzblut.
Bei Little ist es ähnlich. Er hat wirklich sehr große Produktionen in seinem Studio und recorded und mastered auch das ganze Jahr durch. Wir sind sowas wie Österreichs "musikalische Westmafia". Was uns verbindet ist sicher die lange musikalische Erfahrung von der Bandmaschine bis Pro Tools, das ähnliche Verständnis für Musik, die kurzen Wege in der Kommunikation und die tiefe Freundschaft. Diese Vorteile nutzen wir auch bewusst, damit wir mit Bands die mehr Budget haben, mithalten können.

DarkScene: Ich kann es kaum erwarten, das neue Material und natürlich eure Klassiker (wie z.B. 'Adam' ;-)) live zu erleben. Nach Athen zu eurem Auftritt beim Up The Hammers-Warm-Up werde ich es leider nicht schaffen. Was ist mit euren Plänen für eine Tour mit Kenn Nardi (Anacrusis) geworden? Wann und wo wird man Mayfair 2016 auf der Bühne sehen?

Mario: Wir planen derzeit eine Clubtour im April/ Mai. Sobald diese vertraglich abgesegnet sind veröffentlichen wir diese auf unsere Homepage und Facebookseite ( www.mayfairbrigade.com| - www.facebook.com/mayfairfans). Ein Highlight wird sicher die Feier von Thomas Becker in München im Club Garage Deluxe am 16.4.16. Dieses Konzert wird auch unsere Tauffeier der neuen CD und ein Treffen vieler Freunde. Bzgl. der Tour mit Anacrusis: Rene hat mit Kenn fast schon täglich Kontakt. Beide Bands möchten auch unbedingt einmal zusammen live spielen, bisher liegen aber noch keine konkreten Angebote auf dem Tisch. Das braucht vielleicht noch etwas Zeit.



DarkScene: Ihr habt ja ein ganz besonderes Verhältnis zu euren griechischen Fans und tretet dort regelmäßig auf. Wie kommt das? Ohnehin habt ihr einen unheimlich engen Draht zu euren Anhängern und spielt sogar auf deren Geburtstagsfeiern. Ich habe immer das Gefühl, dass das Mayfair-Lager eine einzige große Familie ist...

Mario: Das kommt noch aus unseren Anfangstagen und aus den Brieffreundschaften wurden Facebookfreundschaften und später dann richtige Freundschaften. Trotz der schlechten finanziellen Lage sind die Veranstalter und auch Musikfans in Griechenland sehr aktiv und auch bereit für Kunst ein Risiko einzugehen. Bei unserer letzten Show in Hamburg waren aber die Reaktionen im gleichen Maße überwältigend wie in Griechenland. Deutschland zieht hier also ganz schön nach (Lacht!).
Das mit der Familie stimmt schon. Ich kann mir das aber nicht anders vorstellen. Wie sonst sollen wir Leuten begegnen die unsere Musik lieben und wertschätzen, die Leidenschaft zur Musik mit uns teilen oder uns in ihre Stadt einladen um live zu spielen?

DarkScene: Mario, ich habe noch einen handgeschriebenen Brief von dir, aus euren Demozeiten. Wenn du die vergangenen 25 Jahre Revue passieren lässt, worauf bist du besonders stolz und was bedauerst du im Nachhinein? Was treibt dich, was treibt euch alle, immer noch an mit soviel Herzblut Musik zu machen?

Mario: Ich bin sehr stolz darauf, dass ich in dem Wirkungskreis "Musik" so gut wie alles ausleben kann. Für mich ist das auch etwas, das von mir einmal übrig bleibt. Ich habe zudem Leute um mich, die es gut mit mir meinen. Auch den Respekt und die Verlässlichkeit die wir in unserer Band pflegen, bedeutet mir als Mensch sehr viel. Darauf bin ich besonders stolz.
Bedauern? Natürlich gibt es Dinge die ich bedaure, geißle mich aber nicht damit. Ich denke, dass gewisse Entscheidungen zu einem gewissen Zeitpunkt mit dem damaligen Wissen okay waren. Falls nicht und ich draus gelernt habe, ist dies doch ein gelungener Prozess. Ich achte aber darauf, Fehler nicht ein zweites Mal zu machen.

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